Die drei !!!, 16, Total verknallt!
ihr? Oh nein! Wie sollte sie da bloß wieder rauskommen?
Endlich fiel ihr etwas ein. »Ich bin nicht so eine Schauspielzicke, weißt du. Ich wollte nichts Schlechtes über Lola sagen. Ich finde, sie ist eine tolle Schauspielerin. Trotzdem weiß ich, dass wir nie beste Freundinnen werden. Das müssen wir auch gar nicht, ich hab nämlich schon zwei beste Freundinnen: Kim und Franzi. Wir haben einen Detektivclub und sind ziemlich erfolgreich.«
»Echt?«, fragte Adrian. »Das klingt ja spannend. Erzähldoch mal!«
»Gern«, sagte Marie und berichtete, wie die drei !!! zusammengekommen waren und wie viele Fälle sie schon gelöst hatten. Dann kramte sie nach ihrem Geldbeutel und zog eine leicht zerknitterte Karte heraus. »Hier, sieh mal: Das ist unsere Visitenkarte.«
Während Adrian interessiert den Text auf der Karte las, musste Marie in sich hineingrinsen. Sie hatte die gefährliche Flirtfalle geschickt umschifft!
Marie hatte sich so sehr auf die Probe gefreut, auf ein bisschen Ablenkung nach all den Katastrophen, vielleicht sogar auf ein weiteres Lob vom Regisseur. Aber es kam leider alles ganz anders.
»Die Kellner brauche ich heute nicht«, sagte Walter gleich bei der Begrüßung. »Ich möchte heute die fünfte Szene proben, die Stelle, wo Inés erzählt, warum sie in der Hölle ist.«
»Heißt das, wir können gehen?«, fragte Sandra enttäuscht.
Der Regisseur zuckte mit den Schultern. »Wie ihr wollt. Ihr könnt natürlich gerne zusehen, wenn es euch interessiert. Tut mir leid, dass ich euch umsonst herbestellt habe, ich musste kurzfristig den Probenplan ändern.«
Sandra und Theo sahen sich unschlüssig an. Nach einigem Hin und Her entschieden sie sich dann doch zu gehen. Marie wollte lieber bleiben und setzte sich in die erste Reihe des Zuschauerraums. Wenn sie schon nicht selber spielen durfte, wollte sie wenigstens Inés sehen. Sie war neugierig auf die dritte Hauptdarstellerin.
Nicki, die die Inés verkörperte, war das glatte Gegenteil von Lola: Sie hatte kurze hellbraune Haare, war sehr groß, hager und sah fast aus wie ein Junge.
»Wo soll ich anfangen?«, fragte sie.
Walter warf einen Blick in sein Textbuch. »Da, wo du zu Garcin sagst: ›Nein, Sie sind nicht gemein.‹ Hast du das?«
»Ja«, sagte Nicki. Adrian, Lola und Nicki gingen auf ihre Positionen. Lola stellte sich an den rechten vorderen Rand der Bühne, mit dem Rücken zu Adrian und Nicki, die sich direkt gegenüberstanden. Im Zuschauerraum wurde es still.
Inés warf Garcin einen spöttischen Blick zu. »Nein, Sie sind nicht gemein. Das ist etwas anderes.«
»Was denn?«, fragte Garcin neugierig.
Inés winkte ab. »Das sage ich Ihnen später. Ich bin gemein: Das heißt, ich kann nur existieren, wenn die anderen leiden. Eine Fackel. Eine Fackel in den Herzen. Wenn ich ganz allein bin, verlösche ich …«
Den Rest hörte Marie nicht mehr. Plötzlich wurde ihr schlecht. Sie war genauso wie Inés! Sie war auch eine Fackel, eine Fackel in Holgers Herz! Sie hätte ihn nie so verletzen dürfen, sie hätte ihn nicht stehen lassen dürfen im Schnee und in der grausamen Kälte. Wie hatte sie nur so gemein zu ihm sein können?
Nach der Probe stand Marie wie gerädert auf. Nie hätte sie gedacht, dass dieses Stück ihr so an die Nieren gehen würde. Sie hätte doch lieber gleich gehen sollen, wie Sandra und Theo. Jetzt wollte sie nur noch eins: nach Hause!
Hastig zog sie ihre Daunenjacke an, vermied es, in Adrians Richtung zu sehen, und steuerte zielstrebig auf den Ausgang zu. Als sie die schwere Tür zum Foyer aufmachte, prallte sie mit jemandem zusammen, der gerade hineingehen wollte.
»Entschuldigung!« Marie wollte schnell vorbeischlüpfen, da hörte sie eine vertraute Stimme.
»Warte doch, Marie!« Es war Holger.
Marie wurde blass. Vor lauter Scham wäre sie am liebsten im Boden versunken. »W…was machst du denn hier?«, stammelte sie.
Holger sah sie traurig an. »Ich wollte dich abholen und mit dir reden. Hast du kurz Zeit?«
»Natürlich«, sagte Marie. »Aber lass uns rausgehen vor die Tür, ja?« Sie knöpfte ihre Jacke bis oben zu. Trotzdem wurde ihr eiskalt, noch bevor sie im Freien waren.
Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Der angetaute Schnee auf den Steinstufen hatte sich in ekligen grauen Matsch verwandelt. Auch der Himmel war jetzt grau in grau. Schweigend stapften Marie und Holger die Treppe hinunter und gingen auf dem Vorplatz hin und her. Marie traute sich nicht, Holger anzusehen, seine
Weitere Kostenlose Bücher