Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
Delphine berichten, tatsächlich so etwas wie gemeinsame Vorfahren der Tunnelschlangen und der Zwergdrachen sind.«
Mairi war überrascht.
»Tunnelschlangen und Zwergdrachen?«
»Hmm, ja, denn hier auf Pern hat sich das Leben ebenso aus dem Meer entwickelt wie auf der Erde. Natürlich mit einigen Abweichungen.« Pol war fröhlich ins Dozieren geraten, und sein Publikum hörte ihm aufmerksam, wenn auch etwas ungläubig zu. »Ja, ein im Wasser lebender, aalähnlicher Vorfahre. Mit sechs Gliedmaßen. Die beiden vorderen«, - er zeigte auf den Zwergdrachen, der immer noch mit den Krallen seinen Krümel festhielt -, »waren ursprünglich als Fangnetze ausgebildet. Man sieht noch, wie sich die Vorderklaue gegen die statischen Hinterklauen bewegt. Bei den Zwergdrachen wurden die Netze durch drei Finger ersetzt, sie haben sich auch für Flügel entschieden anstelle der stabilisierenden Mittelflossen, während das hintere Gliedmaßenpaar der Vorwärtsbewegung dient. Bei unserer Tunnelschlange, die sich an das Leben auf dem Trockenen angepaßt hat, entwickelten sich aus den vorderen Gliedmaßen Grabwerkzeuge, das mittlere Paar dient weiterhin der Stabilisierung, und mit den hinteren Gliedmaßen steuert sie oder hält sich fest. Ja, ich bin ziemlich sicher, daß die Planktonfresser den Vorfahren unserer lieben Freunde hier sehr ähnlich sind.« Pol strahlte Duke an, der gemächlich einen neuen Krümel von Sorka entgegennahm. »Aber…« Er zögerte.
Sorka wartete höflich, sie wußte ja, daß der Zoologe mit seinem Besuch einen bestimmten Zweck verfolgte.
»Kennst du vielleicht zufällig ein unberührtes Nest?« fragte er schließlich.
»Ja, Sir, aber es ist kein großes Gelege, und die Eier sind kleiner als viele andere, die ich gesehen habe.«
»Na ja, vielleicht gehören sie einem der kleineren grünen Weibchen«, meinte Pol. »Nun, da die Grünen nicht so besorgt um ihre Nester sind wie die Goldenen, wird sie nicht allzusehr darunter leiden, wenn wir uns ein paar Eier ausborgen. Aber ich wollte dich noch um einen zweiten, größeren Gefallen bitten. Ich kann mich gut daran erinnern, daß du erzählt hast, du hättest den Körper eines Nestlings im Wasser gesehen. Passiert so etwas häufig?«
Sorka überlegte und begann dann in dem gleichen sachlichen Tonfall zu erklären: »Ich glaube schon. Manche von den Nestlingen schaffen es einfach nicht. Entweder bekommen sie nicht genug zu fressen, um das Trauma des Ausschlüpfens zu überwinden -« Sie war so vertieft, daß sie gar nicht bemerkte, wie ein schwaches Lächeln um Pol Nietros Mundwinkel zuckte. »- oder sie werden von Wherries getötet. Kurz vor dem Ausschlüpfen bringen die älteren Zwergdrachen nämlich Seetang und bauen damit einen Ringwall um das Gelege, und dann bieten sie den Nestlingen Fische und Krabbelgetier an und alles, was sie sonst finden können.«
»Hm, das ist eindeutig eine Prägung«, murmelte Pol.
»Wenn die Kleinen ihren Bauch gefüllt haben, sind auch die Flügel trocken, und sie können mit dem Rest des Schwarms davonfliegen. Die älteren Zwergdrachen halten inzwischen alle Schlangen und die Wherries fern, um den Kleinen eine Chance zu geben. Aber einmal hat Sean ein aalähnliches Wesen gesehen, das bei Flut aus dem Meer heraus angriff. Dieser Nestling hatte keine Chance.«
»Sean ist dein so schwer zu fassender, aber oft erwähnter Verbündeter?«
»Ja, Sir. Wir beide haben gemeinsam das erste Nest entdeckt und es bewacht.«
»Meinst du, er würde uns helfen, Nester und… die Nestlinge zu finden?«
Sorka sah den Zoologen lange prüfend an. Er hatte bisher immer sein Wort gehalten, und an jenem ersten Tag, als sie Duke nach Hause brachte, war er sehr rücksichtsvoll gewesen. Sie entschied, daß er vertrauenswürdig sei, aber sie dachte auch daran, daß er in Landing großen Einfluß hatte und vielleicht einiges für Sean tun konnte.
»Wenn Sie mir versprechen, versprechen - ich müßte mich für Sie verbürgen -, daß seine Familie eines der ersten Pferde bekommt, wird er Ihnen fast nichts abschlagen.«
»Sorka!« Mairi schämte sich für ihre Tochter. Das Mädchen verbrachte wirklich zuviel Zeit mit diesem Jungen, und er hatte einen schlechten Einfluß auf sie. Zu ihrer Verwunderung lächelte Pol jedoch belustigt und streichelte Sorkas Arm.
»Laß gut sein, Mairi, deine Tochter hat einen wachen Instinkt. Solche Tauschgeschäfte sind auf Pern allgemein üblich.« Er wandte sich mit gebührendem Ernst wieder an Sorka. »Er ist
Weitere Kostenlose Bücher