Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
Augen. Ein Rudel Raubkatzen stürzte sich auf Golanth und Zaranth. Der Grüne schien die Katzen davonzuschleudern, ohne körperlich mit ihnen in Kontakt gekommen zu sein. Frage mich bitte nicht, wie Zaranth dieses Kunststück bewirkte. Und meine Ramoth imitierte diese - Streiche. Dann hatten die anderen Drachen begriffen, worauf es ankam, und machten mit. Wie durch Zauberei packten sie die Biester und warfen sie durch die Luft.« Verwirrt rieb sie sich die Stirn. »F'lessan lag am Boden und wurde von den Katzen zerfleischt. Seine einzige Waffe war sein Messer. Dann sprang Tai von einer Felsenterrasse herunter, irgendetwas Wehendes, Flatterndes in der Hand.«
Lessa legte eine Pause ein und runzelte die Stirn. »Ich glaube, dann rief Golanth ›die Zeit steuern‹, und Ramoth bemerkte die Katze, die Zaranth nicht davongeschleudert hatte.« Ihre Stirnfalten vertieften sich, und jedes Wort einzeln betonend, fuhr sie fort: »Wenn das Biest auf Golanths Schultern gelandet wäre, würde er vermutlich nicht mehr leben.« Sie erschauerte, und F'lar griff tröstend nach ihrer Hand. »Es muss Golanth gewesen sein, der die Zeit manipulierte. Grüne Drachen brauchen Führung, wenn sie die Zeit verändern wollen, und dass Golanth temporale Sprünge beherrscht, hat er während der Überflutung in Monaco bewiesen.«
Eine Weile dachte sie über das Vorgefallene nach. »Die anderen Drachen waren gerade erst eingetroffen. Selbst Ramoth konnte die Gefährlichkeit der Situation noch nicht einschätzen. Es kann also nur Golanth gewesen sein, der dazu aufforderte, die Zeit zu steuern. Es kam darauf an, den Sprung der Katze zeitlich abzulenken. Danach riss mein Kontakt zu Ramoth ab. Du kennst ja dieses Gefühl einer totalen Leere, das einen im Dazwischen überfällt. Und genau das empfand ich in dem Augenblick, als die Zeit verschoben wurde. Ich irre mich ganz bestimmt nicht. Ramoth sprang in die Zeit zurück und verpasste der Katze einen Schubs, sodass sie ihr Ziel verfehlte. Andernfalls hätte sie Golanth getötet und F'lessan gleich mit. Er hätte Golanths Tod gewiss nicht überlebt. Wir hätten auf einen Schlag beide verloren, unseren Sohn und Golanth.«
Nachdem sie so lange Haltung bewahrt hatte, brach sie nun weinend zusammen. Trost suchend schmiegte sie sich an F'lars Brust.
»Es ist gleich wieder gut«, schluchzte sie, während ihr die Tränen über das Gesicht strömten. Lessa von Ruatha, die Herrin des Benden-Weyrs, die kaum jemals weinte, und deren Augen selbst dann trocken geblieben waren, als Fax ihre Familie und jeden Bewohner von Burg Ruatha niedermetzelte, löste sich nun in Tränen auf.
Sie spürte, wie Tränen auf ihre Stirn tropften und wusste, dass F'lar ebenfalls weinte. Sie konnte gar nicht mehr aufhören zu schluchzen, und von ihr aus sollte man sie ruhig in ganz Honshu hören.
Niemand hört dich , raunte Ramoth in ihre Gedanken hinein, außer uns.
Es dauerte eine Weile, bis sich die beiden Weyr-Führer wieder gefangen hatten. Im Dunkeln ging F'lar an den Waschtisch, befeuchtete ein paar Tücher und wusch seiner Gefährtin Gesicht und Hände ab. Immer noch zitternd versuchte Lessa, ihre aufgelöste Frisur zu richten, und F'lar brachte ihr ein Glas Wasser, um ihre vom Weinen ausgetrocknete Kehle zu benetzen.
»Es ist in der Tat höchst erstaunlich«, sagte er, als er sich wieder neben Lessa setzte.
»Man hat schon immer vermutet, dass man ein Unglück abwenden kann, wenn man nur den exakten Zeitpunkt seines Geschehens kennt«, gab sie zu bedenken. »Wie zum Beispiel Moretas Tod.«
»Aber es handelt sich um eine Theorie«, hielt er ihr entgegen. »Es bleibt die Frage nach der praktischen Umsetzung.«
Lessa nippte an dem Wasser und zwang sich, ruhiger zu werden. F'lessan hatte überlebt, weil Golanth nicht gestorben war. Ramoth hatte Golanth das Leben gerettet.
Es ist keineswegs eine Theorie , mischte sich Ramoth energisch ein. Ich manipulierte bewusst die Zeit. Golanth zeigte mir, wie er es verhindert hat, dass er und F'lessan von der Killerwelle verschlungen wurden. Er veränderte den Fluss der Zeit aus eigenem Antrieb. An diesem Tag lernte er etwas sehr Wichtiges, doch als er nach Landing zurückkehrte, war er zu erschöpft, um es mir mitzuteilen. Heute brachte Zaranth uns bei, wie man Objekte bewegt, ohne sie zu berühren. Ich gebe zu, dass ich die Grünen bis jetzt unterschätzt hatte. Und nun verstehe ich die Technik, die sie anwendet. Sie ist überaus geschickt. Zaranth und ich unterwiesen dann die
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