Die Drachenschwestern
gar nirgends hinstellen.“
„Kann ich dir etwas helfen? Wir können sonst auch in der Küche Tee
trinken und uns unterhalten. Dann musst du hier nicht extra alles aufräumen.“
Miri lachte laut.
„So spricht jemand, der noch nie meine Küche gesehen hat. Komm mit.“
Sie ging voraus und neugierig folgte Kaja ihr. Beziehungsweise folgte
ihr bis zur Tür. Die Küche war nämlich nur mit Miri darin bereits schon mehr
als voll. Der kleine Raum war komplett ausgefüllt mit einem großen amerikanischen
Kühlschrank und einer kleinen, altmodischen Küchenzeile mit zwei Herdplatten.
Über dem Abwaschbecken befand sich ein winziges Fenster, auf dessen
Fensterbrett sich Töpfe mit frischen Kräutern befanden. Miri drehte sich um,
ein Tablett mit einem Krug dampfenden Tee darauf, sowie zwei schon etwas
angeschlagene Tassen. Kaja konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen.
„Ups, das war knapp, nicht
schon wieder ein Zusammenstoss“, meinte Miri.
„Ach ja, wie geht es eigentlich deinen Verletzungen. Tut mir leid, dass
ich nicht früher gefragt habe. Ich war zu beschäftigt damit, deine Wohnung zu
bestaunen.“
„Das ist schon okay. Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand so
begeistert ist von meiner Wohnung, das übertrifft alle guten Besserungswünsche.
Mal abgesehen davon, dass schon fast alles verheilt ist.“ Sie drehte den Kopf
ein wenig, um Kaja die Narbe zu zeigen, die tatsächlich schon sehr schön aussah,
wenn man von dem großen, inzwischen gelbschillernden Bluterguss rundherum mal
absah.
„Nur so nebenbei, wie geht es eigentlich deinem Drachen? Es wundert
mich, dass er nicht mitgekommen ist.“
Kaja zog eine Augenbraue hoch. „Hatten wir uns nicht darauf geeinigt,
dass da kein Drache war?“
Miri grinste. „Nö, so wie ich das in Erinnerung habe, hast du darauf
bestanden, dass da kein Drache war. Und ich habe irgendwann einfach aufgehört, dich
mit Fragen über ihn zu löchern. Das heißt nicht, dass ich meine Meinung
geändert habe. Ich weiß schließlich was ich gesehen habe.“
„Und das sagt jemand, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade erheblich
den Kopf gestoßen hatte“, stöhnte Kaja gespielt verzweifelt. „Aber okay, wenn du
darauf bestehst, können wir auch über imaginäre Drachen sprechen.“
Miri warf ein Kissen nach ihr, dem sie lachend auswich. Nachdem der
Heiterkeitsausbruch vorüber war, nahmen beide etwas verlegen einen Schluck Tee.
„Also, ich freu mich so oder so, dass du vorbeigekommen bist. Mir kommt es
nämlich so vor, als würden wir uns schon ewig kennen.“
„Mir auch“,
erwiderte Kaja spontan und etwas verwundert. „Ist das nicht seltsam?“
„Auch nicht seltsamer als ein Drache im Bekanntenkreis zu haben,
oder?“ Miri blickte sie bedeutungsvoll an. „Versteh mich nicht falsch, aber
können wir das Theater nicht aufhören? Für so was bin ich einfach zu
ungeduldig“, schloss sie temperamentvoll. „Ich will dir deinen Drachen ja nicht
wegnehmen.“
Kaja wurde rot. „Ja ich weiß, entschuldige. Es ist nur so, dass dieses
Drachenthema für mich extrem persönlich ist. Und ich bin es überhaupt nicht
gewohnt, mit irgendjemandem darüber zu sprechen. Ich kann mich ja nicht einmal
mit Mémé darüber unterhalten, ohne schnippisch zu werden. Und ich kann ja zu
einem gewissen Grad noch akzeptieren, dass er zu mir gehört. Aber wenn jetzt
plötzlich andere Leute auch noch anfangen Lance, so heißt er, zu sehen, das macht
das Ganze einfach ein kleines bisschen zu real.“
„Wer ist denn Mémé?“, wollte
Miri wissen.
„Mémé ist meine Großmutter.“
„Und sie sieht deinen Drachen auch?“
„So wie es scheint habe ich den Drachen von ihr sozusagen geerbt“,
antwortete Kaja mürrisch. „Siehst du, kaum spreche ich über Lance, vergesse ich
meine guten Manieren und werde völlig unleidig. Ich kann es auch kaum fassen,
dass ich dir all diese Dinge erzähle und du völlig ungerührt dasitzt.“
„Tja, ich glaube, wenn ich nicht eine eigene Vorgeschichte hätte und
letzte Woche tatsächlich zum ersten Mal einen Drachen gesehen hätte, würde ich
wohl auch nicht so locker drauf sein. Aber wie es nun einmal ist, habe ich
bereits einige Drachenerfahrung.“
„Du klingst, als würdest du einfach über ein exotisches Haustier
sprechen“, stellte Kaja amüsiert fest.
„Auf keinen Fall“, verteidigte sich Miri entrüstet. „Ich nehme an, du
konntest selber bereits feststellen, dass die Drachen einen eigenen Kopf
haben.“
„Das kannst du wohl laut
sagen“,
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