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Die Drachenschwestern

Die Drachenschwestern

Titel: Die Drachenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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die
Produktion geschickt und zudem vorher noch einige Fehler eingebaut. Sie war
sich ziemlich sicher, was diesen zweiten Punkt anging. Schließlich hatte sie
dieses verflixte Programm eigenhändig stundenlang getestet und auf Herz und
Nieren geprüft. Und zwar sowohl am Testserver als auch mit ihrem selbst
entwickelten Debugger, einem Fehlersuchprogramm. Nach anfänglichen
Schwierigkeiten hatte es dann problemlos alle Verarbeitungsstufen durchlaufen.
Noch dazu in einer extrem kurzen Zeit. Es hätte ihre Lohnerhöhung und einen
fetten Bonus garantieren sollen. Was also, verdammt noch mal, war
schiefgelaufen? Sie würde schon noch dahinter kommen, schwor sie sich grimmig.
Aber erst einmal musste sie sich um andere Dinge kümmern.
    Sie nahm ein Blatt Papier und machte sich eine To-Do-Liste. Während
der Arbeit erstelle sie dauernd Listen. Normalerweise verlegte sie sie jedoch
innerhalb der nächsten zehn Minuten. Vielleicht nehme ich besser ein Post-It
und klebe es mir an den Monitor, beschloss sie. Dann verliere ich das Ding
wenigstens nicht sofort wieder. Plötzlich stutzte sie. Ihr Passwort-Post-It
fehlte. Da sie dazu angehalten wurden, alle vier Wochen ein neues Passwort zu
wählen, hatte sie sich angewöhnt, immer nur die letzten drei Ziffern zu ändern
und die ersten vier beizubehalten. Die drei neuen schrieb sie sich jeweils auf
ein Post-It, um sie nicht zu vergessen. Sie konnte sich beim besten Willen
nicht jeden Monat auf Anhieb ein neues Passwort merken. Und wer den ersten,
gleichbleibenden Teil nicht kannte, für den waren ja auch die notierten Zahlen
nutzlos. Zuvor hatte sie es gar nicht bemerkt. Mit dem aktuellen Passwort hatte
sie bereits die letzten drei Wochen gearbeitet. Nach diesem Zeitraum hatte sie
sich das neue Passwort jeweils eingeprägt. Sie beschloss, das auch gleich auf
die Liste zu setzen. Kaja ertappte sich dabei, wie sie ihre Beobachtungen in
Kürzeln festhielt, nachdem sie ihre offizielle Arbeit und den noch zu
vereinbarenden Termin mit Thea aufgeführt hatte. Ich werde langsam aber sicher
paranoid, stöhnte sie. Energisch verdrängte sie alle Gedanken an die
Ungereimtheiten, die sich vor ihr auftürmten.
    Schließlich nahm sie
das Telefon zur Hand und wählte Theas Kurzwahlnummer.
    „Interne Postleitstelle, Thea Marquardt, was kann ich für Sie tun?“,
ertönte Theas rauchige Stimme durchs Telefon.
    „Hallo Thea, ich
bin’s Kaja.“
    „Hallo Kaja, das ist aber eine nette Überraschung. Sag mal, was
treibst du denn, man hört da ja unglaubliche Sachen!“
    „Nicht jetzt Thea, ich erklär dir alles später“, antwortete Kaja
hastig. „Hast du Lust, Zorro und mich auf unserem Mittagsspaziergang zu
begleiten? Ich spendiere dir auch ein belegtes Brötchen“, bat sie ihre
Kollegin.
    „Muss ja wichtig sein, wenn du sogar zu BestechungsMaßnahmen greifst“,
kicherte Thea. „Lass mich schnell nachschauen, wann meine Mittagspause
anfängt“, sagte sie, nun wieder ernst. „Ich sehe hier, dass ich um halb eins
weg kann, vorher geht’s schlecht.“
    „Super, dann also
um halb eins beim Brunnen. Irgendwelche Brötchenwünsche?“
    „Käse“, lautete
die knappe Antwort. Thea war überzeugte Vegetarierin. „Tschüss.“
    „Bis dann.“
    Erleichtert legte Kaja den Hörer auf. Auf Thea war einfach Verlass.
Und wenn es jemanden gab, der wusste, was hier vor sich ging, dann sie. Thea
ging auf die Sechzig zu und regierte die gesamte Schneckenpost, wie der
Briefversand genannt wurde, und den elektronischen Mailverkehr. Sie wurde gleichermaßen
respektiert wie gefürchtet. Trat man ihr nämlich auf die Füsse, konnte es sehr
wohl sein, dass plötzlich irgendwelche vertraulichen Informationen, meist
privater Natur, die Runde machten. Allerdings ging sie dabei stets so diskret
und geschickt vor, dass sie nie offiziell als Quelle bezeichnet werden konnte.
Verstand man sich hingegen gut mit ihr und tolerierte ihre zahlreichen
Marotten, war sie ein loyaler Freund. Gerade in ihrer momentanen Situation war
Kaja ungemein froh, sich zu ihren Freunden zählen zu dürfen.
    Zufrieden, das Treffen mit Thea in die Wege geleitet zu haben, widmete
sich Kaja die nächsten zwei Stunden ihrer aktuellen Arbeit. Sie arbeitete
konzentriert an zwei schon bestehenden Programmen, die sie vor einiger Zeit
selbst entwickelt hatte. Dementsprechend schnell kam sie mit ihrer Arbeit
voran. Als sie fertig war, schaute sie auf ihre Uhr. Erst elf. Dann hatte sie
also noch gut anderthalb Stunden Zeit, ein wenig

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