Die drei !!!, 17, Gefährliche Fracht
Gang, an dessen Ende ein großer, fast leerer Raum war. Außer kahlen grauen Wänden gab es dort nichts als einen runden Tisch in der Mitte, einen Schrank und ein kleines Fenster neben der Tür, durch das man auf den Ankunftsbereich mit den Gates hinaussehen konnte.
Die Polizeibeamten wuchteten das Gepäck in den Zollraum. Einen der beiden Rollkoffer legten sie gleich auf den Tisch. Jetzt wehrten Flo und Lutz sich nicht mehr. Mit bleichen Gesichtern starrten sie auf den Rollkoffer, als ob es sich dabei um ihren eigenen Sarg handeln würde.
Kommissar Peters legte dem Zollbeamten eine Hand auf die Schulter. »Sehr gut. Dann legen Sie mal los. Das volle Programm, bitte!«
Der Zollbeamte grinste. »Worauf Sie sich verlassen können!« Genüsslich drehte er sich zu den Schmugglern um. »Die Zahlenkombination des Schlosses kennen Sie bestimmt am besten.«
Lutz nickte. Mit zitternden Fingern drehte er an den Rädchen. Kurz darauf machte es leise »Klick«, und das silberne Schloss war offen.
»Vielen Dank«, sagte der Zollbeamte. »Sehr freundlich.« Er beugte sich über den Koffer und zog am Reißverschluss.
Kim, Franzi und Marie schoben sich zwischen den Polizeibeamten durch, um einen besseren Überblick zu haben. Endlich war der Moment da, auf den sie so lange gewartet hatten. Kim bekam wieder feuchte Hände, Franzis Puls hämmerte, und Marie drehte dauernd eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern, ohne es zu merken.
Die zwei Hälften des Koffers klappten auseinander. Ein Kleiderberg quoll heraus. Eigentlich ganz normale Klamotten: schmutzige Pullis, zusammengerollte Socken, T-Shirts und so weiter. Wenn sich der Berg nicht plötzlich bewegt hätte … Beinahe hätte Marie vor Schreck einen Schrei losgelassen.
»Na, was haben wir denn da?«, sagte der Zollbeamte. Er griff nach einem Leinenbeutel, der zwischen zwei Pullis gesteckt hatte. Der Beutel hatte merkwürdige Ausbuchtungen, erst beulte er sich an einer Stelle aus, dann an einer anderen.
Franzi bekam eine Gänsehaut. Das war doch nicht etwa … das konnte doch nicht sein, oder?
Leider bestätigte sich ihre Vermutung. Der Zollbeamte öffnete den Beutel kurz, und schon kam ein knallgrüner Schlangenkopf heraus. Kim griff nach Franzis Hand und drückte sie so fest, bis Franzi »Autsch!« rief. Träge wand sich die Schlange hin und her. Sie ließ ihr Maul zum Glück geschlossen, zischte nicht und biss auch nicht zu.
»Betäubt, nehme ich an?« Der Zollbeamte sah die Schmuggler fragend an. Flo und Lutz nickten stumm.
Der Zollbeamte durchsuchte systematisch den restlichen Inhalt des Koffers. Man merkte ihm die Routine an, die er in solchen Sachen hatte. Zielsicher stöberte er die richtigen Verstecke auf. Kim, Franzi und Marie fielen fast die Augen aus dem Kopf. Sie konnten es nicht glauben, was er da alles zutage förderte: zwei winzige Frösche in einer Kaffeedose. Eine Schildkröte, die mit Klebeband an der Innenseite des Koffers befestigt war. Eine weitere Schlange, diesmal in ein T-Shirt gewickelt. Und ein völlig verängstigter Rotrücken-Totenkopfaffe.
Franzi hätte das arme Tierchen am liebsten sofort in den Arm genommen und gestreichelt, aber das ging natürlich nicht. Alle geschmuggelten Tiere kamen in Käfige, die der Zollbeamte aus dem Schrank holte.
Aber die Suche war noch nicht zu Ende. Auch im zweiten Rollkoffer, den Rucksäcken und den Reisetaschen steckten exotische Tiere: weitere Frösche, Geckos, wieder Schlangen und dazu noch drei Vogelspinnen sowie ein Vogelpärchen mit bunt schillernden Federn.
Aber der grausamste Fund kam ganz am Schluss. Als der Zollbeamte den Reißverschluss der letzten Reisetasche öffnete, tauchte plötzlich ein hundeförmiger knochiger Schädel auf. Ein hellbrauner Schädel mit dunkelbraunen Flecken und scheinbar unbeweglichen Augen, die Franzi schon einmal gesehen hatte und nie mehr vergessen würde. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, als die Augen sie anstarrten. Dann riss das Tier sein Maul auf, gähnte und zeigte dabei seine spitzen, messerscharfen Zähne.
»Ein Brauen-Glattstirnkaiman«, flüsterte Franzi tonlos.
Kim wich automatisch einen Schritt zurück. Marie sah nur ganz kurz hin, dann musste sie den Kopf wegdrehen, weil ihr sonst schlecht geworden wäre.
Selbst der Zollbeamte schluckte. So ein gefährliches Tier entdeckte auch er anscheinend nicht alle Tage. »Das fasse ich nicht an«, sagte er. »Das müssen Sie schon selber in den Käfig befördern.«
Lutz schnaufte verächtlich.
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