Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
haben.«
»Dann rührt sich der Grüne auch nicht vom Fleck. Aber wir sollten die Reiterin woanders hinbringen.«
»Bis zur Festung Honshu ist es ja nicht weit. Dort gibt es jede Menge bequeme Betten.«
»Wie viele Drachen werden nötig sein, um ihn zu transportieren? Er kann nicht ewig auf dem harten Fels liegen bleiben.«
»Was haben diese Menschenmassen hier zu suchen?« Tai erkannte sofort die scharfe Stimme der Weyr-Herrin von Benden. »Wenigstens die Drachen sind so vernünftig, sich abseits zu halten, bis sie gebraucht werden.«
Als man Tai anhob, um ihre von den Tierkrallen verwundeten Beine zu bandagieren, verspürte sie trotz des Taubkrauts starke Schmerzen.
»Nein, nein, Tai, du darfst dich nicht sträuben. Bleib ganz ruhig liegen. Eine verletzte Arterie muss geklammert werden.«
Sharra schien mit ihr zu sprechen.
»Golanth ist tot! Und F'lessan?«
»Nein, du irrst dich. Beide leben.«
»Wie kann das sein?«
»Es stimmt aber. Zaranth, sag du es ihr.«
Sie leben , bestätigte Zaranth im Flüsterton. Sie leben! Du lebst! Wir leben!
Sie fühlte einen Stich in ihren Arm und verlor abermals die Besinnung.
Als sie aufwachte, hallten die Worte - sie leben! sie leben! - in ihrem Kopf nach, und sie wollte es glauben. Doch, ja, Zaranths Gedanken verschmolzen mit den ihren, Drache und Mensch waren einander so nahe wie eh und je.
Sie leben! Der grüne Drache klang erschöpft.
Ruh dich aus, Zaranth. Jetzt darfst du dir Ruhe gönnen.
Sie hat Recht, Zaranth , mischte sich eine andere Stimme ein. Du brauchst dringend Ruhe.
Jemand wischte mit einem feuchten, kühlen Tuch Tais Gesicht ab, und irgendwer hielt ihre Hand.
»Hör mir gut zu, Tai.« Zu Tais Erstaunen saß die Weyr-Herrin von Benden an ihrem Bett, und sie war es, die ihre Hand hielt. »F'lessan ist schwer verwundet. Oldive, Crivellan, Keita und zwei der besten Chirurgen haben ihn wieder zusammengeflickt. Golanth ist …« Lessas Hand verkrampfte sich um Tais Finger, und sie schluchzte kurz auf, ehe sie fortfuhr. »Golanth geht es sehr schlecht. Man kann ihn erst richtig verarzten, wenn sein Zustand stabil ist. Aber er wird überleben! Oldive und unsere besten Heiler haben es versprochen.«
In Gedanken sah Tai den Bronzedrachen vor sich, den Schwanz und ein Bein buchstäblich in Stücke gerissen, während aus einem Auge ein grünes, eitriges Sekret sickerte.
»Aber er wird nie wieder derselbe sein«, flüsterte sie.
Lessa drückte ihre Hand. »Nein. Doch er wird fliegen können. Mit F'lessan auf seinem Rücken.«
Tai stützte sich auf einen Ellbogen ab und blickte in Lessas graue Augen, die so sehr denen von F'lessan glichen. »Und du belügst mich auch nicht?«
Zu ihrem Entsetzen traten Tränen in Lessas Augen. Gereizt blinzelte die Weyr-Herrin sie fort. »Nein, Tai, ich würde dich nie belügen. Und auch Zaranth spricht die Wahrheit. Das Gleiche gilt für Ramoth und sämtliche anderen Drachen von Pern. F'lessan und Golanth benötigen viel Pflege, aber Meister Oldive ist fest davon überzeugt, dass beide genesen werden.«
Ein gewisser Unterton in Lessas Stimme fachte Tais Ängste indessen von neuem an. Sie versuchte aufzustehen - sie musste ganz einfach F'lessan sehen und sich selbst von seinem Zustand ein Bild machen - doch die Beine versagten ihr den Dienst.
Jemand drückte Tai mit sanfter Gewalt in die Kissen zurück. »Du hast ebenfalls Verletzungen davongetragen, die erst heilen müssen, ehe du herumspazierst.«
Sie erkannte Sharras Stimme.
Was taten die vielen Leute hier? Wo befand sie sich überhaupt?
Du bist in Honshu, wo denn sonst? antwortete ihr Rutil.
»Und du sagtest, sie sei ein fügsames Mädchen«, bemerkte Lessa mit dem für sie charakteristischen Zynismus. Sie beugte sich über Tai und schaute ihr in die Augen. »F'lessan bekam eine hohe Dosis Fellis und schläft. Zaranth weicht nicht von Golanths Seite. Es ist ein Segen, dass sie nicht in diesen Raum hineinpasst, andernfalls könnte sie versucht sein, ihren Weyr-Gefährten allein zu lassen.«
»Wo sind die beiden Drachen?«, fragte Tai.
»Auf der Terrasse«, erwiderte Lessa. »Zum Glück ist bereits die Trockenzeit angebrochen, und es wird bestimmt nicht regnen.« Sie nahm ein Glas von einem Tisch. »Sharra wird dir den Rücken stützen, damit du das hier trinken kannst.«
»Was ist das?«, fragte Tai misstrauisch. Sie wollte nicht wieder einschlafen. Es drängte sie, sich um ihre tapfere Zaranth zu kümmern und nach F'lessan und Golanth zu sehen, egal, wie
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