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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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mit einem Morgenmantel darüber, der jedoch vorne offen stand.
    Richud hatte die beiden Jungen bei den Armen gepackt, und seine Gemahlin kümmerte sich um die beiden weinenden Mädchen, die nicht wussten, was passierte, sich aber von der Hysterie ihrer Mutter anstecken ließen. Irene bereitete es eine gewisse Genugtuung, Nadona ein paarmal ins Gesicht zu schlagen, um sie wieder zur Vernunft zu bringen.
    Paulin führte Vergerin durch die nächste Tür, hinter der sich Chalkins Arbeitszimmer befand. Karaffen voller Wein gehörten zum unabdingbaren Bestandteil dieses Büros, und Paulin schenkte rasch zwei Gläser ein. Vergerin nahm das seine und leerte es in einem Zug, worauf gleich ein wenig Farbe in seine eingefallenen Wangen stieg. Er atmete hörbar aus.
    Paulin, dem Vergerins Selbstbeherrschung in dieser konfliktträchtigen Situation imponierte, klopfte ihm anerkennend auf den Rücken.
    »Sie müssen sich die größten Vorwürfe gemacht haben«, meinte er.
    Vergerin murmelte etwas vor sich hin, dann straffte er die Schultern. »Am meisten quälte mich die Erkenntnis, dass mein eigener Neffe mich zum Narren gehalten hatte. Ich kann gar nicht mehr begreifen, wie dumm ich damals war. Man kann vieles verzeihen, aber nicht seine eigene Torheit.«
    Durch die dicken Steinwände und trotz der massiven Tür hörten sie Chalkins wütende Proteste. Das Geschrei klang gedämpfter, als man ihn nach draußen und die Treppe zum Burghof hinunter zerrte.
    Lady Nadona begleitete ihren Gemahl nicht ins Exil. Sie hatte sich von ihrem Weinkrampf bemerkenswert schnell erholt. Rasch gelangte sie zu dem Entschluss, dass sie ihre geliebten Kinder nicht diesen herzlosen Männern und Frauen ausliefern durfte, und sie verkündete, sie wolle das Opfer bringen und in Bitra bleiben, derweil man ihren Gatten in die Verbannung schickte. Sie erwies sich als äußerst bewandert in den einzelnen Artikeln der Verfassung, die ihre Rechte als Mutter und ehemalige Burgherrin garantierten. Selbst die kleinsten Details kannte sie auswendig.
    Abermals erklang cholerisches Geschrei und Krakeelen. Seufzend begab sich Paulin an das verriegelte Fenster und öffnete es. Im Hof spielte sich eine unglaubliche Szene ab. Fünf Männer bemühten sich, Chalkin auf Craigaths Rücken zu heben, während der Drache mit vor Erregung rot und orange glühenden Augen den Hals verrenkte um mitzubekommen, was sich hinter ihm tat.
    Jählings erschlaffte Chalkins Körper, und man verfrachtete ihn hinter Craigaths Nackenwulst. M'shall schwang sich in den Sattel und wartete, bis die Helfer Chalkin festgeschnallt und an dem Reitgeschirr etliche Gepäckstücke befestigt hatten, die der ehemalige Burgherr auf die Insel mitnehmen durfte.
    Mit einem gewaltigen Satz sprang Craigath in die Höhe und spreizte nur einmal seine mächtigen Schwingen, ehe er ins Dazwischen abtauchte.
    »Schickt ihr ihn in den südlichen Archipel?«, fragte Vergerin und goss sich Wein nach.
    »Ja, aber er kommt auf eine andere Insel als seine Wachleute. Glücklicherweise herrscht in diesen Breiten kein Mangel an einsamen Eilanden.«
    »Young Island wäre der sicherste Ort für ihn«, bemerkte Vergerin trocken und nippte an seinem Wein. Dann verzog er das Gesicht und beäugte misstrauisch das Glas. »Woher bezieht er seine Getränke?«
    Paulin schmunzelte verhalten. »Er hält sich für einen Weinkenner, hat aber keine Ahnung von einem guten Tropfen. Würden Sie Ihren Neffen denn gern auf einer Insel mit einem aktiven Vulkan absetzen lassen?«
    »Er ist so raffiniert, dass er auch das überlebt. Bleibt Nadona hier?«
    »Ja. Die Kinder sind noch sehr jung, aber es ist Ihr gutes Recht, Nadona ein äußerst schlichtes Quartier zuzuweisen und ihr die Kinder wegzunehmen. Vielleicht möchten Sie sich selbst um deren Erziehung kümmern?«
    Vergerin erschauerte vor Abscheu.
    »Möglicherweise entwickeln sie sich noch zu ganz passablen Menschen«, spekulierte Paulin großmütig.
    »Bei diesen Eltern? Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.« Vergerin trat an den Schrank, in dem Dokumente aufbewahrt wurden, die mit der Führung der Burg zu tun hatten. Ehe er aufschloss, drehte er sich jedoch zu Paulin um und fragte: »Soll ich gleich mit der Arbeit anfangen? Oder den Beschluss des Konklaves abwarten?«
    »Da wir nicht ausschlossen, dass Chalkin Sie als möglichen Rivalen aus dem Weg schaffen ließ, entschieden wir uns, fähige jüngere Söhne und Töchter als Team zur Leitung dieser Burg einzusetzen. Doch da Sie sich

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