Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
ermahnte Benden den Fähnrich.
Benden ließ sich nichts anmerken, doch er fragte sich, ob Ni Morgana es nicht vielleicht schon bereute, den vorwitzigen Nev mit seinen abenteuerlichen Theorien mitgenommen zu haben. Wenn der Wissenschaftsoffizier keinen Transportvektor feststellen konnte, war es höchst unwahrscheinlich, daß die Nathi Mittel und Wege entdeckt hatten. Deren Stärken lagen auf dem Gebiet der Metallurgie, nicht in der Nutzung biologischer Faktoren. Nev hielt den Mund, und die Einsatzbesprechung ging weiter.
»Wenn wir erst einmal gelandet sind, beantworten sich möglicherweise manche Fragen von selbst. Es liegt auf der Hand, daß wir mit unserer Suche am Landeplatz der Pioniere beginnen müssen. Bis dahin haben wir uns schon einen recht guten Überblick über den Planeten verschafft und können Abstecher zu jedem Ort unternehmen, wo wir Spuren menschlicher Besiedlung vermuten. Morgen früh um 0230 Uhr gehen wir an Bord der Erica. Noch irgendwelche Fragen?«
»Und was machen wir, wenn es da drunten nur so wimmelt von diesen Dingern?« fragte Nev und schluckte krampfhaft.
»Was würden Sie denn tun, Nev?« wollte Benden wissen.
»Türmen!«
»Na so was, Mister!« Tadelnd schnalzte Ni Morgana mit der Zunge. »Wie wollen Sie jemals Ihr Wissen über xenobiologische Organismen erweitern, wenn Sie nicht jedes Exemplar, das Ihnen über den Weg läuft, gründlich unter die Lupe nehmen?«
Fähnrich Nev quollen beinahe die Augen aus dem Kopf. »Ich bitte um Entschuldigung, Lieutenant, aber Sie sind der Wissenschaftsoffizier.«
»Ja, das bin ich.« Ni Morgana stand auf, und das Scharren ihres Stuhls übertönte das dankbare Gemurmel am Ende des Tisches, wo die vier Marines saßen, die das Landeteam begleiten sollten.
Nach dem Start der Amherst flog die Gig in flottem Tempo auf die blaue Murmel im All zu, die Rubkats dritten Planeten darstellte. Allmählich füllte er den Bildschirm im Bug aus, eine helle, heitere Welt, wunderschön und harmlos.
Benden hatte den Kurs der Gig so gesetzt, daß sie den geosynchronen Orbit der drei Kolonistenschiffe kreuzten, weil er hoffte, eventuell eine Nachricht aufzufangen. Doch als er die Kommunikationskanäle öffnete, erhielt er lediglich das Standard-Identifikationssignal, das den Namen und das Ziel der Yokohama preisgab.
»Das muß noch gar nichts bedeuten«, meinte Saraidh, als sie Bendens Enttäuschung bemerkte. »Wenn die Kolonie sich eingerichtet hat und alles wie am Schnürchen läuft, haben sie für diese ausgeschlachteten Schiffshüllen keine Verwendung mehr. Obwohl ich finde, daß es ein trauriger Anblick ist«, fügte sie hinzu, als Rubkat plötzlich die geisterhaften Schiffe beleuchtete.
»Wieso?« fragte Nev verdutzt.
Saraidh hob ihre schmalen, eleganten Schultern. »Machen Sie sich kundig, welche Schlachten diese Kreuzer geschlagen haben, dann bedeutet Ihnen ihre derzeitige Desuetude* vielleicht mehr.«
* Aus dem Lateinischen desuetudo: außer Gebrauch. Gemeint ist in diesem Fall ein außer Dienst gestelltes Schiff. — Anm. d. Übers.
»Ihre was?« Nev schaute verständnislos drein.
»Schlagen Sie das auch im Lexikon nach«, konterte sie und buchstabierte das Wort in einem beinahe überdrüssigen Tonfall.
»Alte Seefahrer sind nicht so leicht umzubringen«, murmelte Benden. Während er die drei Schiffe anstarrte, schnürte sich ihm die Kehle zusammen und seine Augen wurden feucht. Langsam driftete die Gig weiter und ließ die ausgedienten Kreuzer auf der ihnen zudiktierten Bahn zurück.
»Soldaten, nicht Seefahrer«, korrigierte Saraidh. »Aber das Zitat paßt.« Stirnrunzelnd las sie die Daten auf ihrem Paneel ab. »Ich registriere zwei Funksignale. Eines stammt von der ursprünglichen Landestelle, das andere ist viel weiter südlich plaziert. Vergrößern Sie mir bitte mal die südliche Hemisphäre, Ross. Bei siebzig Grad Länge und fast zwölfhundert Klicks von dem stärkeren Signal entfernt.« Ross und Saraidh tauschten einen Blick. »Vielleicht gibt es dort Überlebende! Aber sehr weit im Süden, und hinter Bergketten von beachtlicher Höhe. Die Gipfel reichen von zweitausendvierhundert bis mehr als neuntausend Meter über Meeresniveau. Zuerst landen wir an der Stelle, die im Protokoll angegeben ist.«
Als die Gig in einem flachen Winkel die nördliche Polkappe passierte, sahen sie, daß auf dieser Halbkugel ein stürmischer und bitterkalter Winter herrschte. Der größte Teil der Landmasse ruhte unter Schnee und Eis. Die Instrumente
Weitere Kostenlose Bücher