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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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was er immer schon gesagt hätte.
    Bei Lucchas Porträt ließ sich dieser Trick nicht anwenden. Durch die Krankheit war ihr Teint noch fahler geworden, sie hatte Haarausfall und beträchtliches Untergewicht, so dass sich ihr Aussehen nicht vorteilhaft verändern ließ. Anfangs wollte er sich ihre Urgroßmutter zum Vorbild nehmen, doch die Gesichtsform passte nicht, und selbst er musste zugeben, dass das Porträt missglückt war.
    »Es liegt an ihrer Krankheit«, murmelte er, als Chalkin und Nadona ihm aufzählten, was an dem Konterfei alles nicht stimmte.
    Mit Lonada und Briskin hatte er es leichter. Briskin hatte etliche Kilo abgespeckt, und mit seiner verkniffenen Miene, den eingefallenen Wangen und den Segelohren ähnelte er nun in der Tat seinem Großonkel. Klugerweise hatte Iantine die Ohrmuscheln verkleinert, und er wunderte sich, wie der Künstler es damals geschafft hatte, seinem Modell ungestraft diese Riesenlauscher zu verpassen.
    Zum Schluss malte er Luccha noch einmal. Mittlerweile hatte sie ein wenig zugenommen, und ihr Teint wirkte frischer, was für ihr Aussehen wahre Wunder bewirkte. Zu schade, dass man die Manipulationen, die man auf der Leinwand zuwege brachte, nicht auch mit dem lebenden Modell anstellen konnte. Vage erinnerte er sich, dass die ersten Kolonisten imstande gewesen waren, Gesichter durch plastische Chirurgie zu verschönern. Widerstrebend, und nachdem Iantine die mittlerweile reichlich großen Miniaturen so oft abändern musste, dass er etwas gegen die Wand hätte schmettern können – vorzugsweise den Burgherrn und seine Gemahlin –, befand man die vier Gemälde als zufrieden stellend. Die abschließende kritische Besprechung hatte bis tief in die Nacht hinein gedauert, die schauerlich finster und stürmisch war. Selbst durch die drei Meter dicken Felswände hörte man den Wind jaulen.
    Als Iantine danach völlig ausgelaugt, aber erleichtert zu seiner tiefer gelegenen Kammer hinunterstieg, spürte er die eisige Kälte, die sich in den unteren Etagen der Festung ausbreitete. Die prasselnden Feuer in den vier Kaminen hatten die Große Halle ein wenig aufgeheizt, doch hier drunten gab es keine Wärmequelle. Es war so bitterkalt, dass Iantine lediglich seine Stiefel auszog und den Hosengurt lockerte, ehe er sich in sein Bett verkroch. Was hier als Matratze durchging, war hart und unbequem und sah aus wie ein Teil aus den Schiffen, mit denen die Auswanderer nach Pern gekommen waren. Er kuschelte sich in seine Pelzdecke, froh, dass er seine eigene Zudecke mitgebracht hatte, und schlief ein.
    Arktische Temperaturen, die ihm schmerzhaft ins Gesicht schnitten, weckten ihn. Seine Nase fühlte sich wie abgestorben an, und trotz der wärmenden Felldecke fiel es ihm schwer, die Muskeln zu strecken. Sein Nacken war steif, und er fragte sich, ob er sich während der Nacht überhaupt einmal bewegt hatte. Am liebsten wäre er unter der warmen Decke geblieben, doch er musste seine Blase entleeren.
    Er zwängte die Füße in die steif gefrorenen Lederstiefel, wickelte sich in seine Decke und hastete den Korridor entlang zum Abort. Sein Atem gefror zu einer weißen Wolke, und die Kälte biss ihm in Nase und Wangen. Er verrichtete sein Geschäft und kehrte nur ins Zimmer zurück, um sich seinen dicksten Wollpullover überzustreifen.
    Er verwarf den Gedanken, die Pelzdecke als Umhang zu benutzen, und rannte die endlosen steinernen Treppenfluchten hinauf, vorbei an Wänden, von denen das Kondenswasser tröpfelte. Vor dem ersten Fenster auf einer der oberen Etagen blieb er stehen. Die Scheibe war mit Eisblumen zugefroren. Er hetzte einen Treppenaufgang höher und öffnete die Tür zum Küchentrakt, in dem es eigentlich hätte wärmer sein müssen.
    War über Nacht jedes Feuer in der Burg ausgegangen? Waren die Kaminjungen auf ihren harten Pritschen festgefroren? Als er suchend in die Richtung blickte, wo sich die Schlafstellen der Kaminjungen befanden, blieb sein Blick erschrocken an dem Fenster haften. Schnee türmte sich bis eine Hand breit über das Sims. Er trat näher heran und spähte auf den Burghof hinunter, doch er sah nichts außer einer unberührten weißen Fläche.
    An der Stelle, wo der Boden abschüssig zu der tiefer gelegenen Straße führte, war keine Delle mehr zu sehen, die dicke Schneeschicht ebnete alles ein. Nirgendwo rührte sich menschliches oder tierisches Leben. Keine Spur deutete darauf hin, dass jemand von den Außengebäuden den Burghof überquert hatte.
    »Das hat mir gerade

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