Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
sollen die Würmer dieses Hindernis überwinden?«, fragte K'vin und tippte auf die Höhenlinien, die das Steilufer des Stroms anzeigten. Zur anderen Seite fiel das Gelände sanft geböscht zum Asowschen Meer ab.
»Angeblich suchen sie sich einen Weg um den Steilabfall herum oder werden als Larven im Verdauungstrakt der Wherries über den Fluss transportiert. Einige exotische Tiere, die man damals aus reinem Übermut züchtete und freiließ, tragen auch zu ihrer Verbreitung bei. Die Biester sollen sich stark vermehrt haben, wie du vielleicht weißt.«
Jetzt zog sie ihn auf, denn keiner von beiden hatte vergessen, dass Charanth K'vin vor einer riesigen, hungrigen, orange und schwarz gestreiften Raubkatze hatte retten müssen. Damals war Charanth außer sich vor Empörung gewesen, weil diese Kreatur es gewagt hatte, ihn, einen Bronzedrachen, anzugreifen. Der Vorfall hatte sowohl den Drachen als auch seinen Reiter nachhaltig beeindruckt.
»Und ob ich es weiß. So leicht lasse ich mich nicht noch einmal von einer dieser Bestien überraschen.«
»Aber der Pelz dieser Katze hat mir außerordentlich gut gefallen«, stichelte sie ihn mit schelmisch blitzenden Augen.
»Dann fang dir so ein Tier und zieh ihm das Fell ab. Was hältst du davon, andere Weyr zu diesem Ausflug einzuladen? Wir könnten eine gemeinsame Übung veranstalten.«
»Warum?«, konterte sie mit einem Achselzucken. »Es geht doch nur darum, unseren Geschwadern ein bisschen Zerstreuung zu verschaffen. Meranath«, sie wandte sich an die Drachenkönigin, die sich auf ihrer Lagerstatt rekelte und die beiden Weyrführer aufmerksam im Auge behielt, »würdest du bitte die Nachricht verbreiten, dass sich der Weyr auf einen Trainingsausflug begibt? Morgen, beim ersten Tageslicht, brechen wir auf. Ein paar Leute werden einen ziemlichen Schreck bekommen, wenn sie das hören.«
»Zweifelsohne«, erwiderte K'vin und richtete dann selbst das Wort an Meranath. »Und sag J'dar und T'dam Bescheid, sie möchten bitte hier heraufkommen.«
Im Süden scheint die Sonne viel wärmer , äußerte sich Meranath. Darüber wird sich jeder freuen, K'vin.
»Ich bin froh, dass der Plan deine Billigung findet«, sagte er zu der Königin und deutete eine Verbeugung an. Es gefiel ihm, dass sie seinen Namen in letzter Zeit häufiger benutzte. Ob das bedeutete, dass Zulaya immer öfter an ihn dachte? Doch diese Frage hielt er in einem Winkel seines Gehirns verborgen, auf den selbst Charanth keinen Zugriff hatte.
Er war sich nicht sicher, ob Zulaya ihn als Weyrführer wirklich akzeptierte. In der Öffentlichkeit verhielt sie sich stets freundlich ihm gegenüber, und dafür war er ihr aufrichtig dankbar. Ansonsten ließ sie nie durchblicken, was sie von ihm hielt. Dabei sehnte er sich nach mehr Intimität mit ihr, aber sie blieb nach wie vor distanziert. Ob es ihm je gelänge, sie vorbehaltlos für sich zu gewinnen? Hatte sie vielleicht diese Exkursion vorgeschlagen, weil sie hoffte, sie kämen sich dadurch ein bisschen näher?
»Wann hat man das letzte Mal nach den Würmern gesehen?«, wollte er wissen?
Sie zuckte die Achseln. »Darauf kommt es nicht an. Der ganze Weyr braucht etwas Abwechslung, und die bekommen wir im Süden geboten. Vermutlich ist es ohnehin das Beste, wenn wir während der Zeit des Fädenfalls in die betreffende Gegend fliegen, um uns persönlich davon zu überzeugen, ob die Würmer auch tatsächlich die Funktion erfüllen, für die sie ursprünglich gezüchtet wurden.«
»Vielleicht werden die Drachengeschwader bald arbeitslos, wenn die Würmer wirklich so effektiv sind«, überlegte er.
Zulaya schüttelte den Kopf. »Solange die Fäden vom Himmel fallen, muss es kampfbereite Drachen und deren Reiter geben. Es ist wichtig, dass möglichst wenige dieser Organismen den Boden überhaupt berühren. Die Würmer sind eine zusätzliche Abwehrmaßnahme, ganz sicher keine Patentlösung.«
Die beiden Weyrführer hatten es versäumt, Meranath zu bitten, das Ziel der Exkursion noch geheim zu halten, und so war der bevorstehende Ausflug bald in aller Munde. Ein jeder drängte, mitgenommen zu werden. Selbst Tisha wollte sich nicht ausschließen.
»Einige der Bronzedrachen werden zwei Passagiere befördern müssen«, meinte K'vin, der im Kopf rasch ein paar Zahlen überflog.
»Die Weyrlinge müssen allerdings hier bleiben«, dämpfte Zulaya die euphorischen Erwartungen. »Aber sobald die Jungdrachen flügge sind, kann T'dam mit dem Nachwuchs eine Exkursion in den Süden
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