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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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dass man ihm seine Empfindungen ansah. Verliebt zu sein war für ihn eine gänzlich neue Erfahrung. Wenn Debera nicht bei ihm war, fühlte er sich elend, und des Nachts verbrachte er schlaflose Stunden damit, die Gespräche mit ihr immer wieder in Gedanken durchzugehen.
    Selbst in einer Kaverne, in der sich die Menschen dicht an dicht drängten, hörte er sofort Deberas Stimme heraus, und wie von selbst zeichneten seine Finger imaginäre Szenen, in denen nur er und das Mädchen vorkamen. Den Skizzenblock hütete er wie seinen Augapfel, damit niemand von seiner Besessenheit erfuhr. Für ihn drehte sich alles nur noch um Debera – und die allgegenwärtige Morath. Zum Glück mochte der Drache ihn gut leiden, das wusste er, weil Morath es ihm gesagt hatte.
    Allerdings war dies das erste ermutigende Zeichen gewesen, das man ihm gewährte. Er hatte versucht herauszufinden, wie bedeutungsvoll Moraths Eingeständnis war, und ob sich darin Deberas Meinung über ihn widerspiegelte. Während er einen Reiter skizzierte, hatte er wie beiläufig gefragt, was Debera wohl am meisten am Herzen läge. Anscheinend vermochte ein Drache mit jedem Menschen zu kommunizieren, wenn ihm der Sinn danach stand.
    Nicht immer erfuhr der jeweilige Reiter, dass sein Drache mit einem Außenstehenden Kontakt aufnahm. Von den Jungdrachen war Morath der Einzige, der mit ihm sprach, doch ihre Gefühle waren ihm ungeheuer wichtig.
    Einmal bat Morath ihn, sich seine Zeichnungen ansehen zu dürfen. Dabei merkte er, dass der Block von jeder einzelnen Facette des Drachenauges reflektiert wurde. Normalerweise schimmerten die Augen eines Drachen in einem strahlenden Grünblau und kreisten sachte in ihren Höhlen.
    »Kannst du etwas erkennen?«, fragte Iantine.
    Ja. Formen. Bringst du die Formen mit diesem Ding in deiner Hand auf das Papier?
    »So ist es.« Wie viel mochte ein Drache mit seinen hoch komplizierten Sehorganen erfassen? Iantine nahm an, dass diese Art von Auge nützlich war, wenn es galt, Fäden zu bekämpfen, die von allen Richtungen herniederprasselten. Und da ein Drachenauge vorgestülpt aus dem Schädel herausragte, erweiterte sich der Gesichtskreis nach oben und unten.
    Gutes Design. Aber die Drachen waren ja gentechnisch beeinflusste, künstlich konstruierte Geschöpfe, denen als Vorlage eine einheimische, viel kleinere Spezies gedient hatte. Heutzutage war die Wissenschaft der Gentechnologie allerdings verloren gegangen. Es war etwas völlig anderes, ob man Tiere für einen bestimmten Zweck auf natürlichem Wege durch Auslese züchtete, oder Zellmaterial so veränderte, dass eine ganz spezifische, den eigenen Wünschen angepasste Rasse entstand. »Gefällt dir das Bild, auf dem Debera dich gerade mit Öl einreibt?« Iantine tippte mit dem Zeichenstift auf die Skizze, die er am Morgen angefertigt hatte.
    Ich erkenne Debera. Und so sehe ich aus? Morath klang überrascht. In diesem Augenblick bemerkte Iantine, dass der Drache mit fast genau derselben Stimme sprach wie seine Reiterin. Eine logische Konsequenz, da die beiden schier unzertrennlich waren.
    Unzertrennlich! Dieser Umstand bereitete ihm am meisten Kopfzerbrechen. Er wusste, dass er nie aufhören würde, Debera zu lieben. Aber wäre das Mädchen überhaupt imstande, seine Liebe zu erwidern? Oder galten all ihre Emotionen ihrem Drachen, mit dem sie eine ganz besondere – quasi unauflösliche – Beziehung verband? In gewissem Sinne konnte er verstehen, wie es in Debera aussah, denn auch er vermochte voll und ganz in seiner Arbeit aufzugehen. Er war besessen von der Kunst, wie sie vernarrt war in ihren Drachen.
    Vielleicht war es ganz gut so, dass er zu Beginn des neuen Planetenumlaufs nach Benden aufbrach, sinnierte Iantine, während er sich den Stift hinter das Ohr klemmte und den Block zuklappte. Möglicherweise würde seine Liebe zu Debera im Laufe der Zeit ein wenig nachlassen, und er fände seinen Seelenfrieden wieder.
    »Sind Ihre Festgewänder für das Ende des Planetenumlaufs fertig? Müssen sie vielleicht noch gebügelt werden?«, fragte Leopol in seine Gedanken hinein.
    »Du weißt genau, dass meine Kleidung bestens in Schuss ist. Erst gestern hast du doch nachgesehen, ob es irgendetwas zu tun gibt.« Iantine legte den Arm um die schmalen Schultern des Jungen und steuerte mit ihm auf die Küche zu. »Lass uns etwas essen.«
    »Eine große Auswahl an Speisen steht aber nicht zur Verfügung«, erwiderte Leopol geringschätzig. »Anstatt zu kochen, bereiten sich alle auf die

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