Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
Augenlicht verloren, und alle hatten schwere Verbrennungen am Rücken und an den Mäulern, die sie zum Atmen aus dem Wasser gestreckt hatten. Immerhin ließen sie sich anspannen, sonst wäre es unmöglich gewesen, die Wagen aus dem Teich zu ziehen. Von den reiterlosen Rennern fanden nur vier - erheblich verletzt, aber lebend - den Weg zurück.
Als Jayge ein wenig Abstand von der entsetzlichen Tragödie gewann, erkannte er, wie glimpflich er und Fairex davongekommen waren. Seine Mutter schien den Verlust ihrer beiden jüngsten Kinder kaum zu begreifen. Immer wieder sah sie sich um und zog ratlos die Stirn in Falten. Noch ehe Crenden beschloß, sich an die Kimmage-Siedlung um Hilfe zu wenden, hatte sie begonnen, immer wieder leise und schüchtern zu husten.
Am zweiten Morgen traten die Lilcamps mit geflicktem Zaumzeug und immer noch feuchten Wagen den Rückweg nach Kimmage an. Es ging ständig bergauf, eine Strapaze für die Tiere mit ihren offenen Wunden und für die gramgebeugten, verzweifelten Menschen.
Jayge führte seine kleine, geduldig dahinstapfende Stute am Zügel, die drei kleinsten von Borels Kindern saßen weinend auf ihrem Rücken. Ihre Mutter hatte sie mit ihrem eigenen Körper vor einem Fädenknäuel geschützt und war bis auf die Knochen zerfressen worden, ehe ihre leblose Gestalt in den Teich glitt und die unersättlichen Organismen ertränkte.
Challer war um gekommen, als er versuchte, sein kostbares Gespann zu retten.
»Eines begreife ich nicht, Bruder«, hörte Jayge seinen Onkel Readis flüstern, als sie sich die Straße hinaufquälten.
»Warum hat uns Childon keine Hilfe geschickt?«
»Wir haben auch ohne ihn überlebt«, antwortete Crenden teilnahmslos.
»Wir haben sieben Menschen und die meisten Wagen verloren, und das nennst du überleben, Cren?«
Readis' Stimme war heiser vor Zorn. »Childon hätte doch wenigstens so viel Anstand besitzen müssen…«
»Was du Anstand nennst, ist aus der Siedlung geflüchtet, als die ersten Fäden fielen. Du hast so gut wie ich gehört, was dieser Drachenreiter sagte!«
»Aber… Ich habe auch gehört, wie Childon dich bat, doch noch zu bleiben. Jetzt brauchen sie uns gewiß noch mehr.«
Crenden warf seinem jüngeren Bruder einen langen zynischen Blick zu und schleppte sich achselzuckend weiter, in Stiefeln, deren Sohlen sich durch die Beanspruchung der letzten Tage lösten. Jayge zuckte unmerklich zusammen und tastete nach seinem Beutel mit den mühsam ersparten Marken. Den neuen Sattel konnte er jetzt vergessen. Es gab andere Dinge, die dringender benötigt wurden.
Trotz seiner Jugend wußte er, daß mit einem Schlag alles anders geworden war.
Und trotz seiner Jugend begriff er auch, wie himmelschreiend ungerecht Childon und alle Pächter von Kimmage die Lilcamps bei ihrer Rückkehr behandelten.
Waren sie zuvor Ehrengäste gewesen, geschätzte Partner im Holzhandel, so hatten sie nun fast ihren ganzen Besitz verloren; Wagen, Vieh und Werkzeug.
»Die Fädeneinfälle werden fünfzig lange Planetenumläufe andauern, und ich muß mich zuerst um meine Pächter kümmern. Ich kann nicht jede heimatlose Familie aufnehmen, die selbst keine Vorsorge getroffen hat«, sagte Childon, ohne Crenden dabei auch nur ein einziges Mal in die Augen zu blicken. »Sie haben Verletzte und Kranke dabei, und Kinder, die noch zu klein sind, um sich nützlich zu machen. Ihr Vieh hat schwer gelitten. Die Heilung wird viel Zeit und Medizin kosten. Ich muß bei jedem Fädeneinfall Bodenmannschaften zur Verfügung stellen, um nicht nur den Igen-, sondern auf Verlangen auch den Benden-Weyr zu unterstützen. Ich stehe ohnehin schon unter großem Druck. Sie müssen meine Lage verstehen.«
Einen Augenblick lang hoffte Jayge, sein Vater werde empört aus Childons Hof stürmen. Dann mußte Gledia husten und hielt sich die Hand vor den Mund, um das Geräusch zu dämpfen.
Das war wohl der Augenblick, da sein Vater aufgab, überlegte Jayge später.
Crenden ließ die breiten Schultern hängen und senkte den Kopf.
»Ich verstehe Ihre Lage durchaus, Gutsherr Childon.«
»Nun, solange Sie Einsicht zeigen, werden wir sehen, was sich machen läßt. Sie können im Stall schlafen. Ich habe viel Vieh verloren, das sich sicher nicht so bald ersetzen läßt. Wegen der Kosten für Ihre Tiere werden wir uns später noch unterhalten, ich kann nämlich kein Futter an unnütze Fresser verschwenden, nicht, wenn Fäden fallen.«
Eigentlich überraschte es keinen der Lilcamps, als Readis diese
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