Die Drachenschwestern
die Scheune durch das große Tor und schoben es gemeinsam
wieder zu. Dann setzten sie ihren Weg zum großen Haupthaus fort, das direkt an
die Scheune anschloss. Es war ein altes Fachwerkhaus. Wie beim ersten Gebäude
rankten sich wilde Reben an den Mauern hoch. Hier waren zumindest die Fenster
noch intakt. Es waren schöne alte Doppelfenster, wie bei Mémé zu Hause und Kaja
schloss das Haus sofort ins Herz. Die schwere Eichentüre ließ sich
vergleichsweise einfach öffnen und sie traten ein. Vom Eingang führte ein
Klinkerboden direkt in die Küche, die von einem alten Holzofen dominiert wurde.
Daneben befanden sich ein Gasofen jüngeren Datums und eine schreckliche
Küchenkombination.
„Wer hat denn das verbrochen?“, fragte Kaja amüsiert.
Sierra schnaubte. „Genau meine Worte! Aber Hauptsache billig! Es war
eine Weile vermietet und die letzten Mieter haben wohl diese Küche eingebaut.
Wenn ich hier einziehen würde, wäre die Küche das erste, was ich ersetzen
würde. Auch wenn ich mich dafür ein paar Monate von Kartoffeln ernähren müsste.“
Kaja warf einen Blick aus einem der schmutzigen Fenster. Sie konnte
die beiden Hunde rumtollen sehen. „Ich bin ja froh, dass die beiden noch hier
sind“, murmelte sie. Eben rannten sie durch etwas hindurch, was wie ein
verwilderter Garten aussah. „War das hier unten der Gemüsegarten?“
„Genau. Diese Seite des Hauses ist nach Südwesten ausgerichtet. Ich
bin sicher, auch Kräuter würden hier gut wachsen. Vor allem an der Hausmauer
entlang.“
Zustimmend nickte Kaja. Sie folgte ihrer Freundin ins Wohnzimmer. „Ein
Kachelofen!“, rief sie begeistert.
„Toll, was?“, hörte sie Lance sagen und entdeckte, dass er schon auf
der Ofenbank Platz genommen hatte.
Sierra zog die Augenbrauen hoch. „Bist du doch noch an einer
Besichtigungstour interessiert?“
Der Drache wedelte abweisend mit seiner krallenbewehrten Pranke. „Ich
durchstreife solche Häuser am liebsten auf eigene Faust.“
Sierra wandte sich wieder Kaja zu. „Der Kachelofen ist gerade im
Winter unschlagbar. Das Heizungsrohr führt durch das große Schlafzimmer, so
dass er sogar oben noch etwas Wärme abgibt.“
„Wie ist das Haus
denn sonst geheizt?“
„Keine Ahnung. Das
müsste ich nachfragen. Ich vermute, mit Strom.“
„Auweia.“
„Genau. Dafür hast du Holz umsonst. Das Waldstück hinter dem Haus
gehört zum Anwesen.“
Beeindruckt schaute Kaja zum Waldrand, der ein paar hundert Meter
entfernt lag. Im oberen Stock befanden sich drei Schlafzimmer. Ein großes und
zwei eher kleine, sowie ein Badezimmer. Das Badezimmer befand sich in ähnlich wenig
einladendem Zustand wie die Küche. Die Schlafzimmer waren nicht besonders aufsehenerregend.
Nur einige Sichtbalken verrieten etwas von dem Charme, welcher in dem vernachlässigten
Haus steckte.
Abrupt schloss Sierra die Badezimmertür und meinte: „Lass uns gehen.
Vielleicht reicht die Zeit ja noch für einen Kaffee.“
Kaja beeilte sich, Sierra einzuholen, die bereits zur Haustür raus
war. „Was ist denn auf einmal?“
„Ich erzähle es dir gleich. Lass uns gehen. Ich muss um sechs Uhr
wieder zurück sein, zum Pferde füttern.“ Kaja wunderte sich ein wenig, sagte
aber nichts und beeilte sich, die Hunde und den Drachen im Auto zu verstauen.
Sierra blieb noch einen Moment an der Autotür stehen und warf einen letzten
Blick vom Hof über die Weiden ins Tal. Dann stieg auch sie ein und gab das
Zeichen zum losfahren.
Kapitel 30
„Und dann hat
sie wirklich gesagt, du könntest quasi mietfrei drin wohnen, wenn du es
renovierst? Wenigstens zum Teil? Das ist ja unglaublich. Und sie ist sich
sicher, dass sie den Vermieter richtig verstanden hat?“
„Das Anwesen
gehört ihren Eltern.“
„Ihren Eltern? Und
wieso…“
„Wieso wohnt sie
nicht selbst darin? Das habe ich mich auch gefragt.“
„Hätte vielleicht mehr gebracht, wenn du Sierra gefragt hättest“,
witzelte Miri, die mit unterschlagenen Beinen auf dem Sofa saß.
Kaja, die es sich ihr gegenüber auf dem Boden bequem gemacht hatte,
streckte ihr die Zunge raus. „Habe ich ja. Aber Sierra ist sehr gut darin,
unerwünschte Fragen einfach zu ignorieren.“
„Ja, das ist mir auch aufgefallen. Vor allem, wenn es um sie
persönlich geht. Hattest du den Eindruck, dass sie sich mit ihren Eltern nicht
versteht? Denn dann könnte es vielleicht schwierig werden.“
„Den Eindruck hatte ich eigentlich nicht. Nicht dass sie sich zu
diesem Thema sehr viel ausführlicher
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