Die Drachenschwestern
ab.
Hausdrache, dachte Lance erbost, na warte, wir werden ja sehen, wie
ich als Hausdrache funktioniere.
Da vom Drachen gar keine Entgegnung kam, stutzte Kaja und sie beäugte
ihn misstrauisch.
„Du ärgerst dich gar nicht, dass du hier bleiben musst? fragte sie
ihn.
„Nein, nein“,
versicherte der Drache ihr in trügerisch freundlichem Tonfall.
Unschlüssig betrachtete sie ihn. „Hm, ich traue dir zwar nicht über
den Weg, aber ich kann es jetzt nicht ändern. Komm Zorro, wir müssen los.“ Sie
schnappte sich die Autoschlüssel und verließ die Wohnung. In der Tür drehte sie
sich nochmals um, warf Lance eine Kusshand zu, und sagte: „Danke für deine
Kooperationsbereitschaft. So muss ich mir wenigstens um dich keine Sorgen
machen.“ Und weg war sie.
Verdammt, dachte der Drache, wieso musste sie sich auch bei mir
bedanken. Jetzt muss ich mich ja wohl oder übel benehmen, grummelte er vor sich
hin. Unartig zu sein wäre einfacher gewesen, seufzte er. Aber das hält mich
nicht davon ab, sie zu besuchen, beschloss er, nun um einiges vergnügter.
Auf dem Weg zur Arbeit ging Kaja im Kopf nochmals durch, wie sie
vorgehen wollte. Erst einmal musste sie wohl oder übel mit ihrem Chef sprechen.
Sie hoffte, wenigstens dem Abteilungsleiter zu entgehen. Grundsätzlich hatte
sie nichts gegen die Leute von Qubus, aber diesen neuen Vorgesetzten mit seinen
kalten Augen mochte sie nicht. Die Fusion der beiden Firmen schien vernünftig
und gewinnbringend für beide Seiten zu sein. Und doch hatte sich seither alles
eher ins Negative verändert. Sie überlegte einen Moment. Konnte es sein, dass
sie das nur deshalb so empfand, weil sie Mühe hatte mit Veränderungen?
Entschieden schüttelte sie den Kopf. Nein, das war definitiv nicht der Grund.
Diese Schwierigkeiten hatte sie nur im privaten Bereich. Sonst wäre sie ja nie
so eine gute Informatikerin geworden. In diesem Bereich änderte sich ja laufend
alles. Zu ihrer Arbeit fehlte ihr zudem der emotionale Bezug, sah man davon ab,
dass sie auf ihre guten Leistungen zu Recht stolz war. Sie verzog das Gesicht
zu einer Grimasse. Das hatte ihr auch schon einen Rüffel eingebracht. Sie würde
sich zu wenig mit der Firma identifizieren. Ja, ja, ich bin ja nicht
verheiratet mit denen, dachte sie. Okay, weiter im Text, dann werde ich mich an
meine Arbeit machen und unauffällig versuchen herauszufinden, wo sich das
Schwein versteckt.
Und sie beschloss, sich in der Gerüchteküche umzuhören. Das wäre auch
nicht schlecht, denn das bedeutete, sie würde sich zum Mittagessen mit Thea
treffen. Thea arbeitete in der Postabteilung und war bekannt dafür, dass sie
über alles und jeden Bescheid wusste. Vielleicht lässt sie sich ja sogar dazu überreden,
eine Runde mit dem Hund zu drehen, wenn ich ihr ein Sandwich spendiere,
grübelte Kaja, in dem Versuch, alles unter einen Hut zu bringen.
Vor dem Bürogebäude parkte sie ihren Wagen auf einem der internen
Besucherparkplätze und trug sich in die dafür vorgesehene Liste ein. Diese
Parkplätze waren eigentlich für Mitarbeiter gedacht, welche von einer anderen
Zweigstelle kamen, um einen Auftrag zu erledigen oder einer Sitzung
beizuwohnen. Doch da die Kontrollen nicht besonders streng waren und sie eine
heftige Abneigung gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln hatte, die zudem noch
von Zorro geteilt wurde, stellte sie ihren Wagen regelmäßig hier ab.
Sie war froh, dass sie auf dem Weg in ihr Büro erst einmal niemandem
begegnete. Zorro machte es sich, wie er es gewohnt war, unter ihrem
Schreibtisch gemütlich. Sie startete den Computer und schaute sich auf ihrem
Schreibtisch um. Irgendetwas war seltsam. Sie kniff die Augen zusammen und
versuchte, das Gefühl zu analysieren, um herauszufinden, was sie störte. Ihre
Papiere, das war es. Einige Unterlagen, die sie in der Eile auf ihrem
Schreibtisch hatte liegen lassen statt sie vorschriftsmäßig in ihrem Schrank
einzuschließen, lagen fein säuberlich gestapelt auf der rechten Seite der
Arbeitsplatte. Sie selber machte nie ordentliche Stapel. Wahrscheinlich würde
sie das nicht einmal dann schaffen, wenn sie es versuchte. Papiere stapelte
sie, wenn überhaupt, sicher völlig chaotisch. Mit gerunzelter Stirn ging sie
die Möglichkeiten durch: Entweder hatte die Putzmannschaft gewechselt oder
jemand war an ihren Sachen gewesen. Schließlich entschied sie sich für ersteres,
und sei es nur, um das unangenehme Gefühl loszuwerden, in einem zweitklassigen
Industriespionagefilm gelandet zu
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