Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
marschierten.
Beliors strahlender Glanz beleuchtete den östlichen Ring des gewaltigen Doppelkraters und tauchte die Eingänge zu den verschiedenen Weyrn in tiefste Schwärze. Das Mondlicht schimmerte auf dem Wachdrachen und seinen Reiter, der mit stampfenden Schritten den Kraterrand entlangstapfte, um sich warm zu halten.
»Nicht trödeln, Mädchen«, murmelte F'lar, verkroch sich Wärme suchend in seine Jacke und schritt energischer aus.
»Eine Harfnermarke für jede Durchquerung des Kraterkessels«, seufzte Lessa.
»Dann wären wir so reich wie Toric«, sagte F'lar.
Lessa schnaubte verächtlich durch die Nase, und ihr Atem gefror zu einer weißen Wolke. Auch sie legte Tempo zu. Vielleicht hätten sie sich in den Süden begeben sollen, wo man das Ende des Planetenumlaufs an von der Sonne durchglühten Stränden feiern und die milden Nächte genießen konnte. Doch seit fünfunddreißig Planetenumläufen wohnte sie nun im Benden-Weyr, und F'lar hatte sein ganzes Leben hier zugebracht. Er war dreiundsechzig Planetenumdrehungen alt. Wie es die Tradition verlangte, hatten sie an einem Abend in Burg Benden gefeiert und einen Tag später die musikalischen Aufführungen in Ruatha besucht. Doch zum Ausklang der Festlichkeiten hielten sie sich am liebsten im Weyr auf. Nach der Hektik der vergangenen Tage sehnte sich Lessa nach Ruhe.
Sie fragte sich, ob F'lar nach dem Ende der Fädenschauer Benden verlassen würde. Wenn er es nicht über sich brächte, sich von den luftigen Höhen des Weyrs zu trennen, ließe er sich vielleicht dazu überreden, zumindest die kältesten Monate im Süden zu verbringen. Es musste ja nicht unbedingt Honshu sein, obwohl F'lessan sie wiederholt in seine Festung eingeladen hatte.
Sie konnte verstehen, warum F'lar sich über die Zeit Danach keine großen Gedanken machte. Seine Pflicht war es, für eine sichere Gegenwart zu sorgen. Er hatte sich vorgenommen, Pern durch die Fährnisse der Fädenfälle zu geleiten, die hoffentlich die letzten sein würden. Doch sowohl er als auch sie ermahnten die jungen Drachenreiter, einen Beruf zu erlernen. Wie nebenbei flocht Lessa immer wieder in die Gespräche mit ihrem Gemahl ein, auch er solle sich beizeiten um eine sinnvolle Beschäftigung für die kommenden fädenfreien Zeiten kümmern. Sie hielt dies für wichtig, denn F'lar war kein Mann, der sich damit zufrieden gäbe, irgendwo in südlichen Gefilden dem Müßiggang zu frönen. Dazu war er zeitlebens viel zu aktiv gewesen. Insgeheim bereitete sie sich darauf vor, für sie beide eine Entscheidung treffen zu müssen. Sie brauchten einen Wohnsitz außerhalb des Weyrs. Es fragte sich nur, wohin sie ziehen sollten.
Plötzlich reckten die beiden Drachen beunruhigt den Hals und starrten angestrengt in den nächtlichen Himmel. Ihre Augen glitzerten in einem feurigen Orange, weil sie sich aus irgendeinem Grund bedroht fühlten. Erschrocken blickte Lessa über die Schulter und umklammerte F'lars Arm.
»Oooh, sieh doch nur!«, rief sie. Die nächtliche Kälte war nichts verglichen mit der Furcht, die ihr eisige Schauer über den Rücken jagte. Ihr Herz hämmerte wie rasend, während sie die Flammenspuren am samtschwarzen Firmament beobachtete. Gleich darauf ärgerte sie sich über ihre Ängstlichkeit, denn sie wusste, dass die Leuchterscheinungen von Meteoriten stammten, die in der Atmosphäre verglühten. Als Kind hatte sie das Ammenmärchen geglaubt, dass die am Himmel lodernden Fackeln die Geister der Drachen seien, die zum ersten Mal die Fäden bekämpften.
»Erragon erzählte mir, zurzeit gäbe es am Himmel besonders viele Geister.« F'lar gluckste vergnügt über diese Erklärung und stieß den Atem in weißen Dampfwölkchen aus. »Hauptsache, sie kommen uns nicht zu nahe.« Ein heller Schein, der über das nördliche Himmelsgewölbe flackerte, erregte seine Aufmerksamkeit. Sein Seufzen kondensierte in der arktischen Kälte zu einem hellen Streifen.
»In diesem Planetenumlauf häufen sie sich tatsächlich, das hat auch schon Toronas bemerkt. Und ihr Licht strahlt immer heller. Schau doch!« Mit hochgerecktem Finger verfolgte sie die Bahn eines Meteoriten, ehe sein Funkeln erlosch. »Dieser da sah aus, als würde er hier landen.«
»Bis jetzt ist noch keiner bei uns eingeschlagen.«
»Nun, du hast selbst gehört, was Toronas sagte. Er behauptet, die Geister würden uns in Scharen heimsuchen, weil wir es dem Akki gestatteten, die Bahn des Roten Sterns zu ändern. Wir hätten der Natur nicht ins
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