Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
gestern.«
»Gestern?« Mit einem Ruck fuhr Tai hoch. Energisch drückte Manora sie in die Kissen zurück. Sie gehörte zu den ältesten Frauen im Benden-Weyr, trotzdem wirkte sie weder gebrechlich noch schwach.
»Gestern.«
»Aber heute findet doch die Ratsversammlung statt, an der wir teilnehmen sollen. Um Meister Wansor und Meister Erragon zu unterstützen.«
»Gestern ist etwas passiert, das die beiden Meister sowie die Weyr mehr unterstützt, als dir zur Zeit bewusst ist, Tai. Deshalb bin ich ja hier, um dich zu pflegen, und nicht die Weyr-Herrin. Wegen dir und Zaranth darf man sich auf eine höchst interessante und turbulente Sitzung gefasst machen. Das Ergebnis der Konferenz wird hoffentlich so ausfallen, dass es ganz Pern zum Wohle gereicht.«
***
Die Weyr-Führer übernachteten in Honshu. Immer wieder sah Lessa nach ihrem verwundeten Sohn.
»Dabei habe ich ihn nie sonderlich bemuttert«, gestand Lessa, als sie und Manora sich eine Kanne Klah teilten.
»Das war auch nicht nötig«, gab Manora zurück. »Du warst mit Weyr-Angelegenheiten beschäftigt, und es gab Leute genug, die sich um F'lessan kümmerten. Für ein Kind ist es nicht das Schlechteste, in einer Gemeinschaft groß zu werden und sich nicht nur an Vater und Mutter zu klammern. Besonders wenn es so lebhaft ist wie dein F'lessan als Junge war.«
F'lar verbrachte viel Zeit bei Golanth und Zaranth. Auf dem darüberliegenden Felsband hielten Ramoth und Mnementh Wache. In Honshu schien ein ganzes Geschwader von Drachen zu kampieren.
Wieso sind sie nicht in ihren eigenen Weyrn, Mnementh?
Wir warten hier, bis es Golanth und Zaranth besser geht.
Der respektvolle Ton seines Bronzedrachen überraschte F'lar.
Und sie sind alle hergekommen, um über Golanth und Zaranth zu wachen?
Ja. Die Antwort schien wie ein Echo durch das Tal zu hallen.
Zwar bekundeten die Drachen immer Besorgnis, wenn einer der ihren Verbrennungen durch Fäden davongetragen hatte oder an einer der wenigen Unpässlichkeiten litt, die Drachen hin und wieder befielen, doch diese intensive Krankenwache war höchst ungewöhnlich.
Zaranth und Golanth haben auch etwas Ungewöhnliches geleistet. Deshalb geben wir gut Acht.
Und umgeben von einer großen Schar Drachen saß F'lar auf seinem Posten. Eine Situation wie diese hatte er noch nie erlebt.
Später löste Lessa ihn ab, damit er einen Imbiss zu sich nehmen konnte.
Schildere mir noch einmal, was vorgefallen ist, Ramoth. Von Anfang an.
Ich kann an nichts anderes mehr denken. Aber ich spreche sehr leise. Die anderen Drachen wissen zwar, was passiert ist, aber sie können es sich nicht erklären. Ich selbst kenne die Antwort nicht.
Lessa nickte. Erzähl mir alles. Wir werden es gemeinsam analysieren.
Ich schlafe. Ein Hilfeschrei weckt mich. Auch Mnementh wird wach. Golanth wird angegriffen, Zaranth ruft um Hilfe, sie fürchtet um Golanths Leben. Sie bittet alle zu kommen. Ich bin zuerst da, Mnementh folgt einen Atemzug später. Dann kommen Heth, Gadareth, Monarth, Path, Arwith, Rutil und andere. Ich sehe, wie Zaranth die Raubkatzen von Golanth fortreißt, ohne sie zu berühren. Ihr Geist glüht so wild wie die Flammen, die aus unseren Mäulern schlagen, wenn wir Feuerstein fressen. Noch nie habe ich einen Drachen so zornig erlebt. Ich erkenne , wie sie es macht. Auch Golanth kennt diesen Trick. Rutil lernt sehr schnell. Alle, die dabei sind, lernen es. Wir schleudern diese Raubtiere durch die Luft. Wir denken nur daran, wie wir über diese Bestien Herr werden. Endlich haben wir es geschafft. Kein anderes Lebewesen hat je einen Drachen attackiert!
Sie legte eine Pause ein. Es ist nicht dasselbe, wie wenn man Fäden vom Himmel brennt. Wenn ein Kampfeinsatz vorbei ist und keine Fäden den Boden erreicht haben, empfinde ich Triumph. Aber diese Schlacht war ganz anders. Ich sah, wie die Katzen sich von hinten heranschlichen und zum Sprung ansetzten. Zaranth richtet sich hoch auf, um sie noch in der Luft abzulenken. Das ist das Tapferste, was ein grüner Drache je getan hat. Eine Katze will auf Golanths Rücken springen, dort, wo die Wirbelsäule ungeschützt unter der Haut liegt. Die Bestie hat den Sprung gut abgeschätzt und wird ihr Ziel nicht verfehlen.
Aus Ramoths mächtiger Brust stieg ein dumpfes Grollen. Golanth sagt mir, ich solle die Zeit steuern. Natürlich weiß ich, wie das geht. Ich weiß auch, was er meint. Er selbst manipulierte die Zeit, als er sich und F'lessan vor einem Tsunami in Sicherheit brachte.
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