Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
Mirrim stand sie in der Nähe der Tür. Er hatte ihr Eintreffen nicht einmal bemerkt. Gleichermaßen entsetzt und fasziniert starrte sie auf den Monitor.
Die ominöse rotbraune Wolke wuchs in die Höhe und in die Breite, während der aufgewühlte Ozean Wogen in alle Himmelsrichtungen schickte. Wassermassen spülten über eine Insel hinweg, eine Spur der Verwüstung hinterlassend. Dicht belaubte Urwaldriesen zersplitterten unter der Wucht des Ansturms, und ihre Bruchstücke schaukelten auf den Wellen, um irgendwann einmal als Treibgut an einen Strand geschwemmt zu werden.
Die kreisförmige Riesenwelle jagte auf die ungeschützten Küstenniederungen zu, und F'lessan merkte, dass die Gestade von Monaco mit ihren hübschen kleinen Buchten nicht verschont bleiben würden. Die Monaco Bucht, der Hafen, die Werften und die zahllosen Häuser würden bald in den Fluten verschwinden. Wie mochte es beim Landsitz an der Meeresbucht aussehen? Konnte das Kap Kahrain die Woge ablenken?
»Nichts kann einen Tsunami aufhalten«, gab F'lessan sich selbst die Antwort. Ein eisiger Schauer rann ihm über den Rücken. Hastig winkte er Tai zu sich.
»Tsunami?«, wiederholte Mirrim fassungslos. Sie wollte Tai zurückhalten, doch F'lessan funkelte sie erbost an und Tai stellte sich neben ihn.
»Ich dachte, ein Tsunami würde durch Erdbeben ausgelöst«, stotterte T'gellan entgeistert.
»Auch ein großer, heißer Gesteinsbrocken wie der Kopf eines Kometen kann beim Aufprall aufs Meer Riesenwellen erzeugen«, belehrte ihn Erragon. »Sieh dir mal die Messwerte an.« Mit grimmiger Miene deutete er auf das entsprechende Fenster.
F'lessan fühlte sich außerstande, diese Informationen zu verarbeiten. 17 Millionen Tonnen Masse waren mit einer abgeleiteten Einschlagenergie von 29,7 Exajoules auf Pern herniedergegangen. Exajoules - ein typischer Akki-Begriff. Er fühlte sich beinahe getröstet, als er merkte, dass auch Erragon und Stinar Mühe hatten, diese Daten in einen für sie fassbaren Zusammenhang zu bringen.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Mirrim, die unter ihrer Sonnenbräune blass geworden war. Noch nie zuvor hatte F'lessan diese couragierte Frau so verängstigt gesehen.
Erragon drehte sich auf dem Absatz herum und maß sie mit einem so durchdringenden Blick, dass sie sich eingeschüchtert gegen T'gellan lehnte. Dann holte er tief Luft und wandte sich an den Weyr-Führer von Monaco.
»Ich weiß nicht, wie groß die Welle sein wird. Es hängt ab von der Küstenlinie und ob sie unterwegs auf Widerstand stößt. Aber in Monaco gibt es eine Überschwemmung, so viel steht fest. Sobald der Tsunami auf Land trifft, verteilen sich die Wassermassen in alle Richtungen.« In einer Geste des Mitgefühls drückte er kurz T'gellans Arm. »Der Küstenbereich muss sofort evakuiert werden. Die Leute sollen ins Landesinnere flüchten.« Er richtete das Wort an Stinar. »Sind Karten mit dem Küstenverlauf zur Hand?«
»Ja«, übertönte eine raue Stimme das Rasseln der Drucker und das angstvolle Gemurmel der Menschen. »Ich habe sie bei mir.« In der Tür stand Meister Idarolan.
Mirrim war nicht die Einzige, die ihn verblüfft anglotzte. F'lessan atmete erleichtert auf. Den im Ruhestand lebenden Meisterfischer brauchten sie jetzt nötiger denn je. Vermutlich hatte der ehemalige Kapitän an diesem Morgen - wie üblich - das Wetter geprüft. Die Terrasse seines Hauses in Nerat ging nach Osten, und mit Sicherheit war ihm der heranrasende Komet nicht entgangen. Wenn man ihn von Benden aus sah, musste er jedem auffallen, der nur in die entsprechende Richtung blickte.
»Was machst du denn hier?«, stammelte F'lessan.
»Die Weyr-Führer baten mich, hierher zu kommen.« Idarolan zwinkerte F'lessan zu, ehe er sich an T'gellan wandte. »Für dich gibt es eine Menge zu tun, Weyr-Führer, und wir wollen dir nicht im Weg stehen. Die Drachenreiter müssen jetzt eine Rettungsaktion starten - das soll ich allen Beteiligten von den Weyr-Führern aus Benden ausrichten. Auf geht's, die Zeit drängt!« Er schwenkte den Arm, als wolle er die Drachenreiter aus dem Raum scheuchen. »Gebt dem Hafenmeister Zewe Bescheid, er soll die Delfinglocke läuten. Sämtliche Boote, die im Hafen liegen, müssen aufs offene Meer hinaus. Dort sind sie weniger gefährdet, wenn die Welle auf die Küste zurollt.«
Während die Reiter zur Tür hinaus drängten, fuhr Idarolan mit seinem grollenden Bass fort: »Ich brauche den besten Mathematiker, den ihr habt, und einen
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