Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
erkannt. Aus dem dürren Bürschchen ist ja ein richtiger Mann geworden.«
Robinton schmunzelte vergnügt. Raid hingegen sah noch genauso aus, wie er ihn in Erinnerung hatte.
»Ich hab mir beim Wachsen auch große Mühe gegeben«, antwortete er.
»Und nicht ohne Erfolg, wie man sieht«, erwiderte Raid in vollem Ernst. Robinton erinnerte sich, dass er absolut kein Gespür für Ironie besaß. »Komm rein und trink einen Becher Klah. Jetzt bist du natürlich auch alt genug für ein Glas Wein. Nach der Reise hast du eine Erfrischung nötig. Warst du lange unterwegs?«
»Ja, und dadurch habe ich erst erfahren, wie groß dieser Kontinent ist.«
»Er ist wirklich groß, nicht wahr?«
Robinton vergegenwärtigte sich, dass Raid sich während der letzten Jahre kein bisschen verändert hatte. Er war immer noch der biedere, bodenständige Sohn des Burgherrn. Obwohl im Grunde nichts gegen diese Charaktereigenschaften einzuwenden war, hielt Rob sich nüchtern vor Augen.
»Ich hoffe, deinem Vater und Lady Hayara geht es gut«, sagte Rob höflich.
»Mein Vater leidet in letzter Zeit sehr unter Gelenkschmerzen.« Raid furchte besorgt die Stirn. »Medikamente verschaffen immer nur kurzfristig Linderung.« Über die zweite Frau seines Vaters, Lady Hayara, verlor er typischerweise kein Wort.
Doch Lady Hayara war von der Ankunft des Reitertrupps alarmiert worden und segelte nun durch die Halle. Ihr Leibesumfang ließ darauf schließen, dass sie sich abermals im letzten Stadium einer Schwangerschaft befand. Sowie sie Robinton erkannte, setzte sie das liebenswürdigste Lächeln auf, das er sich nur wünschen konnte. Er merkte sofort, dass sie ihn von ganzem Herzen willkommen hieß, als zurückgekehrten Gast und als Harfner.
Wild drauflos plappernd, was es ihr erlaubte, Raid lediglich mit einem knappen Nicken zur Kenntnis zu nehmen, rief sie nach einem Knecht, der Robs Packsäcke in sein Quartier bringen sollte, und dirigierte ihren Gast in die Halle, wo ein Imbiss serviert wurde.
Sie ließ Stühle für sich und Rob bringen, entschuldigte sich für Lord Maidirs Abwesenheit und erzählte ihm, Maizella sei einem anständigen jungen Grundbesitzer versprochen, den sie demnächst ehelichen würde. Überschwänglich beteuerte sie, wie glücklich sie über Robintons Ankunft sei, wie sehr sie sich darauf freue, endlich wieder neue Musikstücke zu hören, und dass ihr Robintons Lieder am besten gefielen, weil man sie so gut mitsingen könne, im Gegensatz zu anderen Werken, die den meisten Leuten ohnehin unverständlich blieben. Als sie merkte, was sie daherplapperte, fing sie an, Petirons Kompositionen zu loben, doch die Ehrlichkeit siegte, und sie gestand ein, sie könne mit diesen komplizierten Partituren nichts anfangen.
Während eine kurze Pause eintrat, weil Lady Hayara Atem schöpfen musste, warf Raid ein, er wolle Lord Maidir von Robintons Eintreffen in Kenntnis setzen und nachfragen, wann er dem Burgherrn seine Aufwartung machen dürfe. Außerdem müsse man Harfner Evarel benachrichtigen, dass sein neuer Geselle angekommen sei.
Nachdem Lady Hayara Luft geholt hatte, erzählte sie Robinton in aller Ausführlichkeit, wer derzeit in Burg Benden die Schule besuchte. In ihrer Freizeit half Maizella Harfner Evarel beim Unterrichten. Der alte Harfner litt beinahe genauso schlimm an Gelenkschmerzen wie der Lord, doch er hielt sich tapfer und konnte es kaum erwarten, dass Robinton ihm die Arbeit abnahm. Denn aus unerfindlichen Gründen gab es immer mehr Schüler, die unterwiesen werden mussten – Lady Hayara verstand selbst nicht, wieso die Pächter sich dermaßen stark vermehrten.
Robinton unterdrückte mit Mühe ein Schmunzeln. Er hatte nachgerechnet, wie viele Kinder Lady Hayara geboren hatte, seit er und seine Mutter Burg Benden verließen. Ausgerechnet sie, die ihrem Ehegemahl bereits zehn Nachkommen geschenkt hatte, beklagte sich über die Fruchtbarkeit der Leute.
Kein Wunder, fand Robinton, dass Raid ihr die kalte Schulter zeigte. Sie bürdete ihm für die Zukunft keine geringen Probleme auf. Seine jüngeren, verständigeren Halbbrüder würde Raid vermutlich in die Bewirtschaftung der Burg einspannen, und die Mädchen so vorteilhaft wie möglich verheiraten. Doch Robinton wünschte ihm aufrichtig, es möge kein so intriganter und skrupelloser Verwandter unter Bendens männlichen Erben sein wie jener Fax aus dem Hochland.
Nachdem er sein Klah ausgetrunken hatte, verkündete er, er wolle Meister Evarel aufsuchen und ihn fragen,
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