Die drei !!!, 20, Beutejagd am Geistersee
schon das Neueste gehört? Karl Niemann ist wieder im Ort!«
Kim, die die Unterhaltung unfreiwillig mitgehört hatte, weil beide Damen offenbar schwerhörig waren und sehr laut sprachen, horchte auf. Sie sah aus den Augenwinkeln, wie Ottilie ungläubig den Kopf schüttelte.
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte sie. »Ich dachte, den haben sie für immer weggesperrt.«
»Eben nicht.« Berta zeigte triumphierend – und ziemlich auffällig – zum Café hinüber. »Da drüben sitzt er. Karl Niemann wie er leibt und lebt. Ich habe ihn sofort erkannt, auch wenn er im Lauf der Jahre ziemlich rundlich geworden ist. Und weniger Haare hat er auch.«
Ottilie schüttelte den Kopf. »Dass der sich wieder hertraut, nach allem, was gewesen ist.«
»Ich frage mich, was er hier will«, überlegte Berta. »Hoffentlich verschwindet er bald wieder. Solche Leute ändern sich nie. Einmal Verbrecher, immer Verbrecher. Ich werde jedenfalls erst wieder ruhig schlafen, wenn er den Ort verlassen hat. Da kann man sich ja nicht mehr sicher fühlen …«
Kim warf Franzi und Marie einen Blick zu und sah, dass sie ebenfalls gebannt lauschten. Offenbar waren sie an zwei ausgesprochene Tratschtanten geraten. Was für ein Glück! Hoffentlich erzählten die beiden noch mehr über diesen Karl. Bis jetzt konnte sich Kim keinen richtigen Reim auf die Sache machen.
Doch leider erschien nun die Bedienung und brachte jeder der Damen ein Kännchen Kaffee, ein Stück Sahnetorte und einen Kirschlikör. Berta und Ottilie machten sich über ihre Tortenstücke her und unterhielten sich zwischen zwei Bissen über verschiedene Bekannte. Karl Niemann erwähnten sie nicht mehr.
»Wenn das nicht interessant war«, sagte Franzi leise. »Dieser Karl stammt offensichtlich aus dem Ort. Und er hat Dreck am Stecken.«
»Aber was wollte er von Clarissa?« Kim schüttelte verwirrt den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Kims Hände zitterten, als sie es aus der Tasche zog. Ein Anruf von Michi! Kim sprang auf und schlängelte sich zwischen den voll besetzten Tischen der Eisdiele hindurch. Erst als sie das Gewühl hinter sich gelassen hatte, nahm sie das Gespräch entgegen.
»Hallo, Michi?«, rief sie etwas atemlos, während sie auf den Brunnen zusteuerte, der sich mitten auf dem Marktplatz befand. »Geht’s dir gut? Ist alles in Ordnung?«
»Was soll denn nicht in Ordnung sein?« Michis Stimme klang weder verschnupft noch heiser. Offenbar war er nicht krank. »Hallo erstmal. Tut mir leid, dass ich mich nicht eher gemeldet habe, aber ich hab’ gerade erst Feierabend gemacht. In der Eisdiele war die Hölle los, kannst du dir ja vorstellen bei dem Wetter …«
Kim ließ sich auf dem Rand des Brunnens nieder. Hinter ihr plätscherte Wasser aus dem Maul eines steinernen Fisches in den Brunnen. »Wo hast du denn gestern Abend gesteckt?« Sie konnte nicht verhindern, dass sich ein vorwurfsvoller Ton in ihre Stimme schlich. »Ich konnte dich nicht erreichen und hab’ mir Sorgen gemacht.«
»Ich war nach der Arbeit noch im Kino«, erzählte Michi. »Da musste ich natürlich mein Handy ausstellen.«
»Ach so.« Kim war erleichtert. Gut, dass nichts Schlimmes passiert war. »Warst du mit Rolf unterwegs? Welchen Film habt ihr denn gesehen?« Rolf war ein guter Freund von Michi, mit dem er öfter etwas unternahm.
Michi zögerte kurz. »Nein, ich war nicht mit Rolf im Kino, sondern mit Giovannis Tochter.«
»Wie bitte?«, krächzte Kim. Ihre Stimme funktionierte plötzlich nicht mehr richtig. Giovanni war der Besitzer der Eisdiele und Michis Chef, und seine Tochter war – Paola! Die Vollblut-Italienerin mit der schwarzen Mähne und den feurigen Augen! Kim wurde schwindelig. Sie musste sich am Brunnenrand festhalten, um nicht umzukippen.
»Giovanni hat gefragt, ob ich mich ein bisschen um sie kümmern kann. Da konnte ich natürlich schlecht nein sagen.« Michi tat so, als wäre das völlig normal.
Kim versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Das konnte doch nicht wahr sein! »Du … du sollst dich um Giovannis Tochter kümmern?«
»Genau. Sie langweilt sich in den Ferien, und sie liegt mir schon die ganze Zeit damit in den Ohren, dass wir mal was zusammen unternehmen sollen. Ich glaube, sie ist ein bisschen in mich verknallt.« Michi lachte. Er schien das auch noch witzig zu finden!
»Freut mich, dass du dich so gut amüsierst!«, zischte Kim. Die Wut gab ihr Kraft, und das Schwindelgefühl verschwand. »Du kommst ja scheinbar
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