Die drei !!!, 16, Total verknallt!
den Valentinstag gemeinsam zu verbringen.
Da drehte sich Holger zu ihr um. Feine Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. »Alles klar bei dir?«, fragte er. »Geht’s noch?« Obwohl er zwei Meter entfernt von ihr stand, war es Marie immer noch zu nah.
»Natürlich.« Sie blinzelte gegen die Sonne, die ihr direkt ins Gesicht schien. Da fiel ihr ein, dass sie ja ihre Sonnenbrille dabei hatte. Sie holte sie aus ihrer Anoraktasche und setzte sie auf. Sofort rückte Holger in wohltuende Ferne. Auch seine grünen Augen glitzerten nun zum Glück nicht mehr so stark. Außerdem hatte die Brille den Vorteil, dass sie außen silbern verspiegelt war und Holger sie umgekehrt überhaupt nicht mehr erkennen konnte.
Er hatte sich wieder umgedreht und stapfte weiter. Kurz darauf erreichten sie den Waldrand und kamen zu einer Hügelkuppe. Tief verschneit lag eine flach ansteigende Wiese vor ihnen. Und dann sahen sie auch schon die rote Fahne, die den Anfang der Rodelbahn markierte. Automatisch beschleunigten sie ihre Schritte und stemmten sich dem eisigen Wind entgegen, der ihnen hier oben ins Gesicht blies.
Holger brachte seinen einfachen Holzschlitten in Startposition. »Willst du zuerst fahren?«, fragte er höflich.
Marie schüttelte den Kopf. »Fahr du lieber. Du bist bestimmt schneller.«
»Okay.« Holger setzte sich auf seinen Schlitten. Plötzlich schien er es eilig zu haben, von Marie weg zu kommen. Mit energischen Tritten in den Schnee holte er Schwung. Als sein Schlitten in Fahrt kam, stellte er die Füße auf dieKufen und legte sich flach auf den Rücken, um das Tempo zu steigern.
Marie wartete, bis er hinter der Hügelkuppe verschwunden war. Dann setzte sie sich auf ihren Schlitten und ließ sich extra viel Zeit mit dem Verstellen der Sitzhöhe, bis sie endlich hundertprozentig passte. Die paar Minuten ohne Bewegung genügten, dass sie trotz Sonne sofort wieder anfing zu frieren. Die Kälte drang unbarmherzig durch ihre dicke Daunenjacke und weiter bis tief in ihr Herz. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich einsam und verlassen. Der Wind trieb Marie die Tränen in die Augen. Erst waren es nur zwei oder drei, doch dann kamen immer mehr. Aber sie konnte doch jetzt nicht weinen und total verheult unten bei Holger ankommen! Schnell wischte sich Marie die Tränen aus dem Gesicht und atmete dreimal tief durch, bis die Kälte in ihre Lungenflügel strömte. Der körperliche Schock war so groß, dass sie endlich losfahren konnte.
Schon auf dem ersten flachen Stück wurde der Schlitten ziemlich schnell. Nach der Kuppe kam er erst richtig in Fahrt. Jetzt bereute Marie die »hervorragenden Laufeigenschaften der Flachschienen«. Verzweifelt verkantete sie ihre Füße im Schnee, aber es half nicht wirklich. Nahezu ungebremst raste ihr Schlitten die Waldabfahrt hinunter. Maries Haare wehten wie eine Fahne hinter ihr her. Vor ihr wirbelten Eiskristalle auf und hüllten sie in eine Schneewolke, sodass sie kaum erkennen konnte, wie die Bahn verlief. Wie Nadelstiche brannten die hart gefrorenen Schneekristalle auf ihrer Haut. Marie klammerte ihre Hände um die Schlaufen an den vorderen Holmen und versuchte, den Schlitten gerade zu halten. In den Kurven war das alles andere als leicht. Mehrere Male fing derSchlitten an zu schlingern, und Marie sah sich schon kopfüber in den Tiefschnee stürzen oder gegen einen Baum knallen. Aber offenbar hatte sie heute gleich mehrere Schutzengel dabei. Wie durch ein Wunder überstand sie auch die letzte Haarnadelkurve und sauste in Schussfahrt ins Ziel.
Als sie abgebremst hatte und aus ihrer Schneewolke wieder auftauchte, pfiff Holger anerkennend durch die Zähne. »Du solltest das profimäßig machen, dann hast du bei den nächsten Olympischen Winterspielen bestimmt gute Chancen.«
Marie nahm ihre Sonnenbrille ab und verzog das Gesicht. Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen, und ihr ganzer Körper schmerzte von der Anspannung und Kälte. »Danke, kein Bedarf«, japste sie, während sie sich den Schnee von ihrem Anorak klopfte. »Außerdem weißt du doch, dass ich schon andere Zukunftspläne habe.«
Holger nickte. »Stimmt. Du wirst entweder Detektivin oder Schauspielerin.« Auf einmal legte sich ein Schatten auf sein Gesicht. »Wer weiß, ob du dann überhaupt noch mit mir zusammen sein willst, wenn du erst mal berühmt bist …«
»So ein Quatsch!«, sagte Marie, aber es klang nicht gerade überzeugend. So weit in die Zukunft wollte sie eigentlich überhaupt nicht planen, beruflich nicht
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