Die Drachenreiter von Pern 13 - Ankunft
dem neuen Weyr rasch vorankommen.« Er lächelte, zum einen, weil es eine Wohltat war, bis zum Hals in dem warmen Wasser zu versinken, zum zweiten, weil er mit dem Ausgang seiner Verhandlungen zufrieden sein konnte. »Der Boden, den sie kultivieren, dürfte genug Erträge abwerfen, um uns mit einem Zehntel ihrer Einkünfte zu versorgen.«
»Und das alles war deine Idee?«
Er öffnete die Augen und schmunzelte Sorka listig an. »O nein. Dein alter Herr gab mir ein paar nützliche Tips und stand mir zur Seite, als ich meine Kämpfe mit Lilienkamp ausfocht.« Nach Paul Bendens Tod im vergangenen Winter hatte man Joel Lilienkamp in den Verwaltungsrat von Burg Fort gewählt. In vielerlei Hinsicht war er ein schwierigerer Gesprächspartner als Paul.
Lilienkamp betrachtete Menschen als eine natürliche Ressource, die sich von selbst vermehrte, also erneuerbar war. Das kostbare Material jedoch, das er für die Kolonie verwaltete, hütete er wie seinen Augapfel.
»Heißt das, daß du gar nicht mit den anderen zum Jagen in den Süden geflogen bist?«
Er nickte kurz und seifte sich ein. »Das war gar nicht mehr nötig. Carenath machte kurzen Prozeß mit einem Bullen, der sich beim Sturz in eine Schlucht verletzt hatte. Dein Vater sagte, wir könnten ihn haben. Außerdem wollte ich vermeiden, daß die Gerüchte, die sich ohnehin schon wie ein Lauffeuer verbreiten, noch weiter ausufern.« Er schnitt eine Grimasse.
Mit ihrer nächsten Frage mußte Sorka warten, bis er den Kopf aus dem Wasser hob, den er ganz untergetaucht hatte, um sich den Seifenschaum aus den Haaren zu spülen.
»Wer übernimmt die Führung der neuen Weyr?«
Er bedachte sie mit einem unergründlichen Lächeln, und sie wußte, warum er gleich drei neue Weyr gründen wollte. Auf diese Weise vermied er es, sich Günstlingswirtschaft vorwerfen zu lassen. Die jungen Leute, die auf Pern geboren worden waren, hauptsächlich die, die durch die Fieberepidemie vor acht Jahren ihre Eltern verloren hatten, fühlten sich oft zurückgesetzt, wenn es um Beförderungen und Privilegien ging. Sie waren rasch mit dem Vorwurf bei der Hand, die Kinder, deren Eltern noch lebten, würden begünstigt, die Waisen hingegen bei wichtigen Dingen übergangen.
Mihall rechnete fest damit, Weyrführer zu werden. Darüber machte sich Sorka gar keine Illusionen, und auch Sean wußte um die Ambitionen ihres ältesten Sohnes, obwohl dieser seine Wünsche noch nie laut geäußert hatte. Im Gegenteil, er schien jeder diesbezüglichen Diskussion tunlichst aus dem Weg zu gehen. Gewissenhaft diente er als Geschwaderführer, half, Weyrlinge zu trainieren, wie es sich für jemanden in seiner Position gehörte, und versuchte nie, seine Stellung als Sohn der Weyrführer zu seinem Vorteil zu nutzen. Außer, wenn sein Drache Brianth sich zu einem Paarungsflug in die Lüfte schwang, blieb er genauso unauffällig wie die meisten seiner Kameraden. »Er benimmt sich so reserviert, gerade weil er unser Sohn ist«, meinte Sean.
Sollte Brianth je die ranghöchste Königin begatten, hätte er das Ziel erreicht, das er sich in dem Augenblick setzte, als er im Alter von zwölf Jahren an der Brutstätte stand, der jüngste Knabe, der je von einem Bronzedrachen erwählt wurde. Die älteren Kandidaten hatten gemurrt, doch Sean hatte nicht nachgegeben. »Die Entscheidung trifft der Drache. Mihall hätte auch übergangen werden können«, lautete sein Urteil.
Der neue Bronzereiter und sein Vater, der Weyrführer, hatten gelegentlich Gespräche unter vier Augen geführt, doch kein einziges Mal hatte Mihall darum gebeten, protegiert zu werden. In der Gruppe von Weyrlingen, der er zugeteilt war, erwarb er sich bald den Ruf eines Strebers, weil er sich nie schonte, seine Kräfte stets bis zum Letzten verausgabte und alle anderen übertraf. Bei den Kameraden machte ihn das nicht unbedingt beliebt.
Als Junge war Sean ein Einzelgänger gewesen, doch Mihall gab sich noch viel eigenbrötlerischer. Sorka dachte oft darüber nach, daß sie ihren Erstgeborenen eigentlich gar nicht richtig kannte… und doch, mitunter hatte sie das Gefühl, ihn in ihrer tiefsten Seele zu verstehen.
Der Junge hatte sich brennend für Drachen interessiert, seit er alt genug war, um zu begreifen, was seine Eltern taten. Obwohl er die meiste Zeit bei seinen Großeltern lebte, die sich gleichfalls um seine Geschwister kümmerten, verbrachte er jede freie Stunde im Weyr; ganz allein legte er den langen Marsch zurück, wenn niemand ihn begleiten
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