Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
Kindans Blick. »Du weißt ja, dass du nicht mehr mein Lehrling sein kannst, wenn du mit dem Wachwher verbunden bist, nicht wahr?«
Kindan nickte in feierlichem Ernst. Diese Vorstellung machte ihm schon seit Tagen zu schaffen. Er fühlte sich hin und her gerissen zwischen seiner Pflicht den Bergleuten gegenüber - vor allen Dingen lagen ihm Natalon und Zenor am Herzen - und seinem persönlichen Wunsch, Harfner zu werden. Immer noch klammerte er sich an den Traum, er könnte vielleicht beides miteinander verbinden, obwohl sein Verstand ihm sagte, dass dies nicht möglich sei.
»Nun ja …«, sprach Meister Zist weiter. »Morgen treffen wir endlich mit Meisterin Aleesa zusammen.«
»Was, morgen schon!« Vor Überraschung setzte sich Kindan kerzengerade hin. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass sich ein Drachenreiter angekündigt hat.«
Meister Zist vollführte beschwichtigende Gesten mit den Händen. »Man braucht nicht immer alles zu wissen. Verlasse dich darauf, morgen werden wir von einem Drachen abgeholt. Und frage mich bitte nicht, woher ich meine Gewissheit nehme. Es ist ein Geheimnis. Ein Zunftgeheimnis.«
Kindan nickte.
»Dir darf ich es jedoch verraten, denn du hast mehr als einmal bewiesen, dass du schweigen kannst«, fuhr der Meister fort. »Und in diesem speziellen Fall ist es umso wichtiger, dass du niemandem etwas verrätst.«
Meister Zist legte eine Pause ein, um die dramatische Wirkung zu erhöhen, wenn er den Jungen in das Geheimnis einweihte. »Vor langer Zeit, als ich selbst noch im Rang eines Gesellen stand, wurde ich in den Benden Weyr versetzt.« Bei der Erwähnung dieses berühmten Drachenhorstes riss Kindan vor Staunen die Augen auf. »Während meines Aufenthaltes dort schloss ich viele Freundschaften. Ich wurde auch als Heiler eingesetzt, obwohl ich mit meinen medizinischen Künsten wahrlich nicht glänzte, aber dafür lernte ich eine Menge über Behandlungsmethoden und Arzneien.«
Freimütig fügte er hinzu: »Doch als man in Benden merkte, dass aus mir nie ein wirklich tüchtiger Heiler würde, setzte man mich als Schreiber und Kopisten ein.«
Er schmunzelte, als die Erinnerungen auf ihn eindrangen. »Ich befand mich noch keine Siebenspanne im Weyr, als ein Gelege ausreifte und die Jungdrachen schlüpften.«
Bei der bloßen Vorstellung schnappte Kindan nach Luft. Meister Zist lächelte zufrieden, und seiner glücklichen Miene entnahm der Junge, dass das Schlüpfen der Drachen auch für den Harfner ein besonders Erlebnis gewesen sein musste.
»Die Brutstätte enthielt fünfundzwanzig Eier«, fuhr Zist fort. »Und das letzte Ei brauchte sehr viel Zeit, um zu platzen. Es war sehr groß, und vielleicht dauerte es deshalb so lange. Die Drachenreiter vermuteten, ein Bronzedrache würde daraus schlüpfen, und das bereitete ihnen Sorgen. Die restlichen Kandidaten für die Gegenüberstellung umringten das Ei, und ich saß recht weit oben auf der Zuschauertribüne, deshalb konnte ich nicht alles sehen. Doch dann war es so weit. Der Drache schlüpfte, es war in der Tat ein großer Bronzefarbener, und ein junger Bursche namens Matal wurde von ihm auserwählt. Matal war derjenige gewesen, der mich bei meiner Ankunft im Weyer als Erster begrüßte.«
Kindan merkte, dass er vor Spannung den Atem angehalten hatte, und nun blies er ihn langsam aus.
»Der Erfolg meines Freundes - nun heißt er M'tal versetzte mich in einen wahren Begeisterungstaumel. Ich konnte nicht anders, ich stieß einen lauten Jubelruf aus.« Bei der Erinnerung daran rötete sich das Gesicht des Harfners ein wenig. »Wie du vielleicht weißt, ist eine Brutstätte angelegt wie ein Amphitheater, und mein Schrei muss sich vielfach an den Wänden gebrochen haben. Der Jungdrache erschrak und verhedderte sich mit einer Klaue in seiner Schwinge. Als er sich nicht sogleich befreien konnte, geriet er in Panik, und es dauerte eine geraume Weile, bis M'tal und die anderen ihn beruhigen konnten. Und dann sah ich, dass die Schwinge des Drachen arg zerfetzt war.«
Vor Entsetzen und Mitgefühl keuchte Kindan laut.
»Und es war allein meine Schuld, dass sich das Tier verletzt hatte«, betonte der Harfner erbittert.
»>Holt Hilfe!<, brüllte der Weyrführer. Ich rannte los, in der Hoffnung, den Heiler des Weyrs zu finden, doch in vollem Lauf prallte ich gegen jemand, der mir entgegen kam. Ich erkannt die Person nicht. Bei dem Zusammenstoß war ich gestürzt, und der Mann half mir beim Aufstehen. Er trug einen Beutel bei sich, der angefüllt
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