Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
weiter.“
„Die Absicht ist wohl, die Leute dazu zu bringen, freiwillig ihre Verträge zu lösen. Dann ist die Firma aus dem Schneider.“
„Das könnte denen so passen!“, schimpfte Kaja. „Was soll denn zum Beispiel einer wie Edi machen?“, ereiferte sie sich.
Edi war das Urgestein von PC-Lux-Solutions, seit Gründung der Firma war er schon dabei und unbezahlbar was seinen Wissensschatz über dynamische Datenbanken anging. Doch obwohl er sich über die Jahre immer weitergebildet hatte, glaubte Kaja nicht, dass er leicht einen anderen Job finden würde. Schließlich war er schon fast Sechzig. Und selbst wenn er eine neue Anstellung fand, war immer noch die Frage, wie er sich darin einfinden würde. Zumal er selber nicht gerade die einfachste Person war. Man musste schon ein ziemlich dickes Fell haben, um ihn überhaupt ein wenig näher kennenzulernen. Er pflegte sich alle möglichen Störungen mit seinem ätzenden Zynismus vom Leib zu halten. So hatte er seine Ruhe und konnte seine Arbeit tun. Kaja hatte sich in ihrem ersten Jahr ziemlich schwer getan mit ihm und war ihm möglichst aus dem Weg gegangen. Irgendwann war sie allerdings auf seine Hilfe bei einem Projekt angewiesen gewesen. Sie hatte wirklich keine Ahnung gehabt, an wen sie sich sonst wenden könnte. Sie hatte schon alles versucht, sämtliche Mitarbeiter gefragt, ihren alten Uniprofessor ausfindig gemacht, im Netz selbständig nach Lösungen gesucht, nichts hatte sie weiter gebracht. Also hatte sie ihren ganzen Mut zusammengenommen, war in die Höhle des Löwen eingedrungen, was an sich schon eine harte Prüfung war. Sein Büro glich nämlich mehr einer gesundheitsgefährdenden Müllhalde, wenn man die alten Pizzaschachteln, die Coladosen und die Unmengen Papier, die irgendwie das Ganze zu einem riesigen Kunstwerk verbanden, betrachtete, die sich in jeder verfügbaren Ecke auftürmten. Das hatte sie ihm auch an den Kopf geworfen, als er sie erst mit einem unfreundlichen Knurren wegschicken wollte, erinnerte sich Kaja belustigt. Sie hatte ihn einen Biohazard genannt und sagte, sie werde ihm das Gesundheitsamt vorbeischicken, falls er ihr nicht helfen würde. Was natürlich ein reiner Bluff war, was sowohl Edi als auch Kaja wussten, aber offenbar hatte ihr Ideenreichtum und ihr Mut gereicht, um ihm genug Respekt abzugewinnen. Er hatte sich bereiterklärt, ihr zu helfen. Von da an hatte sie regelmäßig mit ihm zusammengearbeitet, nicht nur, wenn sie Hilfe bei einem eigenen Projekt gebraucht hatte sondern auch einige Male mit ihm im Team. Mit einem wehmütigen Lächeln dachte sie an den sonderbaren Kauz und nahm sich vor, bald wieder einmal bei ihm in seiner Höhle, wie er sein Büro selber ab und zu scherzhaft nannte, vorbei zu schauen. Sie hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen, weil sie sich schon so lange nicht mehr bei ihm gemeldet hatte.
„Hörst du mir noch zu?“, unterbrach Thea ihren Gedankengang.
„Ja, tut mir leid, bin kurz abgeschweift.“
„Das war nicht zu übersehen“, grinste ihre Freundin, „aber das kenne ich ja von dir. Also, weiter im Text. Spannend an der ganzen Geschichte, um nicht gleich zu sagen verdächtig, denn so langsam entwickle selbst ich einige paranoide Tendenzen“, fügte sie mit gerunzelter Stirn hinzu, „ist, dass sämtliche Mitarbeiter, die plötzlich Probleme kriegen oder laut den Gerüchten bald kriegen werden, ursprünglich zu PC-Lux-Solutions gehörten.“
„Warte mal, heißt das, kein einziger Qubus-Mitarbeiter ist betroffen?“, unterbrach Kaja sie ungläubig.
„Genau, und… “ Thea zögerte und warf einen Blick zu Kaja hinüber, nicht sicher, ob sie weitersprechen sollte oder nicht.
Kaja fing den Blick auf und meinte trocken: „Na los, spuck’s schon aus. Ich kann es schon verkraften.“ Als Thea immer noch rumdruckste, meinte sie: „Okay, lass mich raten. Mein Name taucht auch auf dieser inoffiziellen Kündigungs- oder eben nicht Kündigungsliste auf. Und vermutlich ziemlich weit oben.“
„Ja.“ Erleichtert, dass es endlich ausgesprochen war, ließ sich Thea gegen die Bank zurück fallen. „Hast du denn auch schon davon gehört?“
„Na ja, ich konnte es mir einfach denken, nach dieser ganzen getürkten Geschichte mit meinem X3-Programm und der Sache mit Klein-Freddy… Kommt noch dazu, dass es mir so ein Schleimbeutel heute Morgen direkt ins Gesicht gesagt hat, ich hätte hier keine Zukunft mehr.“
„Was? Wer denn? Und wann war denn das? Wir haben uns ja am Morgen gerade
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