Die Drachenschwestern
Entschuldigend hob er die Hände.
„Na ja, ich habe dir auch nicht so richtig viel Zeit gegeben, hier
klar Schiff zu machen. Und eigentlich ist es ja vor allem der Eingangsbereich
und dieses eine Zimmer, welches nicht eingerichtet ist. Oder ist das dein
Schlafzimmer?“
„Nein, mein Schlafzimmer ist auf der anderen Seite“, lachte er. „So,
bist du bereit, für ein wenig Erlebniskochen?“ Herausfordernd grinste er sie
an. „Zorro wartet auf jeden Fall gespannt darauf, so wie’s aussieht.“ Er
deutete auf den Hund, der er sich nach seiner Erkundungstour durch die Wohnung
in einer Ecke der Küche gemütlich gemacht hatte.
„Kommt drauf an“,
antwortete sie misstrauisch. „Und du kannst lange warten“, meinte sie mit einem
Seitenblick auf ihren Vierbeiner. „Ich habe genau gesehen, wie Josef dich gefüttert
hat.“ Zorro quittierte diese Aussage mit einem extra treuherzigen Blick,
während er den Kopf auf seine Pfoten legte.
„Kochst du lieber Tomatensauce oder kümmerst du dich um das Salatdressing?“
„Salatdressing. Darf ich?“, fragte sie, wartete seine Antwort aber
nicht ab, sondern bückte sich gleich zum Kästchen, wo sie Öl und Essig vermutete.
Gut. Olivenöl extra vergine in Bioqualität und ein duftender Balsamico waren
schon mal vorhanden. Sie stand wieder auf und warf einen ebenso prüfenden Blick
in den Gewürzschrank. Italienische Kräutermischung und Kräutersalz. Bestens.
„Hast du Ketchup? Und Milch?“
„Yep“, erklang es
aus den Tiefen der Papiertüten.
„Perfekt. Dann kriegst du jetzt eine Spezial-Balsamico-Salatsauce à la
Kaja“, informierte sie ihn. Tim war inzwischen fertig mit Auspacken und hatte
eine Flasche Rotwein zu Tage befördert. „Als Zeitvertrieb, oder wenn uns die
Worte ausgehen“, meinte er mit einem verschwörerischen Zwinkern in den Augen.
„Ich wüsste sonst auch noch andere Dinge, welche wir machen könnten,
wenn uns die Worte ausgehen“, murmelte Kaja leise vor sich hin.“
„Was hast du
gesagt?“
„Nichts. Ich nehme
gerne ein Glas von dem Merlot.“
Während Tim Zwiebeln für die Tomatensauce schnitt, machte Kaja schnell
die Salatsauce. Drei Esslöffel Balsamico, ein Esslöffel Olivenöl, ein Spritzer
Ketchup und einen großen Schluck Milch. Würzen – fertig.
„Offenbar hast du dir den besseren Job ausgesucht“, schloss Tim, als
er sah, dass sie bereits entspannt auf der Küchenablage saß.
„Ich muss ja noch
den Salat putzen“, beruhigte sie ihn.
Tim streute einen Kaffeelöffel Zucker über die gedünsteten Zwiebeln
und wartete, bis der Zucker karamellisierte. Dann löschte er das Ganze mit ein
wenig Weißwein ab und wartete, bis der Wein praktisch komplett eingekocht war.
Kaja hatte inzwischen die Büchse mit den Pelati geöffnet und goss den ganzen
Inhalt in die Pfanne. Tim fügte 2.5 Deziliter Gemüsebouillon hinzu. „So, jetzt
muss das Ganze für eine halbe Stunde köcheln. Länger wäre zwar besser, aber je
nachdem, was uns unser Hunger diktiert, reicht zur Not auch eine halbe Stunde.
Dass du Thunfisch magst, weiß ich inzwischen – magst du auch Mais?“
„In der Sauce?“
„Genau.“
„Keine Ahnung. Mais mag ich eigentlich ganz gerne. In der Tomatensauce
habe ich das noch nie ausprobiert.“
„Es ist einfach super!“, schwärmte Tim. „Wenn du dich um den Salat
weiter kümmerst, bereite ich schon einmal das Dessert vor.“
„Gut, das ist ein Deal.“ Sie schälte also süsse Paprika, einen halben
Apfel und die Gurke und schnitt alles in kleine Stücke. Dann fügte sie noch
eine Frühlingszwiebel hinzu und natürlich den grünen Salat. Als sie fertig war,
drehte sie sich zu Tim um und schaute über seine Schulter. Er rührte soeben
flüssige Schokolade unter etwas, das aussah wie eine Mischung aus Zucker und
Ei. „Sieht lecker aus, riecht lecker.“
„Schmeckt auch lecker“, bestätigte er. Sie beugte sich vor und leckte
einen Spritzer Schokolade von seinem Mundwinkel.
„Stopp, stopp, stopp“, wehrte er sie ab. „Wenn du wieder so anfängst
wie vorher beim Auto, essen wir heute nichts mehr.“
Sie lachte und
trat mit erhobenen Händen einen Schritt zurück. „Ich hör ja schon auf. Wo hast du
denn gelernt, so gut zu kochen?“
„Wenn man wie ich so oft von Suppe aus der Tüte und Porridge leben
muss, schätzt man es umso mehr, wenn es wieder richtiges Essen gibt. Und da ich
schlecht immer nach Hause zu Mama gehen kann, habe ich selber kochen gelernt. Außerdem
kommt es gut an bei den Mädchen“,
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