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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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mit Sprache gehört nun mal zu seinem Beruf.« Mahnend hob er den Zeigefinger. »Obwohl kein Händler jemals zugeben würde, dass ein Harfner ihn im Feilschen übertreffen könnte.«
    »Aus diesem Grund«, schloss er seine Belehrung, »werde ich mit den Händler reden, und du sorgst für die musikalische Unterhaltung.«
    »Aber ich beherrsche doch nur ein einziges Instrument - und das ist die Trommel«, protestierte Kindan.
    Meister Zist schnaubte durch die Nase. »Und was hast du auf der Hochzeit deiner Schwester getan?«
    »Ich dachte, ich sei eine Verlegenheitslösung. Eigentlich wolltest du doch gar nicht, dass ich singe.«
    »Was ich will oder nicht will, tut hier nichts zur Sache«, winkte der Harfner ab. »Wenn ich dir sage, du bist für dieses oder jenes zuständig, dann hast du zu gehorchen. Und keine Widerrede bitte.«
    »Ich verstehe.« Kindan zog die Stirn kraus.
    »Was hast du sonst noch auf dem Herzen?«, erkundigte sich der Harfner.
    »Nun ja …«, sagte Kindan gedehnt, während er sich seine Worte gut überlegte. »Man hat mir beigebracht, niemals zu lügen. Aber wie es scheint, habe ich in letzter Zeit eine Menge Lügen erzählt. Und offenbar haben Lügen wirklich kurze Beine, denn sie holen mich immer wieder ein.«
    Meister Zist nickte verstehend. »Wann hast du gelogen?«
    »Tja, ich sagte Steiger Natalon, du hättest ausdrücklich darum gebeten, das Fest heute Abend vorbereiten zu dürfen.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, dann schickte ich dich los, um alles Erforderliche in die Wege zu leiten«, entgegnete der Harfner. Kindan blickte ihn gespannt an. »Und was immer du mit Natalon besprochen hast, es diente dazu, die Feier zu organisieren. Du hast dich lediglich verhalten wie ein guter Famulus.«
    »Was ist ein Famulus?«, erkundigte sich Kindan, der den Begriff noch nie gehört hatte.
    »Ein Assistent, ein Gehilfe. Zum Beispiel ist Swanee zuständig für das Vorratslager, aber er arbeitet für Natalon. Ein Schichtleiter ist die Hilfskraft des Obersteigers. Unter einem Famulus versteht man jemanden, der von seinem Vorgesetzten eine Aufgabe übertragen bekommt, und sich gelegentlich auf dessen Autorität beruft, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.«
    Meister Zist dachte kurz nach und fuhr fort: »Hättest du zu Natalon gesagt, ich würde ihn darum bitten, einen Kuchen zu backen, wäre das eine glatte Lüge gewesen, denn du hättest deine Befugnis missbraucht. Ein Famulus bewegt sich entlang einer feinen Linie, die die Grenze zwischen Wahrheit und Unwahrheit markiert. Manchmal muss er raten, was sein Vorgesetzter will, und das ist nicht immer einfach.« Er wackelte mit dem erhobenen Zeigefinger und furchte drohend die Stirn über den buschigen Augenbrauen. »Mein Gehilfe sollte sich davor hüten, meine Wünsche falsch zu interpretieren.«
    Kindan atmete erleichtert auf. »Und wie war das, als Jenella ihr Baby bekam? Du hast mich nicht darum gebeten, für Nuellas Anwesenheit zu sorgen, und wir haben Margit und Milla getäuscht. Wenn das keine Lüge ist, dann haben wir die Wahrheit aber gewaltig gebeugt.«
    »Hier lagen die Dinge anders«, erläuterte Meister Zist. »Im Übrigen hast du deine Sache sehr gut gemacht. Lügen und Geheimnisse sind eng miteinander verwandt, Kindan. Geheimnisse ziehen oftmals die Unwahrheit nach sich. Weil Natalon Nuella vor den anderen Campbewohnern versteckt halten will - aus Gründen, die ich dir nicht erklären darf -, musstest du zu einer Täuschung greifen.«
    »Wenn Geheimnisse etwas Schlechtes sind, warum üben sich dann so viele Leute in Heimlichtuerei?«, fragte Kindan.
    »Manchmal ist ein Geheimnis das Einzige, was einem Menschen ganz allein gehört«, antwortete Meister Zist und seufzte.
    »Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass die Geschichte mit Nuella noch lange geheim bleiben wird«, gab Kindan zu bedenken. »Zenor und ich wissen, dass es sie gibt, und wir wohnen noch nicht mal ein ganzes Jahr in diesem Camp.«
    Der Harfner nickte. »Genau das habe ich Natalon auch gesagt. Aber er hat seine Gründe, Nuella zu verstecken.«
    »Weil sie ein Mädchen ist, oder weil sie blind ist?«, wollte Kindan wissen. Seit dem Tag, als er Natalon und seine Familie vor dem Tod durch Ersticken gerettet hatte, wusste er, dass Nuella nicht sehen konnte. Doch er war sich nicht sicher, ob Natalon sie deshalb vor der Öffentlichkeit verbarg.
    Der Harfner schmunzelte. »Das hast du geschickt angestellt, Kindan. Du stellst mir eine Fangfrage, in der Hoffnung, ich würde

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