Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
in den Gewässern um den Young Mountain beheimatet und half dort dem seismischen Team. Doch Delphine konnten die ganze Nacht hindurch schwimmen, und Cass war eines der ältesten und zuverlässigsten Weibchen.
Mittlerweile dümpelten so viele Delphine dicht an dicht um die Anlegestelle, daß die neu hinzukommende Delphineurin, Theo Force, bemerkte, man könne auf dem Rücken der Tiere die breite Bucht überqueren, ohne sich die Füße naß zu machen.
Einige der neun Delphineure und sieben Lehrlinge brauchten tatsächlich länger als ihre maritimen Freunde, um den Sammelplatz zu erreichen, da die Menschen mit Schlitten von ihren Wohnstätten anreisen mußten. Zum Glück lagen Jim Tilleks vierzig Fuß lange Schaluppe, die Southern Cross, und Per Pagnesjos Perseus, ein Besankutter, im Hafen. Anders Sejby hatte über Funk bekannt gegeben, daß die Mayflower unter vollen Segeln Fahrt machte und gegen Sonnenuntergang einlaufen werde, während Pete Veranera mit seiner Maid bei Einsetzen der Abendflut in See stechen wollte. Von der Pernese Venturer unter Kapitän Kaarvan hatten sie noch nichts gehört. Der Zweimastschoner war das größte Schiff auf Pern, doch dafür das langsamste von allen vier Booten.
Sobald die Menschen vollzählig versammelt waren, gab Jim kurz und bündig bekannt, daß ein Vulkanausbruch bevorstand und Landing evakuiert werden mußte; jetzt kam es darauf an, so viele Güter wie möglich nach Kahrain Head in Sicherheit zu bringen. Die größeren Schiffe würden ihre Fracht bis zum Paradiesfluß-Gut befördern; zwar war die Strecke für die kleineren Wasserfahrzeuge zu weit, doch alles, was schwamm, wurde gebraucht, um Material wenigstens nach Kahrain zu transportieren.
»Das alles sollen wir von hier fortschaffen?« schrie Ben Byrne entgeistert, schwungvoll auf den Pier deutend, wo Schlitten jeglicher Größe massenhaft Transportgüter deponierten. Er war ein kleinwüchsiger, stämmiger Kerl mit drahtigem, von der Sonne beinahe weißgebleichtem Haar. Seine Frau, Claire, die gemeinsam mit ihm am Paradiesfluß arbeitete, stand an seiner Seite. »Dazu reicht unsere Schiffskapazität niemals aus, und wenn du dir einbildest, die Delphine könnten…«
»Wir müssen das Zeug ja nur bis nach Kahrain expedieren«, schnitt Jim ihm das Wort ab und legte dem jungen Mann beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Klick! Klick!« Mit ohrenbetäubenden Lauten verschaffte sich Teresa Gehör. »Wir helfen! Wir helfen!« Amadeus, Pha und Kibby pflichteten mit hektischem Kopfnicken bei.
»Ihr dämlichen Kreaturen werdet dabei umkommen!« brüllte Ben aufgebracht, während er wild mit den Armen fuchtelte, um die Delphine zum Schweigen zu bringen.
»Kein Problem für uns! Kein Problem für uns!« lautete die fröhliche Antwort. Die Hälfte der Delphine, die sich am Ende der Mole tummelten, sprangen vor Begeisterung aus dem Wasser und tanzten auf den Schwänzen stehend über die Wogen. Dabei prallte keiner mit einem Artgenossen zusammen, buchstäblich im allerletzten Augenblick wich man sich gegenseitig aus, obwohl die gesamte Bucht vor zuckenden und sich aufbäumenden Leibern zu kochen schien.
»Siehst du, was du angerichtet hast, Käpt'n!« entrüstete sich Ben in einem überzogenen Anflug von Verzweiflung. »Ihr verdammten Flossenwedler wollt euch wohl umbringen!«
Manchmal fand Jim Tillek, Ben gebärde sich genauso zügellos wie die ungestümen, temperamentvollen Delphine, die er eigentlich ›managen‹ sollte. Ihr Enthusiasmus und ihre Hilfsbereitschaft ließen sich angesichts der bevorstehenden Aktion nicht mehr bremsen. Jeder ausgewachsene Delphin trainierte eine Zeitlang mit einem menschlichen Partner, um zu lernen, wie er Ertrinkende, Schiffbrüchige und sogar havarierte Boote retten konnte. Nun waren sie außer sich vor Entzücken, das Erlernte in einem derart großen Umfang praktisch anwenden zu können.
Schleppgeschirre von den Trainingsdurchläufen waren verfügbar; man konnte mehrere aneinander koppeln, um Gruppen von Delphinen vor die kleineren Segelboote zu spannen. Ein großes Joch gab es bereits, angefertigt für den wuchtigen Lastkahn, der Erz beförderte. Schon öfter hatten die Delphine die Frachtbarke über den Drake-See geschleppt. Aber noch nie zuvor war eine Situation eingetreten, in der die Siedler alle Delphine um Hilfe ersuchen mußten.
»Wir haben gewußt, daß sich etwas Schwerwiegendes anbahnt«, erklärte Jan Regan; sie strahlte Ruhe und Gelassenheit aus, wie es sich für die
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