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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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noch gefehlt!«, hauchte Iantine, von dem Anblick total niedergeschmettert. »Unter Umständen sitze ich hier wochenlang in der Falle.«
    Und er musste natürlich für Kost und Logis berappen! Wenn doch nur die Kinder nicht die Masern gehabt hätten! Inbrünstig wünschte er sich, er wäre mit der Restauration der Wandbilder nicht fertig geworden. Wovon sollte er leben? Würde überhaupt noch etwas von dem Honorar – das ihm anfänglich so großzügig erschien – übrig bleiben, wenn er dieses elende Loch endlich verlassen konnte?
    Später am Morgen, als die halb erfrorenen Menschen sich anschickten, mit den Folgen des Blizzards fertig zu werden, handelte er eine weitere Abmachung mit dem Burgherrn und seiner Gemahlin aus. So sorgfältig hatte Iantine noch nie einen Text formuliert. Er erbot sich, sie zu porträtieren, beide gewandet in prunkvoller Garderobe; der Untergrund sollte Skybroom-Holz sein, für jedes Bild ein Quadratmeter, wobei Lord Chalkin sämtliches Material stellte. Als Gegenleistung verlangte er freie Mahlzeiten und die Unterbringung in einem der oberen Stockwerke, sowie ausreichend Brennstoff für ein Kaminfeuer.
    Lady Nadona ließ sich ohne größere Schwierigkeiten malen. Sie saß mucksmäuschenstill, da sie jeden Vorwand nutzte, um schier gar nichts tun zu müssen. Doch als das Bild zur Hälfte fertig war, wollte sie ihre Robe wechseln, weil sie meinte, die Farbe Blau stünde ihr besser als Rot. Sie hatte Recht, doch er schmeichelte ihr solange, bis sie mit ihrer Meinung umschwenkte.
    Behutsam kaschierte er ihren von Natur aus hektisch geröteten Teint und verschaffte ihr eine hellere Färbung. Ihre wie verwässerten bleichen Augen dunkelte er nach, so dass sie in ihrem faden Gesicht als Blickfang dienten. Mittlerweile hatte er oft genug gehört, wie sie auf ihre eingebildete Ähnlichkeit mit ihrer Tochter Luccha pochte, so dass er diesen Aspekt betonte und ihr einen nicht vorhandenen jugendlichen Schmelz verlieh.
    Als sie an ihrem Kleid einen neuen Kragen wünschte, improvisierte er einen, den er auf einem Ahnenporträt gesehen hatte – ein Spitzengeriesel, das nicht viel von dem faltigen Hals sehen ließ. Nicht, dass er die runzlige Haut gemalt hätte, doch die Spitze schmeichelte dem Gesamteindruck.
    Mit Chalkin hatte er weniger Glück. Der Mann war von seinem Naturell her unfähig stillzuhalten. Unentwegt trommelte er mit den Fingern, wippte mit den Füßen, verdrehte die Schultern oder verzog das Gesicht. Es war schier unmöglich, ihn in Positur zu setzen.
    Iantine brannte darauf, das Bild zu vollenden und den schrecklichen Ort zu verlassen, ehe ein neuer Schneesturm ihn festhielt. Der junge Porträtist fragte sich, ob Chalkins Verzögerungstaktik und die kurzen Zeitspannen, in denen er sich bereiterklärte, Modell zu sitzen, ein weiterer Trick waren, um ihn festzunageln – um das ursprüngliche Honorar noch mehr zu schmälern. Obwohl Chalkin ihn mehrfach dazu aufgefordert hatte, sich in den Spielzimmern aufzuhalten – die Räume, in denen dem Glücksspiel gehuldigt wurde, waren die am besten beheizten in der gesamten Festung –, nahm Iantine keine einzige dieser Einladungen an.
    »Sitzen Sie endlich still, Lord Chalkin. Ich arbeite gerade an den Augen und kann sie nicht malen, wenn Sie unentwegt blinzeln«, verlangte Iantine in einem so scharfen Ton, wie der Burgherr ihn noch nie von dem Künstler gehört hatte.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, näselte Chalkin und ließ nervös die Schultern kreisen.
    »Lord Chalkin, wenn Sie nicht wollen, dass ich Sie mit einem Silberblick male, dann halten Sie für fünf Minuten still, ich flehe Sie an!«
    Etwas von Iantines Frustration musste zu Chalkin durchgedrungen sein, denn zu guter Letzt hielt er still und funkelte den Porträtisten nur wütend an. Und das länger als fünf Minuten.
    Indem Iantine sich sputete, beendete er die schwierige Arbeit an den Augen. Er hatte sie weiter auseinander gestellt und die Tränensäcke ausgelassen. Subtil verfeinerte er die aufgeschwemmten, einem Schweinskopf ähnlichen Züge und dünnte die Knollennase so weit aus, dass sie ein nahezu römisches Profil bekam. Dann begradigte und verbreiterte er die Schultern auf die Maße eines Athleten und dunkelte das Haar nach. Außerdem fing er das Blitzen und Funkeln der vielen juwelenbesetzten Fingerringe ein. Der Schmuck beherrschte nachgerade das Bild, was Lord Chalkin gefallen musste, der mehr Ringe zu besitzen schien als das Jahr Tage hatte.
    »Das war's!«,

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