Die Drachenschwestern
du tatsächlich lausig, aber den Eindruck hatte
ich von deinen Ausführungen her eigentlich nicht, oder jemand hat dir schon
damals ins Handwerk gepfuscht.“
„Klein-Freddy! Ich bringe ihn um! Das würde auch erklären, weshalb ihr
den Patch nicht gekriegt habt! Sobald die ersten Beschwerden eingingen, habe
ich mich natürlich sofort an die Arbeit gemacht und ein kleines Programm
geschrieben, welches sämtliche vorhandene Fehler beseitigt. Das haben wir dann
an alle Kunden verschickt, die unser Produkt bereits gekauft hatten. Zumindest
bin ich davon ausgegangen. Jetzt denke ich eher, dass keiner unserer Kunden
meinen Patch je erhalten hat.“ Sie fluchte leise und begann auf ihr Handy
einzutippen.
„Wem schreibst Du
denn?“
„Ich möchte nur nicht, dass ich das wieder vergesse. Wenn ich zu Hause
bin, sende ich allen Kunden den Patch nochmals elektronisch zu.“
„Du arbeitest
nicht mehr für diese Firma“, erinnerte Simon sie.
„Ich weiß“, antwortete sie gereizt. „Nichts desto trotz hänge ich
immer noch an der Firma, zumindest an meinem alten Team. Und wenn wir es
irgendwie schaffen, diese dunklen Machenschaften aufzudecken, dann wäre es
schön, wenn PC-Lux-Solutions wenigstens noch ein paar zufriedene Kunden
aufweisen kann. Zudem geht es hier auch um meinen Ruf als Programmentwicklerin.
Ich kann einfach nicht zulassen, dass fehlerhafte Versionen im Umlauf sind, die
ich programmiert habe.“ Simon nickte verstehend.
„Hunger?“, fragte Simon als sie fertig war. Kaja blickte auf die Uhr.
Überrascht stellte sie fest, dass es schon zwei Uhr nachmittags war.
Zu ihrer Verwunderung führte er sie nicht zur Würstchenbude, welche
sie auf ihrer Fahrt durchs Industriequartier entdeckt hatte, sondern auf die
Rückseite des Gebäudes, wo sie durch eine unauffällige Tür direkt ins Innere
der mittleren Baracke gelangten. „Wurde aber auch Zeit“, wurden sie unwirsch
von Josef begrüsst. „Selber schuld, wenn es jetzt kalt ist.“
„Hör nicht auf ihn“, kommentierte Simon seinen Ausbruch. „Er weiß sehr
gut, dass wir alle ungeregelte Arbeitszeiten haben. Aber er führt sich gerne
auf wie eine gute Hausfrau.“
Bei diesen Worten flog eine Holzkelle in Richtung Simon, der sich
gerade noch bücken konnte.
„Hm, das duftet
aber gut“, meinte Kaja vermittelnd.
„Ganz die Diplomatentochter“, neckte Simon sie.
„Jetzt lass mal das Mädchen in Ruhe essen“, mischte sich Josef wieder
ein. Er stellte beiden einen Teller dampfender Polenta mit viel Käse und Gemüse
hin.
„Und, hat sich
Zorro benommen?“
„Der war ganz zufrieden. Er hat mit Tsar das ganze Gelände erkundet.
Beziehungsweise, Zorro hat erkundet und Tsar hat aufgepasst, dass Zorro seine
Besucherbefugnisse nicht übertritt.“ Kaja musste lachen, als sie sich ihren
Hund vorstellte, der mit seinem Aufpasser im Schlepptau von A nach B alles Wichtige
erschnüffelte.
„Hast du Zeit und Lust, am Nachmittag noch etwas mit den Hunden zu
arbeiten?“, erkundigte sich Simon. „Oder willst du gleich zurückfahren, damit du
nicht wieder im Stau stecken bleibst?“
„Nein, ich habe
noch genug Zeit. Ich treffe mich heute Abend mit Tim.“
„Aha.“
„Nichts Aha. Wir gehen essen. Obwohl ich nicht weiß, ob ich überhaupt
Hunger haben werde, wenn ich hier so köstlich versorgt werde.“ Sie schob sich
begeistert noch eine Gabel voll in den Mund. „Ich dachte, ist ja blöd, wenn ich
schon mal in Bern bin, mich nicht zu melden.“ Kaja merkte, dass sie viel zu
viel plapperte und beeilte sich, das Thema zu wechseln. „Hundetraining ist eine
super Idee.“ Simon grinste in sich hinein. Das schien ja prächtig zu laufen für
Tim.
Beim Kaffee schnitt Simon plötzlich ein ganz anderes Thema an. „Bist du
immer noch arbeitslos?“
Verwundert schaute Kaja ihn an. „Wenn du es so nennen willst, ja.
Obwohl ich mich selber nicht als arbeitslos sehe. Ich könnte ja woanders
arbeiten, wenn ich möchte. Ich würde sicher eine Stelle finden.“
„Genau. Deshalb dachte ich, ich muss dich bald fragen, sonst bist du
wieder anderweitig beschäftigt. Ich habe mir überlegt, ob du bei uns mit
einsteigen möchtest. Wir brauchen dringend jemanden, der Sicherheitsprogramme mit
uns entwickelt. Und bis jetzt habe ich einen sehr guten Eindruck von dir.“
Kaja war etwas überrumpelt. „Ich weiß nicht, Spaß machen würde mir das
sicher. Allerdings bin ich im Moment alles ein wenig neu am planen…“ Was eine
etwas harmlose Umschreibung der Tatsache
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