Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
waren nach ihrem Ausflug in den Osten aufgekratzt genug. Die jungen Männer überlegten, welche Höhlen sie zu ihrer privaten Unterkunft wählen würden; Sevya und Nya rechneten aus, wieviel Sand man brauchte, um die ideale Unterlage für die Eier zu schaffen. Siglath gab sich sehnsüchtigen Hoffnungen hin – jedenfalls teilte Nyassa dies den jüngeren Drachenreitern mit.
Torene fand, der restliche Weyr sollte die Neuigkeit von Sean erfahren – sowie offiziell feststand, daß sie den Ort in Besitz nehmen durften. Zum Glück hütete sich die Clique davor, im Beisein der älteren Drachenreiter ins Tagträumen und Schwärmen zu geraten, und Alaranth würde nichts verraten. Torene lächelte in sich hinein. Die Königin reagierte auf die Wünsche ihrer Reiterin; und manchmal funktionierte es umgekehrt genauso gut.
Also beschäftigte sich Torene damit, ihre Reitausrüstung zu checken. Vielleicht tauchte Sean zu einer unangekündigten Blitzinspektion auf – in zwei Tagen erwartete man einen Fädenschauer. Mit einer Sicherheit, die sie sich in jahrelangem Umgang mit den Sachen erworben hatte, prüfte Torene den Tank ihres Flammenwerfers sowie die Tragegurte und die Düsen.
Danach kontrollierte sie das Sicherheitsgeschirr und untersuchte ihre schweren, mit Kunststoff überzogenen Handschuhe auf eventuelle Schäden durch ausgetretenes HNO 3 . 3 Nach und nach nutzte sich die Plastikbeschichtung ab und mußte erneuert werden. Ihre Hände schwitzten in dem luftundurchlässigen Material, doch ohne Handschuhe hätte sie sich durch Säurespritzer schwere Verätzungen zugezogen. Sie überzeugte sich davon, daß ihre Schutzbrille nicht beschlagen war, denn manchmal benetzte ein feiner Sprühnebel das Plasglas, ehe sich das HNO 3 entzündete.
3 HNO 3 : Salpetersäure. – Anm. d. Übers.
Mit der Überprüfung war sie beinahe fertig, als F'mar – Fulmar Stone junior –, der Reiter des Bronzedrachen Tallith, in den Bereitschaftsraum der Königin geschlendert kam, Helm und Handschuhe in der Hand, die Reitjacke offen.
»He, wir sind zurück!« F'mar grinste von einem Ohr zum anderen. »Wir haben den Speck nach Hause gebracht.«
»Richtigen Speck? Fängt Longwood schon so früh mit dem Räuchern an?«
»Mußt du immer alles so wörtlich nehmen, 'Rene?«
Sie hatte Sorka nicht erzählt, daß dies die Abkürzung ihres Namens war, denn ihre menschlichen Mitstreiter, und nicht die Drachen, hatten ihr diesen Spitznamen verpaßt.
Während er gereizt mit den Handschuhen gegen seine Beine schlug, fuhr F'mar fort: »Nein, natürlich haben wir keinen Räucherspeck mitgebracht, sondern jede Menge Fleisch für Steaks und Eintöpfe. Man ist gerade dabei, die Herden für den Winter auszusortieren. Oder hast du schon vergessen, daß sich die Jahreszeiten ändern?«
»Nein, ich hab's nicht vergessen«, entgegnete sie ruhig. Fulmar Stone war acht Jahre älter als Torene. Er war fünf gewesen, als er mit seinen Eltern und Geschwistern auf Pern eintraf. Mit neunzehn hatte ihn ein Bronzedrache aus dem Gelege der Weyrführer erwählt. Sein Vater bildete ihn damals gerade zum Maschineningenieur aus, und Fulmar senior hatte nicht begeistert reagiert, als sein Sohn die Lehre abbrach, um sich einer gänzlich neuen Beschäftigung zu widmen. Erst als Fulmar die Wartung sämtlicher Maschinen im Weyr übernahm, ließ sich sein Vater halbwegs besänftigen. Allerdings waren die technischen Geräte so konstruiert oder umgebaut worden, daß sie selten mehr brauchten als einen Tropfen Öl – jedenfalls behauptete das F'mar.
»Schade, daß du nicht dabei warst.« F'mar, der so groß war wie Torene, aber stämmiger und breitschultriger gebaut, beugte sich mit einem sinnlichen Lächeln über sie. »Es hätte dir sicher mehr Spaß gemacht, als über Felsen zu kraxeln und in dunkle Höhlen zu spähen.«
Torene blieb gelassen. »Aber ich klettere für mein Leben gern, und gestern war Alaranth mit den anderen Königinnen auf der Jagd. Wenn es Steaks zum Abendessen gibt, gehe ich wohl lieber in die Küche und helfe bei der Zubereitung mit.«
»Ich habe auch Küchendienst«, gab F'mar Grimassen schneidend zu. Diese Art von Pflichten, die die Drachenreiter ebenfalls im Weyr übernehmen mußten, behagte ihm ganz und gar nicht. »Ehrlich gesagt hat Tarrie mich losgeschickt, um dir zu sagen, daß du in der Küche gebraucht wirst.«
»Wenn es Steaks gibt, soll es mir recht sein«, entgegnete sie. »Ich wasche mir nur rasch die Hände.«
»Kann ich dir dabei helfen?«
Weitere Kostenlose Bücher