Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
verstehen, dass er seine Pächter ernst nehmen musste, und wie hilfreich ein Harfner in der Verwaltung einer Burg sein konnte.
Hayon schob Wache und lächelte freundlich, als Robinton eintrat. Was immer er sagen wollte, blieb unausgesprochen, denn Robinton ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
»Ich bin autorisiert, eine Nachricht abzuschicken«, legte Robinton bissig los. Er schnappte sich die Trommelschlegel und hämmerte eine Bitte um Transport. Hayon machte große Augen und schien etwas äußern zu wollen. Doch dann besann er sich anders und klappte den Mund wieder zu.
Es war eine peinliche Situation, im Trommelturm zu sitzen und auf eine Antwort vom Weyr zu warten, doch Robinton verspürte nicht die geringste Lust auf eine Konversation, und Hayon war sensibel genug, dies zu spüren. Robinton hockte mit hängenden Schultern auf dem Schemel und nippte an einem Becher Klah, während die Zeit still zu stehen schien. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Nachricht eintraf, Reiter und Drache seien unterwegs.
»Und jetzt verrate mir bitte, was schief gelaufen ist, Rob«, fasste sich Hayon schließlich ein Herz.
»Dein Bruder meint, ich sei nicht der richtige Harfner für seine Burg.«
Hayon blickte ihm fest in die Augen. »Mein Halbbruder «, korrigierte er. »Raid versteht es nicht, seinen Verstand zu benutzen. Das heißt, falls er überhaupt einen hat. Weiß er eigentlich, dass du ständig irgendwelche Pächter besänftigst, die er in seiner Dummheit verprellt hat?«
»Genau deshalb schickt er mich ja fort, Hayon. Richte Lady Hayara aus, dass es mir Leid tut, die Burg zu verlassen …«
»Du wirst ihr sehr fehlen«, meinte Hayon.
»Ich beneide sie wirklich nicht. Und du wirst es auch nicht leicht haben, Hayon.«
Hayon lächelte halbherzig. »Ich werd's überleben. Mir war ja schon immer klar, dass es eines Tages so enden würde.«
»Eine gesunde Einstellung«, entgegnete Robinton und streckte die Hand aus, die Hayon mit beiden Händen ergriff.
»Eines ist klar, Maizella wird dich bei ihrer Vermählung vermissen.«
»Ich glaube nicht«, gab Robinton zurück. In seinem Lächeln lag keine Spur von Bitterkeit oder Enttäuschung.
»Da kommt ja dein Drache. Ach, es ist F'lon! Sag ihm bitte, dass Raid vor Wut tobt, weil er sich so auffällig um Naprila bemüht.«
»Ach?« Davon hatte Robinton nichts bemerkt. Natürlich wollte Raid nicht, dass ein Drachenreiter seiner Schwester den Hof machte. Lord Maidir hingegen wäre vermutlich toleranter gewesen. Maidir hatte die Erfahrung gemacht, dass das Leben in einem Weyr mitunter einer Position in einer Burg vorzuziehen war.
Als Hayon aufstand, um Robinton in den Hof hinunter zu begleiten, schüttelte der Geselle den Kopf. »Wir sollten Raid keinen Anlass liefern, sich über meinen Abflug aufzuregen. Ich möchte so unauffällig wie möglich von hier verschwinden.«
Hayon lachte. »Das dürfte dir schwer fallen, Rob. Ich werde dich schrecklich vermissen.«
Robinton bedankte sich mit einem Kopfnicken, dann hetzte er die Treppe hinunter, holte die Packsäcke aus seinem Quartier und verließ die Festung, ohne von jemandem gesehen zu werden.
Drunten im Burghof warteten F'lon und Simanith. Robinton entdeckte Raid am Fenster seines Büros. Der junge Burgherr sah zu, wie Robinton seine Bündel F'lon zuwarf, der sie auf Simaniths Rücken befestigte. Dann sprang Rob auf Simaniths angewinkelte Vorhand, griff nach F'lons behandschuhter Hand und setzte sich auf dem Rücken des Drachen zurecht.
»Er hat dich gefeuert, was?« kommentierte F'lon grinsend und winkte lässig zu Raid hinauf.
»Hast du damit gerechnet?« erkundigte sich Robinton und fragte sich, wieso er es nicht früher gemerkt hatte, dass Raids Verhältnis zu seinem Burgharfner sich derart drastisch abkühlte.
»Ich hatte es gehofft. Woanders kann es dir nur besser ergehen.«
»Benden ist eine gute Burg«, widersprach Robinton aus Loyalität und um der Wahrheit genüge zu tun.
»Sie war es, unter Maidirs Leitung. Raid muss in Punkto Takt und Menschenführung noch viel lernen.«
»Du hast gehört, wie er sich seinen Pächtern gegenüber benimmt?«
F'lon zuckte die Achseln. »Halt dich fest.« Im nächsten Moment sprang Simanith mit einem gewaltigen Satz in die Höhe.
Robinton schnürte es die Kehle zusammen, als er von Burg Benden Abschied nahm. Hier hatte er als Kind eine glückliche Zeit verbracht, und wie stolz er gewesen war, als man seine Dienste anforderte. Er hatte sein Bestes gegeben, wie
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