Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
südwestlicher Richtung weiterzufliegen.
Schon bald mussten beide ihre Fliegerjacken ausziehen, weil es ihnen zu warm wurde; dann folgten die Hemden, die aus einem derben, dicht gewirkten Stoff bestanden. P'tero bewunderte M'lengs wohlgestalteten Körper. Der grüne Reiter war schlank und dabei ausgesprochen gut proportioniert. Seine drahtige und doch elegante Figur hatte P'tero auf Anhieb gefallen. Der Oberkörper war noch winterlich weiß, und P'tero schmunzelte, weil der Kontrast zu dem gebräunten Hals recht komisch wirkte.
Fasziniert betrachtete der blaue Reiter die tropische Landschaft, die sich selbst von den wärmeren Gefilden des Nordkontinents unterschied. In Nerat wucherten nahezu undurchdringliche Regenwälder, lediglich der Westen wies die Vegetation gemäßigter Klimata auf.
Ista lag in einem stark zerklüfteten Bergland mit schroffen Gipfeln und tief eingeschnittenen Tälern, und auch dort befand sich dichter Dschungel. Hier indessen erstreckte sich in alle Richtungen eine endlose Grassteppe, die in mancher Hinsicht an die Ebenen von Keroon erinnerte. Das flache Land war durchsetzt mit gelben, aus dem Boden ragenden Felsen und gelegentlichen Baumgruppen, die wie Inseln aus einem Gräsermeer auftauchten. Beim Vorbeiflug der Drachen stoben riesige Scharen von Wherries und anderen vogelähnlichen Wesen in die Luft, um mit hektisch klatschenden Schwingen das Weite zu suchen.
Kann ich diese Tiere fressen? , erkundigte sich Ormonth bei seinem Reiter, bereits das Tempo verstärkend, falls die Antwort ›Ja‹ lautete.
Was? Diese zähen kleinen Häppchen? , erwiderte P'tero verächtlich. Dann legte er die Hände wie einen Trichter vor den Mund und brüllte M'leng zu: »Ormonth ist so hungrig, dass er sich schon an Wherries vergreifen möchte!«
»Sith geht es ebenso. Wir sollten zusehen, dass sie bald etwas Futter kriegen«, schrie P'tero zurück. »Da drüben!« Er zeigte auf eine Felsformation. Ein Baum mit weit ausladender Krone hatte dort Halt gefunden und spendete einer schräg geneigten Steinplatte Schatten.
P'tero fand, die Struktur des Felsens gliche einem in die Höhe ragenden Schiffsbug, wobei sich der Rumpf des Bootes tief in den Boden gegraben hatte. Und der Baum sah aus wie ein Mast.
M'leng nickte zustimmend und flog mit Sith eine weite Kurve, so dass sie vor dem Bug aufsetzen konnten. Von Süden blies eine leichte Brise und trocknete den Schweiß auf ihren Körpern.
Als Erstes zogen sich die jungen Männer die dicken Flughosen und die schweren Stiefel aus. Die Socken mussten sie anbehalten, weil der Fels zum Barfußgehen zu heiß war.
M'leng, der ein ausgezeichnetes Sehvermögen besaß, beschattete die Augen mit einer Hand und spähte nach Westen, wo sich ein langer dunkler Streifen längs des Horizonts zu bewegen schien.
»Das ist gut. Eine Tierherde.« Er machte Sith darauf aufmerksam. »Siehst du? Die kannst du fressen. Die sind viel besser als Wherries. Und jetzt ab mit dir!« Aufmunternd klatschte er mit der flachen Hand gegen den Bauch des Drachen.
»Hinterher, Ormonth!«, forderte P'tero seinen Drachen auf. »Wir schauen euch von hier aus zu.«
Ormonth ließ seinen mächtigen Hals hin und her pendeln und traf keine Anstalten, aufzusteigen. Seine gelb leuchtenden, rasch kreisenden Augen bedeuteten, dass er sich vor irgendetwas fürchtete.
»Was ist los mit dir?«, fragte P'tero. Er wollte, dass sich beide Drachen entfernten, damit er mit M'leng ungestörte Zweisamkeit genießen konnte. Solange die Tiere mit Jagen und Fressen beschäftigt waren, zollten sie dem Tun und Treiben ihrer Reiter keine Aufmerksamkeit.
Ich rieche etwas.
»M'leng, hat Sith vielleicht auch eine ungewöhnliche Witterung aufgenommen?« P'tero zügelte seine Ungeduld, denn die Belange eines Drachen gingen vor.
»Mir scheint, hier duftet alles anders als bei uns im Norden«, erwiderte M'leng achselzuckend. Seine gespannte Miene verriet, dass er sich genauso nach einem Schäferstündchen sehnte wie P'tero.
»Ich gebe gut Obacht«, versprach P'tero Ormonth und befahl ihm, sich auf den Weg zu machen.
Die beiden Drachen sprangen gleichzeitig hoch, und stolz beobachtete P'tero die eleganten Bewegungen seines Reittiers, das sich spiralig in die Höhe schraubte, um dann im Sturzflug auf seine Beute herabzustoßen.
M'leng legte sich P'teros Arm um die Schultern. »Meine Güte, fühlt deine Haut sich aber heiß an. Wir müssen aufpassen, dass wir uns keinen Sonnenbrand holen.«
»Wenn wir uns bewegen,
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