Die Drachenschwestern
oder?“
„Genau!“
Überraschenderweise rief Sierra bereits am Dienstagmittag zurück. Sie
klang zwar immer noch gestresst, beharrte aber darauf, Kaja zur Besichtigung am
Donnerstag zu begleiten.
„Ist das für dich
nicht blöd, so kurz vor dem Fest?“
„Es ist ganz gut, wenn ich mal eine Weile hier weg komme. Sonst drehe
ich noch durch“, fügte sie hinzu.
„Wenn du möchtest, kann ich nachher noch mit zu dir kommen und dir bei
den Vorbereitungen helfen, oder was immer dann anliegt.“
„Schon mal einen
Stall ausgemistet?“, erwiderte Sierra ein wenig spöttisch.
„Äh, nein“, antwortete
Kaja ein wenig irritiert. „Aber ich bin sicher, ich kann es lernen.“ Es
handelte sich dabei schließlich nicht um Quantenphysik.
„Wir werden sehen.
Hol mich einfach um zwei ab.“ Ohne ein weiteres Wort hängte sie auf.
„Was war denn das jetzt?“ Kaja starrte den Telefonhörer an, den sie
immer noch in der Hand hielt.
„Ziemlich
kratzbürstig, deine neue Freundin“, stellte Lance fest.
„Ich glaube, sie hat einfach ein bisschen zu viel um die Ohren“,
verteidigte Kaja Sierra, auch wenn sie nicht genau wusste, weshalb sie das tat.
Schließlich war diese nicht gerade freundlich gewesen. Aber wenigstens hatte
sie den Besichtigungstermin vereinbart.
In der Zwischenzeit kümmerte sie sich um ihre Finanzen und ihre
Ideensammlung. Miri hatte ihr über die Buchhandlung ihres Onkels günstig
mehrere Bücher über die Anpflanzung von einheimischen und exotischen Kräutern
besorgt. Kaja kämpfte sich mit großem Enthusiasmus durch sie hindurch und zog
immer wieder auch ihre Nachschlagewerke über ätherische Öle zu Rate. Es nutzte schließlich
nichts, Kräuter zu pflanzen, die für sie keinen praktischen Wert hatten. In
ihrer ersten Euphorie beschloss sie sogar, selbst unter die Parfümhersteller zu
gehen, sah dann aber mit fortschreitendem Wissen ein, dass es besser wäre,
vorerst mal mit den Dingen ihr Unternehmen zu starten, von denen sie etwas verstand.
Was sich später einmal daraus entwickeln würde, nun, das würde sie dann sehen.
„Ich bin sehr stolz auf dich“, meinte Lance am Abend, als sie sich
zusammen ein Gläschen Holunderschnaps gönnten. Zugegebenermaßen nippte Kaja nur
an einem Schluck und Lance hatte wie immer ein großes Glas vor sich stehen.
„Das freut mich natürlich, aber wieso das denn?“ Verwundert schielte
sie über ihre Fußspitzen hinweg, die auf dem Tisch lagen, zu ihrem Drachen
hinüber.
„Erstens finde ich deine Ideen toll, und zweitens bin ich beeindruckt,
dass du bereits die Möglichkeit zu zukünftigen Veränderungen erkannt hast und
sogar befürwortest. Das ist ein großer Schritt von der Frau, die sich vor
einigen Wochen noch gegen Veränderungen jeglicher Art mit Händen und Füssen
gesträubt hat.“
„Blieb mir ja auch
nichts anderes übrig“, erwiderte sie verlegen.
„Oh doch. Du hättest tausend andere Möglichkeiten gehabt. Und die
meisten davon hätten mit passivem Ertragen der Situationen zu tun gehabt. Doch du
hast dich dafür entschieden, die Karten, die dir ausgeteilt wurden, selbst
aufzunehmen und nach deinem Willen auszuspielen.“ Lance Stimme hatte einen
melancholischen Klang angenommen.
„Sag mal“, fragte Kaja alarmiert, „Du spielst aber nicht etwa mit dem
Gedanken, aus meinem Leben zu verschwinden?“
Er lachte. „Auch das hat sich geändert. Noch vor kurzem hast du mich
dauernd darauf hingewiesen, dass ich in deinem Leben gar nichts zu suchen
habe.“
„Nun ja…“
„Lust auf ein Kartenspiel?“, lenkte Lance ab und präsentierte aus dem
Nichts einen Stapel Spielkarten.
Donnerstagnachmittags um zwei hielt sie pünktlich vor Sierras Haus. Kaum
hatte sie angehalten, als Sierra schon durch das eine Scheunentor kam, im
Schlepptau einen mittelgroßen schwarz und grau gefleckten Hund mit großen Stehohren,
braunen Abzeichen im Gesicht und an den Pfoten sowie einem weißen Fleck auf der
Brust.
Sierra öffnete die Beifahrertür und beugte sich ins Auto. „Hallo,
danke fürs Abholen. Kann Joker mitkommen?“
„Verträgt er sich mit anderen Hunden? Ich habe Zorro dabei. Und er
müsste bei dir auf dem Schoss mitfahren.“ Entschuldigend wies sie auf die
Rückbank, wo sich bereits Lance und Zorro ausgebreitet hatten. „Mein Auto ist
leider nicht so groß.“
„Sie. Ja, sie verträgt sich mit anderen Hunden. Mit Drachen weiß ich
nicht. Und ja, sie kann bei mir auf dem Schoss sitzen. Das findet sie ganz
toll.“
„Ein Glück,
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