Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
einziger Kommentar. Während Kaja systematisch die verschiedenen Zutaten für die Wachsmischung abwog und in einem großen alten Topf miteinander vermischte, erklärte sie Miri die einzelnen Schritte, Mémés Stimme im Ohr, wie sie es ihr als Kind erklärt hatte. Miri hörte ihr interessiert zu und unterbrach sie nicht. Als das Wachs am Schmelzen war, holte Kaja noch verschiedene Fläschchen mit ätherischen Ölen hervor.
„So, jetzt kommt der kreative Teil. Welche Duftnote wollen wir den Kerzen geben?“ Zum Glück hatte ihr Mémé drei Formen mitgegeben, so konnte sie Miri als Dank für ihre Hilfe wenigstens eine der Kerzen mitgeben.
„Nach welchen Kriterien gehst du da vor?“
„Hm, es kommt darauf an“, antwortete Kaja, auf den Schmelzvorgang im Topf konzentriert. „Sind die Kerzen für den Verkauf gedacht, überlegt man grundsätzlich mal, welche Emotionen am meisten Leute ansprechen. Wie zum Beispiel Weihnachten, Entspannung, etwas belebendes, Liebe... verstehst du was ich meine?“
„Klar, also ziemlich nüchterne und wirtschaftlich geprägte Überlegungen.“
„Ja, schließlich sollen die Kerzen sich gut verkaufen, also muss man sich auch solche Gedanken machen. Und den Leuten fällt es leichter, sich für einen Titel zu interessieren und erst dann daran zu riechen und zu entscheiden, ob es ihnen gefällt oder nicht. Viele kommen nach der ersten Kerze wieder, kommen ins Gespräch mit Mémé und bekommen dann eine persönliche Mischung.“ Kaja grinste stolz. „Mémé ist ein alter Fuchs, wenn es um den Verkauf geht. Allerdings glaube ich, ihren Erfolg verdankt Mémé vor allem der Tatsache, dass sie sich wirklich Mühe gibt, mit dem Duft das gewünschte Thema zu treffen. Dort kommen dann ihr Händchen mit den Kräutern und ihre intuitive Erfassung von den verschiedenen Stimmungen zum Tragen.“
„Darauf ist sie bestimmt bei den personifizierten Kerzen noch mehr darauf angewiesen.“
„Das stimmt. Dafür hat sie aber spezifischere Informationen darüber, was die Person wirklich sucht. Das finde ich persönlich fast einfacher, als zu einem Thema eine Duftmischung zu finden, welches viele Menschen anspricht.“
„Hm, kann ich mir vorstellen. Jeder assoziiert schließlich etwas anderes mit bestimmten Gerüchen.“
„Genau. Weihnachten zum Beispiel ist relativ einfach, da es zumindest in unseren Breitengraden oft mit ähnlichen Gewürzen in Verbindung steht wegen der ganzen Backerei. Ab da wird’s dann schwierig.“
„In dem Fall, lass uns anfangen“, sagte Miri einfach.
Kaja stellte ein kleines Schälchen für die Kräutermischung bereit und begann, Miri einen kurzen Einblick in Lucs Leben zu geben. Als sie fertig war, fragte sie Miri: „So, jetzt weißt du einiges über ihn. Lass es dir durch den Kopf gehen und schau einmal, was dir dazu einfällt.“
„Ich? Aber ich habe doch gar keine Erfahrung in solchen Dingen“, wehrte Miri ab.
„Musst du auch nicht. Überlege dir einfach, was dein erster Eindruck ist, was Luc in seinem Leben gebrauchen könnte. Ich schlage dann dazu Kräuter vor, du riechst an ihnen und sagst mir, ob das deinem Gefühl nach passt.“
„Für jemanden, der vorgibt, keinen Zugang zu seiner intuitiven Seite zu haben, bist du aber mit ganzem Herzen dabei.“
„Endlich hört sie das mal von jemand anderem als nur von mir“, schaltete sich Lance ins Gespräch ein.
„Ruhe auf den billigen Plätzen“, rief Kaja vergnügt. „Das ist schließlich ganz was anderes.“
„Aha“, meinten der Drache und Miri unisono und verdrehten beide die Augen.
„Schluss jetzt, Miri muss sich konzentrieren“, rügte Kaja, konnte sich ein belustigtes Grinsen jedoch nicht verkneifen. Sie war selbst überrascht, wie viel Spaß sie bei der ganzen Sache hatte. Das war der beste Abend seit langem. Okay, vielleicht bis auf ihr letztes Treffen mit Tim. Tim. Tims Kerze musste ja auch noch gemacht werden. Schnell schob sie den Gedanken weg, das konnte jetzt ja gut noch fünf Minuten warten. Sie wandte sich wieder Miri zu, die tief in Gedanken versunken da saß. „Also, was meinst du?“
„Als erstes ist mir etwas Aufhellendes in den Sinn gekommen. Weil du ja gesagt hast, dass er oft ein wenig grummelig ist?“ Mit einem fragenden etwas unsicheren Lächeln im Gesicht schaute sie Kaja an, gespannt auf deren Feedback.
„Das ist gut, stimmt, du hast recht.“ Kaja schüttelte den Kopf. Schon spannend, wie man oft das Offensichtliche übersieht, wenn man jemanden zu gut kennt. Mit
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