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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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soweit, und Clisser stand aufgeregt und frierend auf dem Kraterrand des Benden-Weyrs. Die Teleskope waren ausgerichtet, und Kalvi und Jemmy stellten die selbst angefertigten Gerätschaften auf. Als Zeiger hatte Kalvi einen Kegel aus Stein konstruiert. Jemand, der zu einer bestimmten Stunde sein Kinn auf die Spitze des Konus legte, würde den Roten Stern im Ring des Augensteins sehen, sowie dieser Unheil bringende Planet über dem Horizont von Pern auftauchte.
    Sicherheitshalber mussten sie unterschiedlich große Leute als Beobachter auswählen, doch dies war ein rein technisches Problem, das sie sogleich angehen konnten. Clisser war der Größte aus dem Team, Kalvi der Kleinste. M'shall und Jemmy lagen irgendwo dazwischen. Wenn jeder von ihnen den Roten Stern im Augenstein erkennen konnte, war die Vorrichtung korrekt ausgefluchtet.
    Ob sich die Maßnahme auch konkret bewähren würde, stünde erst in ungefähr zweihundert Jahren fest, beim dritten Vorbeizug des Roten Sterns.
    Clisser genoss den Augenblick. Wenn ihm nur nicht so kalt gewesen wäre. Er schlug sich die Arme gegen den Körper, um sich ein wenig aufzuwärmen. Trotz der dicken Bekleidung fror er erbärmlich. In den Stiefeln konnte er kaum noch die Zehen spüren, und sein Atem gefror in der eisigen Luft, so dass er schon befürchtete, der weiße Schwaden könne die Sicht beeinträchtigen.
    »Da kommt er!«, sagte Kalvi mit gepresster Stimme. Clisser strengte die Augen an, vermochte in der frühmorgendlichen Dämmerung indessen nichts zu erkennen. Kalvi spähte durch sein Instrument.
    Ein Hauch von Rot erschien am unteren Rand des Auges, ein Fleck, der zu pulsieren schien. Aus den Aufzeichnungen des Kolonistenschiffs Yokohama wussten sie, dass der Rote Stern größenmäßig der Venus entsprach, einem Schwesterplaneten der alten Erde. Und er war genauso unbewohnbar.
    Während Clisser mit angehaltenem Atem schaute, kam es ihm vor, als sähe man diesem Planeten an, dass er Tod und Verderben in seinem Gefolge mit sich führte. Hatte man nicht einen anderen Satelliten des Sol-Systems als ›Roten Planeten‹ bezeichnet? Ja, sicher, der astronomische Name lautete Mars. Benannt war er nach einem Kriegsgott.
    Rot war die passende Farbe für einen Planeten, der Unheil brachte. Clisser fragte sich, wie es möglich war, dass die Fäden, ein lebendiger Organismus, sich auf einer Welt entwickeln konnten, die einen so erratischen Orbit besaß wie der ominöse Rote Stern. Seine stark in die Länge gezogene elliptische Umlaufbahn führte ihn die meiste Zeit weg von Rubkats Leben spendender Wärme. Selbstverständlich wusste Clisser, dass seine Raumfahrt betreibenden Ahnen noch viel merkwürdigere Lebensformen im All entdeckt hatten. Die Nathi zum Beispiel, um eine weitere bösartige Spezies zu nennen.
    Doch der auf Rubkats Satelliten heimische Mykorrhizoid besaß keinerlei Intelligenz. Dieser Organismus vernichtete anderes Leben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Clisser seufzte. In gewissem Sinne fasste er dies als Trost auf. Die Fäden zerstörten jede organische Materie, weil sie gar nicht anders konnten; sie waren genetisch darauf programmiert zu fressen, ohne indessen Böses zu beabsichtigen.
    Den Opfern nützte dieses Wissen allerdings nichts, führte Clisser seinen Gedankengang fort. Er erinnerte sich an die Dokumentation eines Fädenfalls, die er auf Video gesehen hatte. Jetzt bedauerte er es, dass er davon nicht hatte Skizzen anfertigen lassen; selbst ein einziges Bild würde genügen, um zu veranschaulichen, welch verheerende Folgen ein Fädenschauer anrichtete.
    Iantines Zeichnungen von den Vorgängen in Bitra hatten Clisser ungemein beeindruckt. Obwohl man ein so großes Talent nicht verschwenden sollte, indem man den Künstler hauptsächlich Kopien anfertigen ließ. Nach einer Vorlage zeichnen konnte fast jeder. Doch nur wenigen Begabten war es vergönnt, kreativ zu sein.
    Unterdessen kroch der rote Schimmer im Rund des Augensteins immer höher.
    »Geschafft!«, brülle Kalvi. Ein letztes Mal drehte er an dem eisernen Ring auf dem Steinsockel. »Die Ausrichtung ist perfekt. Zementiert die Lücke im Felsen rasch zu. Ihr da am Fingerfelsen! Beobachtet das Phänomen. Jetzt müsste jeder von euch den Roten Stern im Augenstein sehen.«
    Die Beobachter stellten sich in einer Reihe auf, und nacheinander probierten sie die astronomische Vorrichtung aus.
    Kalvi war begeistert. »Das genügt. Ist der Ring auch fest einzementiert? Wunderbar.« Dann wandte sich der

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