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Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern

Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern

Titel: Die Drachenreiter von Pern 12 - Die Delfine von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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holen. So zeigte Readis ihr und Pardure, die ihre Hilfe angeboten hatte, wo diese lagen, und sie brachten so viele nach draußen, daß die bemerkenswerte Szenerie ausreichend beleuchtet war.
    Noch viele Umläufe später erinnerte Readis sich dieser Nacht und der Schatten auf den vertrauten Gesichtern, auf denen sich die Trauer um den erlittenen Verlust abzeichnete. Er erinnerte sich, daß, obwohl viele Weinschläuche geöffnet wurden und alle tranken, niemand vom Wein fröhlich wurde. Es wurde nicht gesungen, was für eine Gruppe, in deren Mitte sich ein Harfner befand, äußerst ungewöhnlich war. Als es immer später wurde, fragte Readis sich, warum niemand ihn und die anderen Kinder ins Bett schickte. Die kleinsten schliefen ein, wo sie gerade waren, auf dem Schoß der Eltern oder auf dem Boden neben ihnen. Schließlich stand er auf und holte Decken für Aranya, Kami, ihre Schwestern, sich selbst, Pardure und Askono; sein Brüderchen schlief bei der Mutter in der Hängematte auf der Veranda.
    Er versuchte wach zu bleiben, weil er wissen wollte, wie es war, wenn man die ganze Nacht aufblieb, doch das leise Gemurmel der traurigen Stimmen wiegte ihn in den Schlaf.
    Als er am nächsten Morgen aufwachte, lag er in seinem eigenen Bett. Bei einem Blick nach draußen merkte er, daß eine beträchtliche Anzahl von Menschen in dieser Nacht auf dem Gras geschlafen hatte. Boskoney lag in der Hängematte, Araminas hochgeschätzten kleinen Teppich über sich gebreitet. An diesem Tag hätte für Readis die Schule beginnen sollen, doch er wußte, heute würde keine Schule stattfinden. Die Schule war Meister Robintons Idee gewesen. Vielleicht würde es nun, wo er tot war, überhaupt nicht dazu kommen. Irgendwie mißfiel es Readis, daß ihm diese Möglichkeit nun vielleicht nicht mehr offenstand, um so mehr, als er auf dem Drachenrücken zur Schule befördert worden wäre.
    Sein Magen knurrte, da er am Vorabend aus Achtung vor dem Verstorbenen nicht viel zu sich genommen hatte, und so ging Readis zur Speisekammer, um sich etwas zu essen zu suchen.
    Von den leisen Geräuschen, die dabei entstanden, offensichtlich herbeigelockt, kam Aranya in die Küche, die kleine Almie an der Hand.
    »Hunger«, sagte Almie deutlich und verzog schmollend das Gesicht. Aranya trug einen sauberen Einteiler, Almie dagegen steckte noch immer in den verknitterten Kleidern des Vortags.
    »Ich bin leer in der Mitte.«
    »Ich geb' dir was zu essen, sei ruhig«, antwortete Readis leise. Er wollte nicht, daß seine Eltern geweckt wurden. Sein kleiner Bruder würde schlafen, bis er von einem lauten Geräusch aufwachte. Readis wollte nicht, daß Almie die Ursache dafür war.
    Er stellte Schalen auf den Tisch, füllte sie mit dem Obst, das immer gewaschen und geschnitten im Kühlkasten lag, und röstete Brot für seine Schwestern, damit sie ruhig blieben. Auf Almies Brot strich er die Süßpaste, die sie mochte, denn er wußte, andernfalls würde sie ihn dazu auffordern, und zwar laut. Mit Aranya hatte er es viel leichter als mit Almie. Dann nahm er das Futterkorn und versorgte das Geflügel und Delky, die geduldig an der Hintertür auf ihre morgendliche Handvoll wartete. Fast wären die Hunde unruhig geworden, doch auch sie bekamen rechtzeitig ihre Futterschüsseln. Sie konnten laut genug heulen, um Tote zu wecken, wie seine Mutter oft sagte. In der Küche machte er dann Wasser heiß und mahlte Klah-Rinde, weil das Vorratsglas leer war. Wenn heute etwas gebraucht wurde, dann auf jeden Fall Klah.
    Er veranlaßte Aranya, Almie wieder mit in ihr Zimmer zu nehmen und sie zu waschen und anzuziehen. Aranya spielte liebend gerne die ›Mutter‹ für ihre Schwester. Gerade hatte er sich zu seinem eigenen Frühstück hingesetzt, da schlüpfte Kami durch die Hintertür, die blauen Augen ernst geweitet, denn sie hatte eine Nachricht zu überbringen.
    »Es ist schrecklich, nicht wahr«, flüsterte sie ihm zu.
    »Sie schlafen noch«, bemerkte Readis leise. Er machte eine fragende Bewegung mit der Röstzange, aber sie schüttelte den Kopf. Dagegen schaute sie sehnsüchtig auf den Krug mit Fruchtsaft auf dem Tisch, und so schenkte er ihr ein Glas ein.
    »Vater hat diesen Morgen eine Nachricht erhalten«, sagte sie. »Wir sollen alle mit dem Schiff zur Monaco-Bucht segeln, um den Harfner ins Meer zu begleiten.«
    Readis spürte einen Kloß in der Kehle. Boskoney hatte ein sehr bewegendes Lied über eine ehrenvolle Seebestattung für einen anderen alten Harfner, Tante Menollys

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