Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
doch seltsamerweise sah man lediglich vereinzelte Flecken, die Pflanzenbewuchs trugen, dafür riesenhafte Kreise aus verbrannter Erde.
»Als sei das Land mit gigantischen Tropfen irgendeiner stark ätzenden Säure besprenkelt worden«, äußerte Cahill Nev, erstaunt über die gewaltige Dimension des Musters aus kahlen Flecken.
»Eine Säure war das auf gar keinen Fall«, widersprach Benden. Er rief die entsprechende Passage des Protokolls ab, das er so gut kannte. »Das EV-Team entdeckte ähnliche runde Flecken, aber sie vermerkten auch, daß eine botanische Sukzession bereits im Gange war.«
»Das muß der Organismus aus der Oort'schen Wolke gewesen sein«, sagte Nev erregt. »Unter Vakuumbedingungen ist er verhungert, aber hier fand er Nahrung in Hülle und Fülle.«
»Zuerst muß der Organismus hierher gelangt sein, Mister«, hielt Ni Morgana ihm ungeduldig entgegen. »Und noch wissen wir nicht, wie er es geschafft haben soll, sechshunderttausend Meilen durchs Weltall zu reisen, um dann auf diesem Planeten abzuregnen.« An ihrer gespannten Miene merkte Ross, daß sie in Gedanken selbst die unwahrscheinlichsten Transportmöglichkeiten abwog. »Das Gelände ist hier ziemlich flach, Mister Benden. Gehen Sie in den Tiefflug, damit wir uns den – kranken Boden näher ansehen können.«
Benden gehorchte und spürte wieder einmal, wie gut die Erica auf das Steuer reagierte, während sie mühelos über das leicht gewellte Terrain dahinglitt. Zwar erwartete er nicht, daß plötzlich etwas aus diesen seltsamen Tupfern hochgeschossen kam, aber auf fremden Welten mußte man auf alles gefaßt sein, selbst wenn Erkundungs- und Vermessungsteams diesen Planeten aufs gewissenhafteste ausgekundschaftet hatten.
Raubtiere hatte man nicht aufgespürt, doch irgendeine Gefahr war neun Jahre nach der Landung über die Menschen hereingebrochen. Und von vulkanischen Eruptionen war in Tubbermans Notruf keine Rede.
Meilenweit flogen sie über die von kahlen runden Flecken zerfressene Landschaft, die gesprenkelt war von einzelnen Ringen, einander überlappenden Zwillingsringen und Dreifachkreisen. Ni Morgana bemerkte, daß man an den Rändern so etwas wie eine Pflanzensukzession wahrnehmen könne. Sie bat Benden zu landen, damit sie Proben einsammeln konnte, unter anderem Exemplare der sich regenerierenden Vegetation.
Jenseits eines breiten Stroms gediehen völlig gesunde Bäume und großblättrige, unversehrte Gewächse. Über einer ausgedehnten Grassteppe erblickten sie eine Staubwolke, doch was immer diese erzeugt haben mochte, verbarg sich in einem dichten Waldgürtel. Spuren menschlicher Besiedlung suchten sie vergebens. Sie entdeckten nicht einmal einen mit Erdkrume bedeckten Hügel, unter dem sie die Überreste eines Gebäudes oder einer Mauer hätten vermuten können.
Das zweite Funksignal verstärkte sich, als sie sich den Vorbergen eines gewaltigen Gebirgsmassivs näherten; die Gipfel lagen unter Schneemassen, obschon in diesem Teil der Hemisphäre gerade Hochsommer herrschen mußte. Während sie sich dem Signalgeber näherten, verwandelten sich die einzelnen rhythmischen Piepser allmählich in einen Dauerton.
»Dort gibt es nichts außer einer lotrecht abfallenden Felswand«, meinte Ross gereizt, während die Gig im Schwebeflug über ihrem Zielort verharrte; der penetrante Alarmton ging ihm auf die Nerven.
»Das mag ja sein, Ross«, entgegnete Saraidh, »aber ich lese Meßwerte ab, die auf Körperwärme hindeuten.«
Aufgeregt zeigte Nev mit dem Finger. »Das Plateau da unten ist viel zu eben, um natürlichen Ursprungs zu sein. Sehen Sie? Und was ist mit diesem Pfad, der ins Tal hinabführt? Und – heh – in die Klippe sind ja Fenster eingelassen!«
»Der Felsen ist eindeutig bewohnt!« rief Saraidh und deutete nach steuerbord, wo eine Türöffnung in die Steilwand eingesenkt war. »Landen Sie, Ross!«
Als die Erica auf der glatt eingeebneten Fläche zum Stehen gekommen war, rannte bereits eine Gruppe von Leuten auf das Plateau. Ihr nahezu hysterisches Begrüßungsgeschrei wurde über die Außensensoren ins Cockpit übertragen. Das Alter der sich einfindenden Menschen lag zwischen Anfang zwanzig bis Ende vierzig – mit Ausnahme eines weißhaarigen Mannes, dessen Mähne auf Schulterlänge gestutzt war; sein tief zerfurchtes Gesicht und die langsamen Bewegungen deuteten darauf hin, daß er weit über achtzig, wenn nicht gar neunzig Jahre alt sein mußte. Sein Auftauchen dämpfte die Willkommensbekundungen, man trat
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