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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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sehen konnte. Diesen Ritt würde Clisser ganz gewiss in Erinnerung behalten. Der Drache schlug einen nördlichen Kurs ein, indem er gemächlich eine Linkskurve drehte.
    Bald würden die Drachen in wichtigerer Mission unterwegs sein, ging es Clisser durch den Kopf. Wenn es galt, Pern vor dem Fädenfall zu schützen. Vor ihnen erstreckte sich die schneebedeckte Bergkette des Großen Nordgebirges. Rubkats Widerschein tönte die eisgepanzerten Felswände in zarteste Abstufungen von Orange. Was Iantine mit einem solchen Panorama anfangen könnte! Schlagartig wurde das Bild erhabener Schönheit von der abgrundtiefen Schwärze des Dazwischen verschluckt.
    »Was passiert, wenn Sie sich die Finger wund zeichnen?«, wollte Leopol von Iantine wissen.
    Der Künstler hatte nicht einmal bemerkt, dass der Junge neben ihm stand, aber seine Frage – tatsächlich malte er gerade eine Szene mit den Jungdrachen in einem solchen Tempo, dass sein Ellbogen schmerzte – reizte ihn zum Lachen. Dennoch dachte Iantine nicht daran, eine Pause einzulegen.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie gehört, dass so etwas passiert ist, falls dich das beruhigt.«
    »Wieso sollte ich mir Sorgen machen?« Keck legte Leopol den Kopf schräg. »Es sind doch Ihre Finger.«
    »Weißt du was, ich werde dich sehr vermissen«, erklärte Iantine impulsiv.
    »Das will ich doch sehr hoffen. Immerhin war ich während der letzten Monate Ihr ständiger Begleiter«, lautete Leopols Antwort. »Aber Sie können mich doch mitnehmen. Ich werde mich weiterhin um Sie kümmern.« Leopols Miene war ernst, und seine grauen Augen blickten ein wenig bekümmert. »Mittlerweile weiß ich, wie Sie Ihre Farben mischen, die Pinsel säubern und das Holz oder die Leinwand für ein Porträt präparieren.«
    Iantine schmunzelte und zauste das dichte schwarze Haar des Jungen. »Und was würde dein Vater dazu sagen?«
    »Mein Vater? Er hat alle Hände voll zu tun, um die Schutzmaßnahmen gegen den Fädenfall vorzubereiten.« Von Tisha wusste Iantine, dass ein Bronzereiter, C'lim, Leopols Vater war; seine Mutter war kurz nach der Geburt gestorben. Doch wie jedes andere Kind im Weyr wurde er von vielen Leuten umsorgt und verhätschelt und auch gemaßregelt, falls es erforderlich war. »Ich sehe ihn ja kaum noch.«
    Kein Wunder, dachte Iantine. Seit seiner Ankunft im Weyr hatte sich Leopol an ihn gehängt und verfolgte ihn auf Schritt und Tritt wie ein Schatten. »Und Tisha?«
    »Ach, Tisha. Die muss sich halt jemand anderen suchen, den sie bemuttern kann.«
    »Ich kann ja fragen, aber ich glaube nicht, dass man dir erlauben wird, von hier fortzugehen. Die anderen Reiter rechnen nämlich fest damit, dass du eines Tages von einem Bronzedrachen erwählt wirst.«
    Mit einem Achselzucken tat Leopol diese Zukunftsaussichten ab. Für ihn zählte nur die Gegenwart und nicht, was sich in drei, vier Jahren eventuell ereignen mochte. »Müssen Sie denn gehen?«
    »Leider ja. Ich habe die Gastfreundschaft des Weyrs schon viel zu lange in Anspruch genommen.«
    »Das haben Sie nicht.« Bedeutungsvoll blickte der Junge zum See hin, wo die Weyrlinge ihre Jungdrachen badeten. »Außerdem sind Sie mit Ihrer Galerie noch nicht fertig. Ein paar Reiter fehlen noch.«
    »Wie dem auch sei, Leo, demnächst begebe ich mich nach Benden, um dort Porträts des Burgherrn und seiner Gemahlin anzufertigen. Das schulde ich ihnen, seit ich meine Ausbildung im Institut Domaize begann.«
    »Werden Sie später hierher zurückkommen? Sie haben Chalkins Gesicht noch nicht übermalt, und es ist ja nicht so, wie wenn Sie jemandem im Weyr einen Schlafplatz wegnehmen würden.« Weinerlich verzog Leopol das Gesicht. »Debera will auch, dass Sie bleiben.«
    Iantine bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Leopol!«, sagte er in warnendem Ton.
    Mit der Stiefelspitze stocherte der Junge im Sand herum. »Jeder weiß, dass Sie in sie verknallt sind, und die Mädchen klatschen, sie hätte ein Auge auf Sie geworfen. Das einzige Problem stellt Morath dar. Doch sowie sie fliegen gelernt hat, bekommt sie einen eigenen Weyr, und Sie und Debera hätten eine Intimsphäre.«
    »Intimsphäre?« Iantine wusste, dass Leopol altklug und frühreif war, aber … Leopol unterdrückte ein Grinsen. »In einem Weyr lässt sich nichts vertuschen. Hier gibt's keine Geheimnisse.«
    Iantine schwankte zwischen Gereiztheit und einem verdeckten Triumph. Es freute ihn zu hören, dass Debera ihn offenbar als Partner in Betracht zog, gleichzeitig wurmte es ihn,

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