Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
wird er sich nur schwer abfinden.«
»Das glaube ich auch. Und wie geht es dir, Tai?«
Tais Unterschenkel fühlten sich unglaublich schwer an.
»Kein Wunder«, erklärte Manora, nachdem sie es ihr erzählt hatte. »Ich habe sie gerade dick mit Taubkraut eingerieben. Du wirst Narben zurückbehalten.«
Tai schnaubte verächtlich durch die Nase. »Ja, und? Denkst du, das macht mir etwas aus? Wann darf ich Zaranth sehen?«
Manora schielte sie von der Seite her an. »Zaranth hat dir sicher schon mitgeteilt, dass es ihr besser geht. Ihre Verletzungen waren bei weitem nicht so umfangreich und so ernst wie die von Golanth. Sie wird mit Taubkraut behandelt, sowie sie auch nur mit einem Muskel zuckt. Außerdem brachte Gadareth ihr Futter, ein fettes, zartes Herdentier. Sie kann sich frei bewegen und losfliegen, wann immer sie Lust dazu verspürt.«
Tai schloss die Augen. Ihr war nur allzu bewusst, wie schwer Golanths Wunden sein mussten. Die Raubkatzen hatten ihn buchstäblich zerfleischt. Sie raffte all ihren Mut zusammen und fragte:
»Was macht Golanth?«
Manora lächelte gekünstelt. »Langsam aber sicher erholt er sich. Doch er hat ziemlich viel abgekriegt, und seine Genesung wird lange dauern.«
»Das ganze Rudel stürzte sich auf ihn«, flüsterte Tai.
»Beide Drachen wurden angegriffen. Auch Zaranth trägt die Spuren der Krallen.« Nach kurzem Zögern erkundigte sich Manora: »Hast du eine Ahnung, auf welche Weise dein Drache das Rudel abwehrte?«
Tai dachte daran, wie Zaranth die Wanderkäfer ablenkte, und dass sie ihr auf unerklärlichem Wege die Pelze gebracht hatte. Sie entsann sich an gewisse Worte des Akki, die ihr damals unverständlich erschienen. »Der weiße Drache verfügt über eine besondere Begabung. Alle Drachen beherrschen Teleportation und Telepathie. Wieso nicht auch Telekinese?«
Zu der Zeit war sie noch nicht von Zaranth erwählt worden, und es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, vom Akki eine nähere Erläuterung zu verlangen. Doch gelegentlich, wenn ihr diese rätselhafte Bemerkung wieder einfiel, machte sie sich Gedanken darüber. Das Akki hatte sich sehr für die Fähigkeiten der Drachen interessiert, und nur mit Hilfe dieser bemerkenswerten Geschöpfe und ihrer menschlichen Reiter konnte der Rote Stern von seiner Bahn abgelenkt werden.
»Diese Technik hat Zaranth sich selbst beigebracht, um lästige Wanderkäfer los zu werden.«
»Wanderkäfer?«, staunte Manora.
»So viel ich weiß, kommt diese Spezies nur auf dem Südkontinent vor. Sie sind ungefährlich, aber eine rechte Plage.«
»Und Zaranth hat gelernt, sie zu bewegen? Dann kann man wohl davon ausgehen, dass sie dieselbe Technik anwandte, um gegen die Raubkatzen zu kämpfen.«
»Sie hat sich und Golanth verteidigt. Und dann kamen die anderen Drachen zu Hilfe. Eine Katze hätte Golanth um ein Haar getötet, aber er forderte Ramoth auf, die Zeit zu steuern.« Grübelnd blickte sie Manora an. »Was könnte er damit gemeint haben? Jedenfalls hat dieser Trick gewirkt. Die Katze wurde von ihrem tödlichen Sprung abgelenkt.«
Manora streichelte sanft ihre Hand. »Die Manipulation der Zeit hat etwas mit Kausalität zu tun. Indem Ramoth die Zeit nur um den Bruchteil einer Sekunde ›zurückdrehte‹, konnte sie der Katze einen Schubs geben, wodurch das Monstrum sein Ziel verfehlte. Das hört sich schier unglaublich an, aber so ähnlich muss es sich abgespielt haben. Und das alles begann, indem Zaranth diese Wanderkäfer von ihrem Weg umleitete?«
Tai deutete ein Lächeln an. »Ihre Beine können einem die Haut zerkratzen, und wenn man sie berührt, verspritzen sie ein stinkendes Sekret. Man muss behutsam mit ihnen umgehen, damit sie gar nicht erst merken, dass man ihre Richtung ändert.« Nach kurzem Zögern fuhr Tai fort: »Und dann war da noch diese Geschichte mit den Pelzen.«
»Oh ja, die Pelze! Mirrim sprach davon«, räumte Manora ein. Doch ihr Tonfall verriet, dass sie nicht viel auf Klatsch und Tratsch gab. Und dafür war Tai ihr dankbar.
»Ich glaube«, erklärte Tai, »dass Zaranth die Felle nach derselben Methode transportierte, wie sie die Käfer ablenkt oder sich der Raubkatzen erwehrte.«
»Sie hat die Pelze geholt, ohne sie körperlich zu berühren«, sinnierte Manora. »Du warst damit beschäftigt, die Kinder zu retten, doch Zaranth spürte deinen Wunsch und erfüllte ihn dir ohne dein Wissen. Ihre besonderen Kräfte wurden geweckt, als es darauf ankam, eine brenzlige Situation zu meistern. So wie
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