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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Skybroom-Holz entpuppte sich als grob zugehauene Balken, die zur Möbelherstellung gelagert wurden. Keinesfalls war es dünn genug für Miniaturen; ›Miniaturen‹, die nun doppelt so groß ausfallen würden wie üblich.
    Missfallen erregte die Pose, in der die Kinder gemalt werden sollten, obwohl Lady Nadona selbst die Positionen vorgeschlagen hatte.
    »Chaldon sieht so unnatürlich aus«, monierte die Burgherrin. »Mit dem krummen Buckel wirkt er irgendwie verkrampft, gar nicht locker und gelöst. Wieso haben Sie ihn nicht ermahnt, dass er den Rücken gerade halten soll?« Iantine verbiss sich die Bemerkung, dass er den Bengel ständig gemahnt hatte, und zwar im Beisein von Lady Nadona. »Und wie böse er guckt! Richtig widerwärtig!«
    Dabei handelte es sich lediglich um Chaldons ›natürliche‹ Miene.
    »Soll ich ihn lieber in stehender Haltung malen?«, schlug Iantine vor. Innerlich krümmte er sich bei der Vorstellung, die Kinder zum Stillstehen zu bewegen. Es war schon schlimm genug gewesen, sie zum Sitzen zu überreden. Wie Ussie ihm prophezeit hatte, waren die Gören unausstehlich, so hyperaktiv und zappelig, dass es ihm schier nicht gelingen wollte, sie in die richtige Positur zu bringen oder ihnen einen halbwegs freundlichen Gesichtsausdruck abzuschmeicheln.
    »Und warum, um alles in der Welt, malen Sie auf einem so winzigen Stück Leinwand? Ich muss ja eine Lupe benutzen, wenn ich etwas erkennen will«, hatte Lady Nadona gestänkert, wobei sie Chaldons Bildnis auf Armeslänge von sich wegstreckte. Mittlerweile kannte Iantine seine Auftraggeberin gut genug, um sich einen Hinweis auf ihre extreme Weitsichtigkeit zu verkneifen.
    »Das ist das übliche Format für eine Miniatur …«
    »Behaupten Sie!«, ließ sie ihn abblitzen. »Aber ich will etwas, das ich noch sehen kann, wenn ich mich auf der anderen Seite des Zimmers befinde.«
    Da sie ständig ›auf der anderen Seite des Zimmers‹ weilte, sowie ihre Sprösslinge in der Nähe waren, fand er den Wunsch verständlich. Noch nie zuvor hatte Iantine so schmutzige Kinder gesehen. Alle litten an Übergewicht, da sie von Natur aus träge waren. Ihre Kleidung saß nicht, weil die Schneiderin auf Burg Bitra nichts von ihrem Handwerk verstand. Pausenlos stopften die Bälger irgendetwas Essbares in sich hinein, meistens Sachen, die klebten, verschmierten oder auf ihren Mündern und Hemden Krümel hinterließen.
    Den üblen Gerüchen nach, die sie verbreiteten, badeten sie nur selten, und ihre langen Haare waren fettig und schlecht geschnitten. Sogar die beiden Mädchen legten keinen Wert auf ihr Aussehen. Eine hatte sich das Haar mit dem Messer abgesäbelt und nur den langen Zopf ausgespart, der ihr, mit Glöckchen und Perlen geschmückt, den Rücken herunterbaumelte. Die andere hatte ihren Schopf zu zwei Flechten gezwirbelt, die nur dann frisch frisiert wurden, wenn die Spangen – oder was auch immer die Enden zusammenhielt – verloren gingen.
    Iantine hatte sich mit Chaldon, der eher einem Ferkel ähnelte, die größte Mühe gegeben, bis er sich eingestand, dass das Kind einfach nicht ›naturgetreu‹ abzubilden war. Also entschloss er sich, nur die notwendigsten Züge beizubehalten, damit man erkennen konnte, wen das Porträt darstellte. Natürlich fiel das Konterfei nicht ›zufrieden stellend‹ aus.
    Lediglich der jüngste Wurm, ein schwabbeliger dreijähriger Knirps, der außer ›Nein‹ nichts anderes von sich gab und dauernd ein Stofftier mit sich herumschleppte, von dem er sich nicht trennen ließ, fand einigermaßen Anklang. Tatsächlich war der schmuddelige Plüschbär das ansprechendste Detail auf Briskins Porträt.
    Iantine versuchte, Lucchas unorthodoxe Haartracht zu romantisieren und wurde belehrt, dass sie besser aussehen würde mit ›richtigen‹ Haaren, die er natürlich problemlos hineinmalen konnte. Und wieso sie so mürrisch dreinschaute, wo sie doch ein so süßes Lächeln und ein so liebes Wesen hätte? (Das sie jedoch nicht daran hinderte, die Katzen, die in der Burg herumstreunten, an den Schwänzen zusammenzubinden, hatte Iantine in Gedanken hinzugefügt. In der gesamten Festung gab es kein einziges unversehrtes Tier, und der Kaminjunge erzählte, in diesem Jahr hätten sie sieben Hunde durch ›Unfälle‹ verloren).
    Lucchas Mund saß schief in ihrem Gesicht, und die schmalen Lippen waren meistens säuerlich zusammengekniffen. Lonada, die zweite Tochter, hatte eine Visage wie ein Pudding, und die Augen wirkten wie zwei

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