Die drei !!!, 16, Total verknallt!
wehgetan?«
»Halb so wild«, sagte Marie. Viel schlimmer als die Dornen der Rose war der Schmerz, der sich seit Wochen wie ein Widerhaken in ihr Herz gebohrt hatte und sich einfach nicht entfernen ließ. »Lieb von dir«, murmelte sie und nahm die Rose vorsichtig entgegen, um sich nicht auch noch die Hand zu zerkratzen. Dann wusste sie nicht, wohin damit, weil sie zum Rodeln keine Tasche mitgenommen hatte.
»Du kannst sie ja an deinem Schlitten befestigen«, schlug Holger vor. »Warte, ich helf dir.« Er ging in die Knie und fädelte die Rose in die Schlaufe am linken vorderen Holm ein. Dabei achtete er sorgfältig darauf, die Blütenblätter nicht zu verletzen.
Marie sah ihm dabei zu und war plötzlich gerührt. Kein Junge, den sie kannte, war so aufmerksam und liebevoll wie Holger. Er war wirklich etwas ganz Besonderes. Warum war sie nicht das glücklichste Mädchen der ganzen Stadt? Marie unterdrückte einen tiefen Seufzer.
»Fertig!« Holger klopfte sich den Schnee von der schwarzen Skihose und lächelte sie an. Seine grünen Augen schimmerten durch die Reflexion des Schnees, als er leise sagte: »Deine Valentinskarte hat mich echt umgehauen. Erst wollte ich dich sofort anrufen, aber dann dachte ich, ich bedanke mich lieber persönlich bei dir.« Er kam näher und nahm ihr Gesicht in beide Hände. Seine Haut fühlte sich kalt und rau an, und plötzlich wurde Marie alles zu viel. Sie drehte den Kopf zur Seite, und Holgers Kuss, der eigentlich für ihren Mund bestimmt gewesen war, landete stattdessen auf ihrer Wange.
»Ich glaube, wir sollten lieber losgehen«, sagte sie betont munter. »Mittags soll es wieder schneien. Es könnte sogar einen Schneesturm geben, haben sie heute Morgen im Wetterbericht gesagt.« Den Schneesturm hatte sie spontan dazugedichtet und hoffte bloß, dass Holger nicht auch den Wetterbericht gehört hatte.
»Okay«, sagte er nur. In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit, als er losstapfte und in den Waldweg einbog, der zur Rodelbahn führte.
Marie folgte ihm und zog ihren neuen Schlitten hinter sich her. Sie merkte sein Gewicht kaum. Mühelos glitt er über den Schnee, selbst als es langsam aufwärts ging. Das lag bestimmt an den tollen Flachschienen. Ihr Vater hatte ihr von den hervorragenden Laufeigenschaften des Schlittens vorgeschwärmt und von der Sitzdecke aus reißfestem, blauem Kunststoffsegeltuch, das sogar höhenverstellbar war.
Noch war der Weg so breit, dass sie nebeneinander gehen konnten. Erst jetzt merkte Marie, wie kalt es heute wirklich war. Beim Ausatmen quollen weiße Wölkchen aus ihrem Mund, und ihre Finger wurden trotz der wattierten Fäustlinge nicht richtig warm. Kein Wunder, dassHolger und sie hier die Einzigen weit und breit waren. Die meisten Pärchen verbrachten den Valentinstag wahrscheinlich lieber in einem warmen, gemütlichen Café.
Holger sah Marie von der Seite an und räusperte sich: »Wie geht’s dir denn so? Was macht die Schule?«
Marie biss sich auf die Lippen. Eine solche Frage hätte auch Kims Mutter stellen können. War es schon soweit? Hatten sie sich mittlerweile gar nichts mehr zu sagen?
»Alles paletti«, sagte sie kurz angebunden. »Und bei dir? Wie war eigentlich die Matheklausur? Du hast gar nichts davon erzählt.«
Holger seufzte. »Ganz schlechtes Thema. Ich will uns lieber nicht den Tag verderben.«
»Verstehe.« Marie suchte nach einem neuen, unverfänglichen Gesprächsstoff, aber ihr fiel nichts ein.
Auch Holger blieb stumm. Das Schweigen dehnte sich aus. Je länger es dauerte, um so mehr kam es Marie wie eine unüberwindliche Gletscherspalte vor.
Zum Glück wurde der Aufstieg jetzt sehr steil. Trotz ihres leichten Schlittens kam Marie bald außer Puste. Selbst Holgers Atem ging schneller, obwohl er ziemlich durchtrainiert und eindeutig der Sportlichere von ihnen beiden war. Unter normalen Umständen hätte Marie bestimmt über die schweißtreibende Angelegenheit gestöhnt, aber heute war sie ihr nur recht. So musste sie wenigstens nicht dauernd überlegen, wie sie krampfhaft das Gespräch am Laufen halten sollte.
Ein verliebtes Paar, das der Kälte trotzte und eng umschlungen auf einem Schlitten saß, sauste neben ihnen johlend die Bahn hinunter und winkte ihnen zu. »Schönen Valentinstag!«, brüllte der Junge und zeigte auf die rote Rose an Maries Schlitten.
»Euch auch!«, rief Marie und winkte zurück.
Von weitem sahen Holger und sie wahrscheinlich tatsächlich wie ein verliebtes Paar aus, das glücklich war,
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