Die Drachenschwestern
Hund sich mit meinem verträgt,
könnten die dann zusammen raus.“
„Ich möchte gerne zuerst zu den Hunden. Und wenn Zorro den Rest der
Zeit bei dir bleiben kann, umso besser.“
Eine Stunde später saß Kaja neben Toby an seinem Computer und konnte
nur noch staunen, als sie sah, wie dieser sich in unglaublicher Geschwindigkeit
in die verschiedensten öffentlichen Ämter reinhackte. Sie war ziemlich
verwundert, als sie sah, wie einfach das war. „Haben die denn keine Firewall?“
„Du würdest dich wundern, wie schlecht öffentliche Stellen ihre
Geheimnisse schützen. Vor allem kleine Gemeinden sind da absolut unterversorgt.
Meistens hat es schon irgendeine kleine Firewall – aber ich bin ja auch ein
Profi auf diesem Gebiet und mir steht erstklassiges Material zur Verfügung“,
schloss er stolz.
„Und wie sieht der
berufliche Werdegang zum Hacker denn aus?“, fragte sie fasziniert.
„Na ja, es gibt eigentlich zwei Wege. Angenommen, du möchtest Hackerin
werden. Für dich wäre es kein Problem, sozusagen ‚on the Job’ das nötige zu
lernen. Mit Computern kennst du dich ja aus und programmieren kannst du auch
noch. Das wäre sozusagen die saubere Lösung.“
„Und die zweite?“
Er grinste. „Oder du machst es so wie ich und bringst dir alles
autodidaktisch bei. Dann lässt du dich erwischen, weil du in einem Anfall von
Grössenwahn nicht alle deine Spuren sorgfältig verwischt hast. Der Geschädigte
bietet dir an, für ihn zu arbeiten – oder aber er droht, gegen dich Anzeige zu
erstatten.“
„Ich nehme an,
Simon hat dir einen Job angeboten und du hast dankend angenommen.“
Er grinste spitzbübisch und fuhr sich durch die verstrubelten dunklen
Haare, die nach allen Seiten abstanden. „Genau.“ Er rollte seinen Bürostuhl ein
Stück zur Seite, um Kaja Platz zu machen. „So, jetzt bist du dran.“
Als erstes rief sie eine Karte der Region auf, wo sie ihre Wanderung
unternommen hatten. Dann bestimmte sie mehr oder weniger willkürlich einen
Radius. Da sie keine Ahnung hatte, wie weit man auf einem durchschnittlichen
Ausritt kommt, musste sie mit Vermutungen vorlieb nehmen. Sie ging aber davon
aus, dass es nicht so viel weiter als wenn man zu Fuß unterwegs war. Dann
suchte sie die nächstgelegenen Ortschaften raus und notierte sich die
zuständigen Melderegister. Kaja hatte Glück: Schon bei ihrem dritten Versuch,
einer Gemeinde in der Nähe von Stein a. Rhein nahe der Schweizer Grenze, fand
sie eine Sierra Küng. Offensichtlich wohnte sie mit einem Markus Widmer zusammen.
Über diesen fanden sich auch im Netz mehrere Artikel. Er handelte offenbar
sowohl mit Pferden als auch mit Maschinen. „Danke“, meinte Kaja. „Jetzt habe
ich immerhin eine Adresse.“ Schnell schrieb sie sich die Adresse und die
zugehörige Telefonnummer auf einem Zettel. Kaja überlegte gerade, ob sie auf
der Stelle ihr Glück versuchen und dort anrufen sollte, als sie merkte, dass
Toby offensichtlich etwas fragen wollte, anscheinend aber nicht wusste, wie er
es anstellen sollte. „Was ist denn?“
„Hm“, druckste er
immer noch rum.
„Jetzt rück schon
raus mit der Sprache.“
„Simon meinte, wenn wir früh fertig wären, sollte ich dir noch unser
Buchhaltungsprogramm vorstellen. Es zickt in letzter Zeit immer öfters rum.
„Ja klar, her damit. Ich weiß zwar nicht, ob ich da etwas helfen kann,
aber anschauen kann ich es mir auf jeden Fall.“ Sie setzte sich wieder hin und
starrte auf den Bildschirm. „Das ist ja eins von unseren Programmen! Besser
gesagt, eines, das ich dieses Jahr geschrieben habe.“ Sie holte den
Programmiercode des Programms an die Oberfläche, so dass sie es bearbeiten konnte.
„Ich geb es ja nur ungern zu, aber hier hatte ich so richtig gepfuscht.“
Kaja hatte die zwei Stellen gefunden, wo sie einen Teil des Codes
komplett löschte und mit der korrekten Version wieder füllte.
„Jetzt sollte es eigentlich klappen“, schloss sie nach einer knappen
Viertelstunde. „Ich habe zu Hause einen Patch“, sie runzelte die Stirn, „den
hättet ihr eigentlich automatisch zugeschickt bekommen müssen. Egal, ich
schicke euch das Flickprogramm auf jeden Fall. Einfach auf die Festplatte
aufspielen, das Programm startet dann von selbst. Nur für den Fall, dass ich
heute doch noch etwas vergessen habe.“ Irgendetwas spukte in ihrem Hinterkopf
herum. Doch sie kriegte den Gedanken einfach nicht zu fassen.
In dem Moment piepste ihr Handy. Kaja überlegte schon, erst später
nachzusehen,
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