Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
die Schockwelle, die der Feuerball bei seinem Einschlag ins Meer verursacht hat«, erklärte Erragon auf seinem Weg zur Tür. Er blickte auf die Wanduhr. »Sie trifft zu genau der Zeit ein, die ich errechnet hatte. Entschuldigt mich bitte.« Er riss die Tür auf. »Keine Angst, das hat nichts zu bedeuten«, beruhigte er die verängstigten Leute im Gang. Dann verließ er das Zimmer, zog die Tür hinter sich zu und ließ die Versammelten mit ihren Sorgen und Zweifeln allein.
Meeresfestung bei den orangeroten Klippen - ein Sprung zurück in die Zeit
Die drei Drachen tauchten oberhalb der Dünenkette auf, die gleichzeitig den Höchststand der Flut markierte. Die Riesenwellen würden die Dünen sicherlich fortspülen, dachte F'lessan. In lockerer Formation glitten die Drachen die Küste entlang bis zu dem Steilhang aus Granit. Ein schweres Erdbeben hatte einen Teil der Felswand zum Einsturz gebracht und eine breite, flache Bucht entstehen lassen. Ein Fluss hatte im Zuge der Naturkatastrophe seinen Lauf geändert und mündete nun an dieser Stelle im Meer. Auf dem weißen Sandstrand lagen etliche kleine Fischerboote. T'gellan hatte zwar angeordnet, keine Boote zu befördern, aber wenn man es nur geschickt anstellte …
Die Leute gehen vor , sagte Golanth in seine abschweifenden Gedanken hinein. Zuerst retten wir Menschenleben, dann Sachwerte - wenn überhaupt!
Es schien, als befände sich die gesamte Einwohnerschaft der Meeresfestung draußen auf den Dünen, die Blicke starr gen Norden gerichtet. Eine sanfte Dünung netzte den feinkörnigen Strand, doch F'lessan wusste, wie bald diese Idylle zerstört sein würde. Ihnen blieben knapp zwei Stunden für eine Evakuierung. Ihm schwante, dass er mit Komplikationen rechnen musste. Es galt, diese Menschen davon zu überzeugen, dass ihnen unmittelbare Gefahr drohte. Männer, Frauen und Kinder hielten angestrengt nach dem Feuerball Ausschau, der sich seinem Einschlagsort näherte. Die Luft war kristallklar, es herrschten ausgezeichnete Sichtverhältnisse.
Zwölf Anwesen schmiegten sich gegen das orangerote Kliff, wo der Granit aus dem Sand emporragte. Diese Siedlung existierte seit ungefähr fünfzehn Planetenumläufen, wusste F'lessan, und durch Fleiß und Tüchtigkeit hatten die Fischer es zu etwas gebracht. So rasch würden sie das Erreichte nicht aufgeben. Man hielt kleine Kinder hoch, damit auch sie den Feuerball sehen konnten, und eine Schar teilweise nur notdürftig bekleideter Kinder mischte sich unter die Erwachsenen, um gleichfalls das Wunder am Firmament zu bestaunen. Rund hundert Leute tummelten sich auf den Dünen, schätzte F'lessan. Ein paar der älteren würden Schwierigkeiten haben, die im Zickzack in den Fels geschlagene Treppe hinaufzuklettern.
Delfine! verkündete Golanth. Verblüfft spähte F'lessan über das Meer. Kaum fünfzig Meter vom Strand entfernt, wo der sanft geböschte Boden steil abstürzte, tollten neun oder zehn Delfine. Doch ihre geschmeidigen Bewegungen hatten nichts Spielerisches an sich. Ihre schrillen Schnalz- und Klicklaute waren weithin zu vernehmen. F'lessan kannte sich gut genug mit Delfinen aus um zu wissen, dass diese Geschöpfe vor Aufregung außer sich waren. Drei von ihnen reckten sich aus der flachen Dünung, tanzten auf den Schwanzflossen und ließen sich rücklings unter lautstarkem Platschen ins Wasser zurückfallen. Unentwegt versuchten sie, sich mit Pfeifen und Quieken den Menschen mitzuteilen, doch ihre Botschaft blieb F'lessan unverständlich.
Also wissen sie Bescheid! dachte er aufatmend. Eine Sorge weniger. Natua und ihr Junges, die gesamte Schule aus der Monaco Bucht, konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Sie wollen die Leute am Strand warnen , wandte er sich an Golanth. Aber bis jetzt hat sie noch keiner beachtet.
Wenigstens sind wir nicht zu übersehen , entgegnete Golanth genüsslich und schwebte zur Landung ein.
»Seht doch!« Eines der Kinder hatte die Delfine bemerkt. »Da, da, Delfine! Sie stoßen Warnrufe aus. Aber es zieht doch gar kein Sturm auf. Was haben sie nur?« Dieser Junge sah auch als Erster, wie Golanth elegant auf den Strand hinuntersackte, die Krallen in den weichen Sand grub und durch geschicktes Rückwärtsrudern mit seinen Flugmembranen den Schwung abbremste.
»Die Delfine wollen euch warnen!«, brüllte F'lessan, die Hände trichterförmig vor den Mund legend. »Vor dem Feuerball droben am Himmel. Er wird ins Meer stürzen und riesige Flutwellen verursachen, Monsterwellen von einer
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