Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
das Geheimnis verraten. Aber so schnell führst du mich nicht aufs Glatteis, dazu bin ich viel zu lange als Harfner tätig.«
    Nach einer kleinen Pause sprach er weiter. »Du musst ein guter Beobachter sein, wenn du Nuellas Zustand so schnell erkannt hast. Doch du weißt sicher auch, dass du als mein Lehrling zu Stillschweigen verpflichtet bist.«
    »Ich hätte es schon viel früher bemerkt, wenn ich Nuella in einer anderen Situation begegnet wäre«, gab Kindan zu. »Da ich sie zum ersten Mal traf, als die Händler hier waren, nahm ich an, sie gehörte zu ihnen.«
    Meister Zist nickte und fuhr dann mit seiner Belehrung fort. »Wir sprachen über Geheimnisse. In einem Camp wie diesem kennt jeder jeden, und die Besitztümer der einzelnen Menschen unterscheiden sich nicht sehr voneinander. Gewiss, in manchen Familien gibt es Erbstücke oder ein paar besondere Gegenstände, aber grundsätzlich hat einer nicht mehr als der andere. Vielleicht liegt es daran, dass manche Leute ihre ganz privaten Geheimnisse hüten wie einen kostbaren Schatz. Oder sie möchten irgend etwas geheim halten, weil sie die Reaktion ihrer Mitmenschen fürchten, falls es he rauskäme.«
    Meister Zist deutete ein Lächeln an und fügte in komplizenhaftem Ton hinzu: »In den meisten Fällen interessiert sich die Umwelt kein bisschen für die Geheimnisse anderer Leute. Doch wie ich schon sagte, wenn jemand sonst nichts sein Eigen nennt, dann fühlt er sich als etwas Besonders, wenn er Heimlichkeiten hat. Deshalb ist es die Pflicht eines Harfners, die Geheimnisse anderer Leute zu respektieren.« Kindan entging nicht, welchen Nachdruck Meister Zist auf das Wort »Pflicht« legte.
    »Und wann ist ein Geheimnis etwas Schlechtes?«
    »Heimlichtuerei ist schlecht, wenn man dadurch jemandem Schaden zufügt oder verschweigt, dass ein Mensch leidet«, erklärte der Meister. »Ein Harfner muss unverzüglich eingreifen, wenn er erfährt, dass ein Geheimnis dazu benutzt wird, jemandem zu schaden.«
    »Was für ein Geheimnis könnte das wohl sein?«, sinnierte Kindan und ging in Gedanken die kurze Liste mit allen Geheimnissen durch, die er sich vorstellen konnte.
    Meister Zist setzte eine säuerliche Miene auf. »Ich kannte einmal einen Mann, einen ziemlich brutalen Kerl, der die Kontrolle über sich verlor, wenn er zu viel Wein getrunken hatte. Dann verprügelte er seine Kinder.« Er kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Das ist ein Geheimnis, das man lüften muss. Um andere Menschen zu schützen.«
    Kindan schauderte bei der bloßen Vorstellung. »Also ist ein Geheimnis dann böse, wenn es dazu dient, jemanden ungestraft piesacken zu können.«
    Meister Zist pflichtete ihm bei. »So kann man es ausdrücken.« Dann trank er den Rest Klah aus, an dem er genippt hatte, stand auf und bedeutete Kindan, ihm zu folgen. »Später unterhalten wir uns weiter über dieses Thema. Aber jetzt gibt es jede Menge Arbeit für uns.«
    ***
    Tatsächlich führte die Handelskarawane sechs Wagen für Kohle mit sich. Sämtliche Frauen und Kinder des Camps liefen herbei, um die Händler zu begrüßen.
    »Ihr seid die ersten neuen Gesichter, die wir seit sechs Monaten sehen!«, freute sich Milla und reichte Gebäck herum, das sie eigens für die Ankunft der Händler gebacken hatte.
    »Ich heiße Tarri«, sagte eine Frau von Anfang zwanzig und gab Milla die Hand. Dann betrachtete sie der Reihe nach die anderen Campbewohner. »Und ich bin Kaufmannsgesellin.«
    Meister Zist drängte sich durch die Menge, dichtauf gefolgt von Kindan. »Ich bin der hiesige Harfner, Meister Zist. Es ist mir ein Vergnügen, euch alle kennen zu lernen.«
    Tarri hob verwundert die Augenbrauen, weil sie in diesem kleinen, abgeschiedenen Camp einen Meisterharfner nicht erwartet hatte; doch sie fing sich rasch und drückte ihm herzlich die Hand.
    »Der Bergwerksmeister hat mir sieben Lehrlinge mitgegeben, die hier eingesetzt werden sollen«, erklärte sie und deutete mit einem Kopfnicken auf eine Gruppe von jungen Burschen.
    Kindan stutzte. Er hatte gehört, wie Natalon Meister Zist etwas von acht Lehrlingen erzählte, und nicht von sieben.
    »Eure Hilfe ist hier hoch willkommen«, erwiderte Meister Zist fröhlich und winkte den Lehrlingen zu. Dann flüsterte er Kindan ins Ohr: »Wo werden sie wohnen?«
    »Wir müssen sie dort unterbringen, wo es den meisten Platz gibt«, raunte Kindan zurück.
    In Meister Zists Augen trat ein halb listiger, halb schadenfroher Ausdruck. »Das wäre in Tariks Haus,

Weitere Kostenlose Bücher