Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
ihn förmlich, wie er sagt: >Was ist das für ein Bergmann, der nicht mal gesunde Kinder zeugen kann?<«
Kindan dachte sorgfältig über das Gesagte nach. Er traute es Tarik zu, solche gehässigen Äußerungen von sich zu geben, und einige Campbewohner würden sich sicherlich von ihm beeinflussen lassen. Bei seinen Spießgesellen, den Kerlen, mit denen er in seiner Freizeit zusammengluckte, fände Tarik gewiss ein offenes Ohr. Und die würden schon dafür sorgen, dass die bösen Bemerkungen weitergetragen würden. Ginge dann etwas schief, käme es zu irgendeinem Unglück, konnten die Leute anfangen, die Verleumdungen zu glauben. Die schlichteren Gemüter würden den Schluss ziehen, dass ein Mann, der eine blinde Tochter gezeugt hatte, selber einen Makel aufweisen musste.
»Trotzdem wird man euer wohlgehütetes Geheimnis eines Tages aufdecken«, beharrte Kindan.
Nuella nickte. »Das erzähle ich meinem Vater, seit wir hier ankamen. Und ich möchte zu gern unter Leute gehen. Aber er hält mir entgegen, ich müsste den richtigen Zeitpunkt abwarten. Er hegte so hohe Hoffnungen - vor dem schrecklichen Grubenunglück …«
Kindans Kehle schnürte sich zusammen, als er sich erinnerte, wie das Unglück auch ihn getroffen hatte. Normalerweise lud Meister Zist ihm so viel Arbeit auf, dass er gar nicht dazu kam, an seine Familie zu denken. Nur des Nachts kamen die Erinnerungen zurück - in seinen Albträumen.
»Heute Abend findet ein Fest statt«, sagte Kindan. »In eurem Haus. Ich muss mich jetzt fertigmachen, weil ich daran teilnehme.«
»Wenn ich hier bleibe, kriege ich nichts mit«, meinte Nuella betrübt. Sie streckte ihre Hand aus, und er sah, dass die Fingerspitzen mit winzigen Nadelstichen übersät waren. »Schau mal, wie meine Finger aussehen. Das kommt davon, weil ich so viel mit dem Baby helfe. Windeln wechseln, du weißt schon. Sie werden mit Nadeln zusammen gehalten. Meine Mutter sagt, alle würden es so machen. Ich bin mir da nicht so sicher …«
»Doch, deine Mutter hat Recht«, bekräftigte Kindan. »Bei Zenor habe ich die gleichen Nadelstiche gesehen als seine Schwestern noch klein waren. Die Windeln werden mit Sicherheitsnadeln befestigt, nicht wahr?«
Dabei fiel ihm etwas ein. »Sag mal, seit wann weiß Zenor über dich Bescheid?«
»Ach, er bekam es gleich in der ersten Siebenspanne heraus, gleich nachdem wir ins Camp einzogen«, erwiderte Nuella lächelnd. »Als er versuchte, sich vor Cristov in Sicherheit zu bringen, wollte er über einen Zaun klettern, und dabei fiel er herunter. Er verletzte sich ziemlich schwer.« Sie verzog das Gesicht. »Ich hörte ihn weinen. Ich konnte ihn doch nicht einfach liegen lassen, bis Cristov ihn fand und womöglich noch mit Fußtritten traktierte. Deshalb schleppte ich ihn in mein Zimmer und versorgte seine Schrammen und Prellungen. Seitdem sind wir Freunde.«
Kindan setzte eine resolute Miene auf. »Nun ja, bei Zenor ist dein Geheimnis sicher, dafür verbürge ich mich. Ich bin sein bester Freund, und nicht einmal mir hat er etwas verraten.«
»Das ist schön«, entgegnete Nuella und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Ich finde, er wäre kein wahrer Freund, wenn er dir sämtliche Geheimnisse erzählen würde.«
»Na ja, ich weiß nicht…«
»Wahrscheinlich denkst du, er dürfte nichts vor dir verheimlichen, eben weil er dein Freund ist, hab ich Recht?«
Kindan runzelte die Stirn. »Eigentlich schon …«
»Aber jetzt weißt du wenigstens mit Bestimmtheit, dass alles, was du ihm im Vertrauen erzählst, bei ihm gut aufgehoben ist. Nicht einmal mir würde er etwas sagen, wenn er dir Stillschweigen geschworen hat«, erklärte Nuella.
Kindans Miene erhellte sich, doch dann stutzte er. »Moment mal! Du hast die Steine geworfen, als wir Dask gebadet haben! Du hast uns gewarnt. Aber woher wusstest du, wo wir waren und was wir vorhatten?«
»Keine Sorge, Zenor hat dich nicht verpetzt. Aber unsichtbar machen könnt ihr euch auch nicht.« Nuella kicherte. »Und vor allen Dingen wart ihr schrecklich laut. Ich kann zwar nicht sehen, aber von allen Leuten im Camp habe ich das beste Gehör. Und die empfindlichste Nase.«
Als Kindan keine Antwort gab, fuhr Nuella fort: »Ich hörte, wie du dich mit Zenor unterhieltest. Ich verstand jedes Wort. Am liebsten hätte ich euch geholfen, aber ich war nicht dazu aufgefordert, und da keiner von mir wissen darf, konnte ich euch auch nicht fragen. Deshalb …«
»Deshalb verstecktest du dich und hast uns
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