Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
der Küste oder weiter im Binnenland?«
Tai versuchte, auf die Frage nicht verschnupft zu reagieren. Bronzereiter, die Zaranth als mögliche Partnerin für ihren Drachen ins Auge fassten, wollten immer wissen, wo sie wohnte. Aber bei Zaranth würde es noch eine Weile dauern, bis sie wieder in Hitze kam. »An der Küste«, antwortete sie obenhin und versuchte sogleich, vom Thema abzulenken. »Verbringst du viel Zeit in Honshu?«
»An der Küste?«, hakte er nach. »Dann siehst du sicher oft die Delfine von Monaco.«
Sie entspannte sich wieder. Vielleicht war sie zu misstrauisch. »Ja, allerdings.« Sie lächelte. Immer, wenn sie an die Delfine, ihre Freunde, dachte, hob sich ihre Laune. Auch F'lessan blickte vergnügt drein. Mirrim hatte Recht, wenn er lächelte, sah er ungemein sympathisch aus.
»Natua hat ein Junges. Ein männliches Tier. Sie stellte ihren Nachwuchs Zaranth und mir vor«, erzählte sie bereitwillig.
»Na so was.« F'lessan schien aufrichtig erfreut. »Golanth und ich müssen uns die Zeit nehmen, das Junge zu bewundern.«
»Sie wird ihn euch gern vorführen. Sie ist sehr stolz auf ihren Nachkommen.«
»Die Delfinschulen von Readis und vom Landsitz an der Meeresbucht sind mir besser vertraut«, erklärte er.
»Das weiß ich«, erwiderte sie.
»Kein Wunder.« Er fasste sie listig ins Auge. »Delfine sind die zuverlässigsten Verbreiter von Klatschgeschichten. Und in Punkto Schnelligkeit übertreffen sie den flinksten Kurier. Auf diesem Planeten gibt es zu viele Tiere, die mit uns Menschen kommunizieren.«
Sie kicherte. »Wir haben Glück, dass die Feuerechsen nicht sprechen können.«
»Ein wahrer Segen«, pflichtete er ihr bei. »Schlimm genug, dass sie singen.«
»Aber sie trällern doch in einem wunderbaren Diskant.«
»Wenn du meinst«, erwiderte er großzügig.
Sie wusste, dass Lessa, F'lessans Mutter, eine Abneigung gegen Feuerechsen hegte. Mirrim zufolge lag das daran, dass anfangs niemand die Kreaturen zu zähmen vermochte, als sie nach Benden kamen. Ob er die Antipathie seiner Mutter teilte? Sie überlegte sich eine passende Entgegnung, doch abrupt schnitt er ein neues Thema an.
»Warum interessierst du dich für die Sternkarten des Rubkat-Systems?«
»Nun ja, ich werde oft losgeschickt, um bestimmte Daten anhand der Originalkarten zu überprüfen. Dieses Kartenmaterial ist viel zu wertvoll, um ausgeliehen zu werden. Also muss ich mich hierhin begeben.«
»Ach ja, der gute Meister Esselin …«
Sie errötete. »Er mag mich nicht, obwohl Meister Stinar mich damit betraut, die neuesten Informationen von der Yoko zum Landsitz an der Meeresbucht zu befördern. Ich übernehme häufig Botenflüge, da ich nur eine grüne Reiterin bin.«
»Sag so etwas nicht, Tai. Du bist nicht geringer als die anderen Drachenreiter.« Sie erschrak ein bisschen über seinen leidenschaftlichen Ton. »Ich spreche jetzt als Geschwaderführer zu dir, Tai. Ein Drachenkontingent kann gar nicht genug grüne Reiterinnen haben. Außerdem ist Meister Esselin ein aufgeblasener alter Wicht. Ignoriere ihn einfach.«
»Das geht nicht. Aber wie ist es mit dir? Hattest du nicht auch gehofft, ihn heute nicht im Archiv anzutreffen?«
»Recht hast du.« Er beugte sich vor und flüsterte komplizenhaft: »Für mich hat er auch nichts übrig. Er missbilligt, dass Honshu jetzt mir gehört.«
»Du hast Honshu doch entdeckt.«
»Allerdings.« Er nickte zufrieden. »Und ich verstehe mich als Hüter seiner Schätze.«
»Das habe ich gehört.«
»Dann spricht man zur Abwechslung auch mal etwas Gutes über mich?«, neckte er sie.
Sie merkte, dass er sie aufzog, und ihr war gleichfalls bewusst, dass sie viel zu ernst war. Selbst Mirrim ermunterte sie, mehr aus sich herauszugehen, doch sie beherrschte nicht die Kunst der leichtherzigen Plauderei. Derweil holte F'lessan den Weinschlauch unter dem Tisch hervor.
»Noch einen Schluck Wein?«, schlug er vor.
Sie hielt ihm ihr leeres Glas hin.
»Teilt Erragon dich auch zu Nachtwachen im Landsitz an der Meeresbucht ein?«, erkundigte sich F'lessan.
»Ja. Ich besitze ein gutes Gespür für Zeit.« Erragon und Mirrim lobten beide ihre penible Gewissenhaftigkeit.
»In der Astronomie ist die Zeit ein entscheidender Faktor.«
Sie staunte, dass er das wusste.
»Hast du dich viel mit Astronomie befasst?«
»Leider nein. Aber ich bemühe mich, so viel Wissen wie möglich zu sammeln.« Seine übermütige Stimmung war verflogen und hatte einer ernsthaften Haltung Platz gemacht.
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