Die drei !!!, 16, Total verknallt!
darüber zerbrochen, warum Michi plötzlich abgehauen war, aber ihr war keine plausible Erklärung eingefallen. Wieso schickte er ihr erst Rosen und einen Liebesbrief, überraschte sie mit seinem Besuch und rannte dann einfach weg? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn! Kim hatte es dreimal auf seinem Handy probiert, aber er war nicht rangegangen. Sie hatte keine Lust, ihm ständig hinterherzutelefonieren, darum wartete sie jetzt einfach ab und stopfte währenddessen Unmengen an Kalorien in sich hinein. Wenn das so weiterging, würde sie bald nicht mehr in ihre Lieblingsjeans passen …
Als Kim gerade überlegte, ob sie sich noch eine Packung Lakritzschnecken aus der Küche holen sollte, stürmten die Zwillinge in ihr Zimmer.
»Könnt ihr nicht anklopfen?«, schimpfte Kim. Es war immer dasselbe: Ben und Lukas hielten sich nicht mal an die grundlegendsten Höflichkeitsregeln. »Was wollt ihr?«
»Nichts.« Lukas schielte zu dem Rosenstrauß auf Kims Schreibtisch hinüber. »Schöner Strauß übrigens. Da hat Michi sich ganz schön ins Zeug gelegt, was?«
Kim zuckte mit den Schultern. »Schon möglich.«
»Diese langstieligen Rosen sind ja irre teuer«, fügte Ben hinzu. »Hast du eine Ahnung, was so ein Strauß kostet?«
»Interessiert mich nicht«, sagte Kim. »Zieht endlich Leine.«
»Wann kommt Michi denn mal wieder vorbei?«, wollte Lukas wissen.
»Keine Ahnung.« Langsam wurde Kim sauer. Warum mussten die Zwillinge ausgerechnet heute auf ihren Nerven herumtrampeln und lauter blöde Fragen stellen? »Ehrlich gesagt ist mir das auch egal. Wenn ihr’s genau wissen wollt: Michi und ich haben uns gestritten. Seid ihr jetzt zufrieden?« Sie wartete auf einen dummen Kommentar, aber der blieb aus. Stattdessen machten die Zwillinge betroffene Gesichter.
»Warum habt ihr euch denn gestritten?«, wollte Ben wissen. »Ging’s dabei um den Rosenstrauß?«
»Jetzt reicht’s aber!«, rief Kim ärgerlich. »Kümmert euch gefälligst um euren eigenen Kram und lasst mich in Ruhe, okay?«
Die Zwillinge zogen ab wie zwei begossene Pudel, ohne eine einzige freche Bemerkung zu machen. Bevor sich Kim darüber wundern konnte, klingelte es an der Haustür. Kim sprang auf und rannte die Treppe hinunter. Ihr Herz klopfte wie verrückt. Vielleicht war es ja Michi! Bestimmt war er endlich zur Vernunft gekommen und wollte sich bei ihr entschuldigen.
Doch vor der Tür stand eine Frau mit blonder Kurzhaarfrisur. Sie hatte sich einen grünen Schal um den Kopf geschlungen, und ihre Augen waren hinter einer übergroßen Sonnenbrille verborgen.
»Juliane?«, fragte Kim unsicher. Die Frau nickte und nahm die Sonnenbrille ab. Es war tatsächlich Juliane Evert, die beste Freundin von Frau Jülich. Kim hätte sie fast nicht erkannt. Sie war sehr blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sie sah aus, als hätte sie nächtelang nicht geschlafen.
»Ist Brigitte da?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte leicht. »Ich muss sie unbedingt sprechen.«
»Mama ist einkaufen«, sagte Kim. »Aber sie müsste bald zurück sein. Willst du hier auf sie warten?«
Juliane zögerte einen Moment, dann nickte sie. »Gerne.«
Kim führte die Freundin ihrer Mutter ins Wohnzimmer. Als Juliane ihren Mantel auszog und den Schal ablegte, fiel Kim auf, wie dünn sie geworden war. Kim kannte Juliane Evert schon fast ihr ganzes Leben lang. Als kleines Mädchen hatte sie mit ihr im Garten Verstecken gespielt und beim Kaffeetrinken auf ihrem Schoß gesessen. Eigentlich war Juliane ein sehr fröhlicher und unbeschwerter Mensch, ganz anders als Kims Mutter, die meistens beherrscht und eher ernst war. Vielleicht verstanden sich die beiden deswegen so gut.
»Möchtest du was trinken?«, fragte Kim.
Juliane winkte ab. »Nein danke, nicht nötig.« Sie ließ sich aufs Sofa fallen und rieb sich die Schläfen.
»Geht’s dir nicht gut?« Kim warf der Freundin ihrer Mutter einen besorgten Blick zu.
»Ist schon in Ordnung.« Juliane seufzte. »Ich hab in letzter Zeit öfter Migräne – schrecklich, sag ich dir, das wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind.«
»Tut mir leid.« Kim setzte sich auf einen Sessel. »Du siehstauch ziemlich gestresst aus. Vielleicht hast du ja einen verspannten Nacken, davon bekommt man schnell Kopfschmerzen. Alfons sollte dich mal massieren.« Alfons war Julianes Mann. Die beiden waren schon seit Ewigkeiten zusammen. Alfons arbeitete bei einer Bank und war immer unheimlich beschäftigt. Aber wenn er Juliane hin und wieder zum Grillen
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