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Die Drachenschwestern

Die Drachenschwestern

Titel: Die Drachenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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verschwinde
ich jetzt auch und lasse euch zwei Turteltäubchen alleine. Wir sehen uns morgen
im Laufe des Tages bei dir zu Hause.“
    „Wie überaus freundlich“, schnaubte Kaja dem herrischen Drachen
hinterher. Vergeblich. Dieser hatte sich schon in einer glitzernden blauen Sternenwolke,
begleitet von ein paar Rauchschwaden, davon gemacht.
    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, natürlich nicht, ohne dass Kaja
Simon hoch und heilig versprechen musste, sich das mit dem Jobangebot gründlich
zu überlegen, schlenderten sie gemeinsam zu ihren Autos. „Ist das okay, wenn
ich dir einfach hinterher fahre? Ich kenne mich in Bern in der Innenstadt so
gar nicht aus“, entschuldigte sich Kaja. Verdammt, sie bekam einfach ihre
Nervosität nicht in den Griff. Tief durchatmen, befahl sie sich.
    „Komm mal her“, sagte Tim in weichem Tonfall und zog sie am Ärmel
ihrer Jacke näher zu sich ran. „Ich konnte dich noch gar nicht richtig begrüßen.“
Er schloss sie fest in die Arme. Kaja erwartete einen ähnlich stürmischen Kuss
wie am Freitagabend. Stattdessen überraschte Tim sie mit einem sanften, aber
bestimmten Kuss. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und knabberte zum
Abschluss sanft an ihren Lippen, was einen wahren Feuersturm in Kajas Adern
auslöste. Tim löste sich von ihr und trat einen Schritt zurück, um ihr ins
Gesicht zu sehen. „Besser?“, wollte er wissen.
    „Hm.“ Kaja
musterte ihn. „Zumindest eine Frage ist jetzt geklärt.“
    „Ach ja?“
    „Ja“, antwortete sie bestimmt und drückte ihn resolut mit dem Rücken
gegen die Seitenwand seines Autos und küsste ihn nochmals. Das vorher hatte
nicht gereicht. Es war ein guter Anfang gewesen, aber gereicht hatte es bei weitem
nicht. Diesmal war sie diejenige, die sich von ihm löste. „Jetzt ist es
besser“, meinte sie mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. „Fahren wir?“
    „Boa. Lass mir
noch einen Moment Zeit zum Luft holen.“
    Im Auto merkte Kaja, wie sie sich schon wieder begann, Sorgen zu
machen über alle möglichen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. „Nicht jetzt!“,
beschloss sie. Entschlossen schob sie ihre Lieblings-CD von Pink in die
Stereoanlage und drehte die Lautstärke voll auf. Solchermaßen abgelenkt war sie
einigermaßen verwirrt, als sie hinter Tim parkte und weit und breit kein
Restaurant entdeckte.
    „Ich dachte, du
wolltest mich füttern?“, wollte sie wissen, als sie aus dem Auto stieg.
    „Genau. Darf ich
bitten, Erlebnisküche chez Tim.“
    „Erlebnisküche?“, fragte Kaja und entließ Zorro aus dem Kofferraum
ihres Autos.
    „Was so viel heißt, dass du mithelfen darfst beim Kochen“, grinste Tim
spitzbübisch.
    „Und dein Job ist,
mein Kochen zu überwachen?“
    „So ungefähr, autsch“, jaulte er, als Kaja ihm spielerisch den
Ellbogen in die Rippen rammte. Er bückte sich noch einmal und holte zwei große
Einkaufstüten aus dem Auto.
    „Hier wohnst du also.“ Kaja blickte gespannt an der eher
nichtssagenden Fassade des Hauses empor.
    „Ja, im Moment schon. Ich habe die Wohnung noch nicht so lange.“ Er
schloss die Tür auf und ging hinter Kaja ins Treppenhaus. „Die Sache ist die,
dass mir die Wohnung nicht so gut gefällt. Ich habe immer das Gefühl, ich sei
hier nur vorübergehend. Dazu kommt noch, dass ich im letzten halben Jahr viel
unterwegs war. Egal, du kannst dir ja gleich selbst ein Bild davon machen, was
ich meine. Im zweiten Stockwerk hielt er vor der ersten Wohnungstüre. Er
schloss auf und hielt Kaja die Türe auf. Ungeduldig drängelte Zorro an ihnen
vorbei und erkundete sofort die Wohnung.
    Oh ja, Kaja wusste auf der Stelle, was er meinte. Im Flur und im
ersten, ansonsten offensichtlich ungenutzten Zimmer standen noch stapelweise
Zügelkisten und setzten Staub an. Der Flur führte geradeaus am winzigen,
orange gefliesten Badezimmer vorbei in die offene Küche, die zur rechten Seite
hin ins Wohnzimmer überging. Vereinzelt waren Fotografien mit Stecknadeln an
die Wand gepinnt. Die Küche war klein, den Fließen nach ebenfalls aus den
siebziger Jahren, hellgrün und weiß, aber sauber und funktionell eingerichtet.
Das Wohnzimmer war der gemütlichste Teil der Wohnung. Zwei alte Ledersessel
luden dazu ein, sich vor den Fernseher zu setzen und auszuspannen. Am Boden lag
ein abgenutzter Perser. In einer Ecke lagen etliche National Geographics fein
säuberlich auf einander gestapelt. „Du siehst, so richtig gemütlich ist es hier
noch nicht. Auf jeden Fall nicht überall.“

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