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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Harfner seinem Schützling keinen Unterricht in Redekunst erteilte, tröstete er Natalon, der langsam verzweifelte, weil sich kein Drachenreiter mehr blicken ließ.
    »Wieso ist nicht schon längst einer bei uns und hilft uns, das Ei der Wachwher-Königin zu transportieren?«, schimpfte er. »Wie lange kann Aleesa überhaupt warten?«
    Meister Zist wiegte bedächtig sein Haupt. »Das weiß ich nicht. Der Fort Weyr hätte noch am selben Tag, an dem der Meldereiter von der Anforderung Kenntnis erhielt, einen Drachen geschickt.«
    »Vielleicht kann ein Drache bei uns nicht landen«, mutmaßte Natalon und ließ den Blick über das Camp schweifen. »Ob es daran liegt, dass niemand kommt? Weil es hier keinen geeigneten Landeplatz für ein so gewaltiges Tier gibt?«
    »So groß ist kein Drache, dass er hier nicht aufsetzen könnte, Natalon«, widersprach der Harfner. »Eine Königin oder ein bronzefarbener Drache hätten möglicherweise Schwierigkeiten, aber die würden dann auf den Hügelkuppen unweit des Signalfeuers landen.«
    »Und der Reiter würde zu Fuß ins Camp hinabsteigen?«, wunderte sich Natalon. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass ein Drachenreiter die halbe Meile marschierte, die die heimischen Kinder rennend zurücklegten.
    »Warum denn nicht?«, erwiderte Zist schmunzelnd. »Wenn ich mich nicht irre, sind sie mit zwei Beinen ausgestattet, wie normale Sterbliche auch.«
    Natalon funkelte ihn ob seiner Ironie wütend an, doch der Harfner behielt seinen belustigten Gesichtsausdruck, bis auch der Steiger sich zu einem halbherzigen Lächeln durchrang.
    Schließlich klopfte Meister Zist dem Bergmann auf die Schulter. »Spaß beiseite, Natalon, so arrogant sind die meisten Drachenreiter gar nicht. Selbstverständlich legen sie nicht jede Strecke auf dem Rücken ihrer Tiere zurück, sondern gehen auch zu Fuß, wenn es sein muss.«
    »Angenommen, man ignoriert unsere Bitte. Irgendwann wird es zu spät, um das Wachwher-Ei zu holen.«
    Zist stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wenn du erst einmal so alt bist wie ich, Natalon, dann hast du hoffentlich gelernt, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen.«
    Natalon lachte. »Du hast Recht, Harfner. Wenn ich dein Alter erreicht habe, werde ich manches akzeptieren, mit dem ich mich jetzt noch nicht abfinden mag.«
    ***
    An diesem Abend fiel Kindan auf, dass Meister Zist niedergedrückt wirkte. Während der letzten zwei Tage hatte sich der Junge abwechselnd deprimiert und glücklich gefühlt. Mal war er besorgt, weil der Drache noch nicht kam, dann wieder freute er sich, weil ihm eine Atempause vergönnt war. Einerseits war er stolz, weil man ihn dazu auserkoren hatte, einen Wachwher großzuziehen, doch mitunter plagten ihn Bedenken angesichts der schwierigen, verantwortungsvollen Aufgabe.
    »Von dir wird eine Menge verlangt, Junge«, eröffnete der Meister das Gespräch. Nachdem er an die Tür geklopft hatte, betrat er Kindans Zimmer. Der Bub lag bereits im Bett.
    »Das ist mir bewusst«, antwortete Kindan.
    »Dein Vater hat dir vermutlich alles beigebracht, was man über den Umgang mit einem Wachwher wissen muss«, sagte der Harfner.
    Doch Kindan schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht«, bekannte er. »Mein Vater pflegte zu sagen, ich käme nie in die Situation, mich um einen Wachwher kümmern zu müssen. Und als er noch lebte, war ich wohl zu jung, um richtig in der Führung eines Wachwhers unterwiesen zu werden. Meine Brüder hielten mir dauernd vor, ich sei für alles zu klein.«
    Meister Zist schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, deutete er ein Lächeln an. »Nun, du bist ein aufgeweckter Bursche, und der neuen Aufgabe mit Sicherheit gewachsen.«
    »Ich werde meine Heimatburg - äh … ich meine natürlich das Camp … nicht enttäuschen«, beteuerte er trotz seiner geheimen Befürchtungen.
    Der Harfner zog die Bettdecke höher und hüllte den Jungen darin ein. »Von deinen guten Absichten bin ich fest überzeugt«, erklärte er dann. Doch Kindan kannte den Meister so gut, dass ihm dessen sorgenvoller Ausdruck nicht entging.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte er bangen Herzens.
    Überrascht hob der Harfner eine Augenbraue. »Mir scheint, du durchschaust mich schon ein bisschen zu gut, Kindan.« Er atmete ein und blies die Luft mit einem Seufzer wieder aus. »Es gibt da ein kleines Problem, das mich beschäftigt«, gab er zu.
    Kindan sah ihn forschend an.
    »Bei der ganzen Sache ist mir nicht recht wohl«, fuhr der Harfner leise fort. Dann erwiderte er

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