Die Drachenreiter von Pern 11 - Die Weyr von Pern
Bräune blaß geworden war und daß er ungewöhnlich grimmig wirkte für einen Mann, der, nur in Begleitung einer goldenen Feuerechse und eines Rennerfohlens, monatelang die Küstengebiete des Südkontinents durchstreift hatte, ohne je den Humor zu verlieren.
»War es nötig, auch Farli und Meer noch hinauszulocken?«
»Sie sind aus freien Stücken gekommen. Ruth sagt, der Weltraum ist ihnen zu groß.« Jaxom fand diese Untertreibung zum Lachen. »Ruth hat es ausgezeichnet gefallen«, fuhr er fort und merkte im gleichen Moment, wie wenig er damit ausdrückte. »Mir übrigens auch«, fügte er mit Nachdruck hinzu und rief sich noch einmal den Eindruck unermeßlicher Weite ins Gedächtnis, »sobald ich mich daran gewöhnt hatte.«
Er nahm den Helm ab und grinste zu Piemur hinab.
»Eigentlich ist es nicht viel anders als im Dazwischen, und bei weitem nicht so gefährlich. Ruth hatte ganz recht, er kann jederzeit ins Dazwischen gehen und auftauchen, wo er will, deshalb können wir im Weltraum eigentlich nie ernsthaft in Gefahr geraten.«
»Das hört sich so an, als wolltest du dich selbst überzeugen, während deine fünf Sinne das Gegenteil behaupten.« Piemur sah seinen Freund mit schmalen Augen an.
»Nun, es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt«, räumte Jaxom ein, fuhr sich mit den Fingern durch das schweißfeuchte Haar und hoffte, daß sein Grinsen diesmal glaubhafter ausfiel. Er wollte Piemur nicht eingestehen, daß er Angst gehabt hatte, obwohl er sehr wohl wußte, wieso aus seinem Anzug ein säuerlicher Schweißgeruch aufstieg.
»Neugierig bin ich«, fuhr Piemur fort, »was Sharra, Lytol, Lessa, F'lar und Robinton zu deiner neuesten Eskapade sagen werden.«
»Wenn sie es erst einmal ausprobiert haben, werden sie feststellen, daß eigentlich keine Gefahr besteht. Es ist nur… ein etwas anderer Flug auf einem Drachen!«
Piemur seufzte theatralisch. »Und nachdem du und Ruth damit angefangen haben, werden sich alle Drachen und Reiter auf ganz Pern genötigt fühlen, eurem Beispiel zu folgen. Ist es das, was du wolltest, Akki?«
»Eine unvermeidliche Entwicklung in Anbetracht der freundschaftlichen Rivalität unter den Drachenreitem.«
Piemur hob resignierend die Arme. »Wie ich schon sagte, wer einen Freund wie Akki hat, braucht keine Feinde mehr!«
***
Jaxom hatte sich darauf eingestellt, daß nach der Ankunft in Landing eine ganze Serie von Strafpredigten auf ihn niedergehen würde. »So taktvoll kann nur ein Harfner sein!« bemerkte er bissig, als Piemur Lytol, der in der Eingangshalle Dienst tat, sofort mit der Neuigkeit überfiel. Jaxoms alter Vormund wurde fahl im Gesicht, seine Züge verhärteten sich, und Jaxom sah befriedigt, wie Piemur erbleichte. »Wir sollten ganz nüchtern und sachlich bleiben«, sagte er und trat zu Lytol. »Mit mir ist alles in Ordnung, wirklich. Ruth würde mich niemals in Gefahr bringen, ebensowenig wie Akki. Hallo!« Er hob die Stimme. »Kann mir mal jemand helfen?«
Jancis kam den Gang entlanggelaufen, blieb abrupt stehen, warf einen Blick auf Lytol und stürzte in einen Raum. Gleich darauf war sie mit einer Thermosflasche wieder zurück und schenkte Lytol einen Becher Klah ein.
»Steh nicht herum, Piemur, hol Wein. Am besten von dem Branntwein«, rief sie ihm noch nach, als er bereits auf dem Weg zur Küche war. »Was hast du eigentlich angestellt?« wollte sie dann von Jaxom wissen.
»Nichts, was so gefährlich wäre, wie« - Jaxom hatte schon ›einen alten Mann‹ auf der Zunge, fing sich aber gerade noch - »jemanden aus heiterem Himmel mit Neuigkeiten zu überfallen. Wie ich sehe, hat Akki nicht verraten, was er heute für uns geplant hatte.«
»Was kann denn am Ausleeren von Treibstoffsäcken so gefährlich sein?« Jancis hatte die hübschen Augen staunend aufgerissen.
»Mir fehlt überhaupt nichts«, behauptete Lytol. Er hatte folgsam ein paar Schlucke von dem heißen Klah getrunken und bekam nun tatsächlich wieder etwas Farbe ins Gesicht.
Piemur kam im Laufschritt zurück, in einer Hand hielt er einen Weinschlauch, und zwischen die Finger der anderen hatte er mehrere Gläser geklemmt, die er nun unnötig heftig auf den Tisch stellte, obwohl er sah, daß Lytol sich bereits auf dem Wege der Besserung befand. »Ich brauche selber dringend eine Stärkung«. Der Harfner verschüttete beim Eingießen so viel Wein, daß Jancis ihm mit einem empörten Ausruf den Schlauch entriß. »Danke. Wurde aber auch Zeit!« Piemur leerte sein Glas auf einen
Weitere Kostenlose Bücher